Hagen-Dahl. Albrecht Franck aus Hagen will seine Wohnungen Flüchtlingen zur Verfügung stellen. Bislang hat die Stadt noch nicht reagiert.

Er hat Platz. Und es gibt Menschen in dieser Stadt, die diesen Platz gut gebrauchen könnten. Da Albrecht Franck aus Dahl jemand ist, der gerne handelt und hilft, hat er einen Entschluss gefasst: Er will Flüchtlingsfamilien ein Zuhause geben. Ein Zuhause in seinem Zuhause geben. In einem Haus im Grünen, das modulartig Ende der 80er Jahre geplant und gebaut worden ist. Drei Wohnungen unterschiedlicher Größen sind frei.

Es ist seine eigene Geschichte, die ihn veranlasst, diesen Schritt zu gehen: „Als Kind bin ich mit meinen Eltern und vier Geschwistern in den 50er Jahren aus Brandenburg in den Westen geflohen“, erinnert sich Albrecht Franck. „Wir sind im Notaufnahmelager in Berlin-Marienfelde gestrandet. Das waren keine menschenwürdigen Verhältnisse.“

Zusammenleben auf engem Raum

Ähnlich schätzt der gläubige Christ die Situation heute in den städtischen Flüchtlingsheimen ein: „Da leben Menschen zusammen auf engstem Raum, die einander gar nicht kennen“, sagt Albrecht Franck, „jegliche Privatheit wird unterdrückt.“

Brandschutz macht Anmietung oft unmöglich

Der Fachbereich Jugend und Soziales, zuständig für die Unterbringung von Flüchtlingen, berichtet von zahlreichen Wohnungsangeboten. „Lange nicht alle sind geeignet“, so Klaus Gierke, „jeder Einzefall muss geprüft werden. Es gibt viele Ausschlusskriterien, von denen ich erst in den letzten Monaten erfahren habe. Dabei geht es oft um strenge Brandschutzvorschriften, die eingehalten werden müssen, wenn wir als Kommune Wohnraum für Flüchtlinge anmieten.“ Daneben könnten auch mögliche Probleme im Umfeld oder in der Nachbarschaft Kriterien sein.

Rund 100 Wohnungen hat die Stadt Hagen angemietet. Derzeit leben 1270 Flüchtlinge in städtischen und Einrichtungen des Landes.

Albrecht Franck will helfen. Vielleicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein – aber doch eine Perspektive für Flüchtlinge, im ruhigen Hagener Süden. In einem Stadtteil, dessen Ausländeranteil vergleichsweise gering ist. „Kinder könnten hier in den Kindergarten oder in die Schule gehen, Geschäfte sind fußläufig erreichbar“, sagt Albrecht Franck, „wenn Integration hier nicht gelingt – wo denn dann?“

Dabei hat der Immobilienbesitzer durchaus konkretere Vorstellungen: „Es macht nur Sinn, wenn hier jemand einziehen würde, der eine Bleibeperspektive hat“, sagt Franck. „Wir wollen hier kein privates Flüchtlingsheim für Menschen auf der Durchreise. Wir können auch keine Betreuung rund um die Uhr bieten, und wir werden eine Miete nehmen, die aber auf keinen Fall über den üblichen Sätzen liegt. Aber wir helfen einer Familie gerne dabei, sich im Alltag zurechtzufinden.“

Unkomplizierter Einstieg

Seine Lebensgefährtin Uta-Maria Schütze, eine Schauspielerin, hat schon Deutsch gelehrt und würde auch potenzielle Mitbewohner unterrichten. Daneben bieten sich Francks Einschätzung nach durchaus Perspektiven für einen unkomplizierten Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt: „Es gibt viele ältere Menschen in der Umgebung, die sich über Unterstützung im Haushalt freuen würden.“

FlüchtlingeMit seinen Ideen hat sich Albrecht Franck an die Stadt gewandt. Als er am Telefon nicht weiterkam, hat er einen Brief an Oberbürgermeister Erik O. Schulz geschrieben und ihn am 5. August persönlich im Rathaus abgegeben. „Gehört habe ich noch nichts“, sagt er, „das enttäuscht mich schon. In Gevelsberg hat man sogar einen Beschluss gefasst, Familien zu unterstützen, außerhalb von Heimen Wohnmöglichkeiten zu finden.“

Das Büro des Oberbürgermeisters bestätigt das Schreiben. Gleichzeitig verweist Elke Kramer , zuständig für Bürgeranregungen, auf die Vielzahl von Bürgerzuschriften, die den OB jeden Tag erreichten. „Zum Beispiel im Zuge der Proteste gegen Windräder. Er liest die Brief alle selbst, dann landen sie in der Regel bei mir, und ich schalte die Fachbereiche ein. Jeder Bürger bekommt eine Antwort. Aber das kann leider manchmal ein wenig dauern.“