Hagen. Seit dem 1. Januar – also seit genau sieben Wochen – ist das Hagener Theater eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH).
Seit dem 1. Januar – also seit genau sieben Wochen – ist das Hagener Theater eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH). „Die Mitarbeiter fühlen sich hier am Haus jetzt sicher“, zieht Intendant Norbert Hilchenbach ein positives Resümee nach fast zehn Jahren Rangelei um eine mögliche Rechtsformänderung. Die Ziele der Überführung von Theater und Philharmonischem Orchester in eine gemeinnützige Gesellschaft liegen auf der Hand: höhere Planungssicherheit, mehr Flexibilität für Mitarbeiter und Förderer sowie direktere Beteiligung der Bürger.
„Als ich 2006 ans Hagener Theater kam, war der Gedanke einer Rechtsformänderung längst geboren. Konkret wurde es dann 2008. Damals sollte mit der Änderung auch eine finanzielle Besserstellung und ein größerer Finanzfreiraum für das Haus erzielt werden. Da der Rahmen durch eingeforderte Einsparungen aber immer enger wurde, ist der Aspekt heute obsolet.“
Zum Hintergrund: 280 Mitarbeiter (160 Künstler und 120 Mitarbeiter in Technik und Verwaltung) sind beim Theater beschäftigt. Bis auf zwölf Mitarbeiter (sie hatten persönliche Gründe, nicht zu bleiben) wurden alle in die neue Gesellschaft überführt. „Die vakanten zwölf Stellen konnten wir schnell und unbürokratisch nach unseren Wünschen und unabhängig von freigewordenen Ressourcen in der Verwaltung neu besetzen“, nennt der Intendant einen seiner Meinung nach großen Vorteil der neuen Rechtsform.
Theater kann eigenständiger handeln
„Wir können nun eigenständiger operieren“, ergänzt Michael Fuchs. „Vorher liefen Bestellungen von z.B. Stoffen, Holzartikeln und Büromaterial über die zentrale Vergabestelle der Stadt. Das fraß häufig viel Zeit.“ Und auch die Buchhaltung fürs Theater, fährt der Verwaltungsdirektor fort, sei zentral bei der Stadt durchgeführt worden. „Vor kurzem haben wir einen eigenen Buchhalter eingestellt und machen nun unsere eigene Bilanz. Da gibt es weniger Reibungsverluste.“
Die übergeleiteten Mitarbeiter hätten einen 100-prozentigen Schutz , „selbst wenn die GmbH insolvent gehen sollte, haben sie ein Rückkehrrecht zur Stadt“, unterstreicht Hilchenbach. Auch die Zeitverträgler (z.B. Sänger, Dramaturgen, Bühnenmaler) blieben so lange angestellt, bis ihr Vertrag ausliefe.
Sven Söhnchen, Vorsitzender des Theater-GmbH-Aufsichtsrates, fügt an: „Die fachliche Auswahl der Künstler hat auch früher schon in den Händen der Theaterleitung gelegen. Eine Neubesetzung innerhalb des vorhandenen Budgets wurde vom Oberbürgermeister oder dem Kulturdezernenten abgenickt.“ Nur in Zeiten des Nothaushaltes sei freies Agieren nicht möglich gewesen. Der Zuschussbedarf des Theaters liegt in diesem Jahr bei 15,4 Millionen Euro. „Wir erstellen derzeit einen Wirtschaftsplan, der das Wirtschaftsjahr 2015/16 ablichtet, dieser muss vor der Sommerpause vom Rat abgesegnet werden“, so Michael Fuchs.
Abonnement-Struktur bleibt
Was sich durch die Rechtsformänderung fürs Publikum ändert? „Nichts. Da wir unsere Abonnement-Struktur einhalten werden, bleibt der Produktionsumfang von zehn Aufführungen bestehen. Sprich, siebenmal Musiktheater, zwei bis drei Ballettaufführungen sowie eine Eigenproduktion bzw. ein Gastspiel“, so Hilchenbach.
Übrigens: Verwaltungsdirektor Michael Fuchs ist der Geschäftsführer der neuen gGmbH, Intendant Norbert Hilchenbach ist Prokurist, ebenso Generalmusikdirektor Florian Ludwig. „Die Mitarbeiter waren auch in unsicheren Zeiten immer hochmotiviert“, lobt Söhnchen die Beschäftigten des Theaters. „Jetzt können alle – die Theaterleute und wir im Aufsichtsrat – endlich mit Planungssicherheit arbeiten.“