Hagen-Mitte. . Die Volme in Hagen ist vor Jahren renaturiert worden. Über eine Treppe mit Wasserspiel sollte der Fluss erlebbar werden. Jetzt wird das Projekt zum Treppenwitz.
Die muntere Artenvielfalt im und am Wasser wird’s nicht beeinträchtigen. Aber am einstigen Stolz-Projekt „Renaturierte Volme“ in der Hagener Innenstadt guckt der Mensch in die Röhre. Ein Uferweg, der kaum passierbar ist. Abgänge, die nicht genutzt werden dürfen. Und ein ehemals prachtvoller Treppenkomplex nebst aufwendigem Wasserspiel, aus dessen Fugen eine braune Soße das helle Pflaster verunreinigt.
„Erlebbar ist da nichts“, sagt Horst Fichtel mit Blick auf den Innenstadtfluss, der vor Jahren in einem Betonbecken durch die Stadt geführt wurde und dann für 2,5 Millionen Euro (950.000 Euro für die Rathaustreppe sind nicht enthalten) aus dem Dornröschenschlaf erweckt werden sollte. Biologisch angesichts der Tierwelt durchaus ein Erfolg, für das Auge des menschlichen Betrachters, wie Fichtel findet, eine Zumutung.
Stadttöchter erklären sich für nicht zuständig
Beispiel Rathaustreppe: Hier soll der Bürger eigentlich verweilen und den Aufenthalt am Fluss genießen. Da, wo er sitzen soll, der Bürger, ist es dreckig. Aus den Ritzen tritt eine braune Flüssigkeit hervor. Und niemand fühlt sich verantwortlich. Matthias Hegerding, Fachbereich Bau beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), verweist auf die Gebäudewirtschaft Hagen (GWH), die sich um städtische Immobilien kümmert. Und Ulrich Bald (GWH) erklärt sich für unzuständig und bringt wieder den WBH ins Spiel.
Teil eines Kunstwerks
Die „Wassertreppe Rathaus“ ist Teil eines Gesamtkunstwerks des Ateliers Herbert Dreiseitl aus Überlingen am Bodensee, das mit einem von der Sparkasse finanzierten Wasserspiel im Foyer seinen Anfang nimmt.
2008 hatte die Treppe monatelang trocken gelegen. Ein Defekt an der Elektroanlage hatte verhindert, dass Wasser vom Rathaus in Richtung Volme fließt.
Bereits damals stritten Fachbereich Grün und die Koordinierungsstelle für Sonderprojekte um die Zuständigkeit für den Brunnen.
Fichtel, der kritische Bürger aus Emst, kann da nur mit dem Kopf schütteln. Er hat einen reich gefüllten Ordner über das Projekt angelegt, der nun weiteres Futter erhält. „Ich kann nicht begreifen, dass für viel Geld ein Weg am Ufer angelegt wurde, der heute völlig vermüllt ist und sich nicht nutzen lässt“, sagt Fichtel, „das Buschwerk ist so dicht, dass man nicht durchkommt. Selbst bei niedrigem Pegel flutet das Wasser die Platten. Und an der Aussichtsplattform vor der Ricarda-Huch-Schule sind die Bäume so hoch gewachsen, dass man nichts mehr sieht.“
Büsche sollen beschnitten werden
Immerhin hier verspricht der Wirtschaftsbetrieb Hagen Prüfung und Verbesserung. „Ich werde mir die Situation anschauen“, sagt Gerald Fleischmann, Leiter des Fachbereichs Grün und kündigt an, den Weg freischneiden zu lassen. Dass das Wasser den Weg flute, sei hingegen gewollt. „Damit Spaziergänger schon bei niedrigerem Pegel auf ein natürliches Hindernis stoßen und bei Hochwasser sich nicht in Gefahr begeben.“
Eine seltsame Logik.