Hagen. . Zu Gast in der Neuapostolischen Kirche an der Uhlandstraße, wo die Wortverkündung, das Evangelium und die Sakramente wichtig sind. Ein Besuch.

Geld bekommen sie alle nicht. Nicht die Priester, nicht die Diakone, nicht diejenigen, die eine der vielen Gruppen leiten. Geld wollen sie auch nicht. Die vermeintlichen Kleinigkeiten sind ihr größter Lohn. „Das ist so, als wenn man nach Hause kommt und einem die Kinder mit ausgebreiteten Armen und einem Lächeln entgegengelaufen“, sagt Hildegard Schiller, „man bekommt so viel zurück. Man fühlt sich angenommen, man fühlt sich geliebt.“

Hildegard Schiller ist eine von so vielen, die sich in der Neuapostolischen Kirche Hagen ehrenamtlich einbringen. In einer Kirche, deren Fundament neben dem Glauben und dem Evangelium auch das Engagement ihrer Mitglieder ist.

Das Eingangsportal der Neuapostolischen Kirche an der Uhlandstraße.
Das Eingangsportal der Neuapostolischen Kirche an der Uhlandstraße. © WP

Die Kinder, die ihr mit ausgebreiteten Armen entgegenlaufen, sind schon etwas länger keine Kinder mehr. Ihre Kinder sind Damen und Herren im besten Alter. Hildegard Schiller leitet die Gruppe „55 plus“. Sie singt, sie betet, sie trinkt Kaffee, sie isst Kuchen, sie klönt mit den Älteren aus der Gemeinde und manchmal verwöhnt sie sie auch: „Das gehört doch dazu“, sagt sie und lächelt.

Eine Frau mit offenem Herzen

Hildegard Schiller ist eine Frau mit einem offenen Ohr und einem offenen Herzen, die über sich selbst sagt, dass sie ja eigentlich gar nichts Besonderes mache. Zunächst hat sie sich jahrelang um die jüngeren Geschwister in der Gemeinde gekümmert, jetzt um die älteren.

„Kindern fällt es eben schwer, während der Predigt die ganze Zeit ruhig zu sitzen und zuzuhören“, so Hildegard Schiller. „Deshalb bereiten wir biblische Inhalte während der Gottesdienste kindgerecht auf. Beim Abendmahl und der Sündenvergebung kommen alle wieder zusammen.“

Seniorengerecht muss sie die Inhalte nun nicht mehr präsentieren. Aber: Sie geht auf die Menschen und ihre Bedürfnisse ein. Besonders auf die derjenigen, die sonst niemanden mehr im Leben haben. „Ihnen dieses Gefühl zu geben, in der Gemeinschaft geborgen zu sein, ist wichtig“, sagt Hildegard Schiller.

In einer Gemeinschaft, die nicht nur aus Menschen besteht, die neuapostolischen Glaubens sind. „Es passiert immer wieder, dass jemand einen Freund mitbringt“, sagt Hildegard Schiller, „einige Nachbarn hier in Wehringhausen haben anfangs kritisch beäugt, was wir so machen. Dann sind sie vorbeigekommen und haben genauer hingeschaut. Letztlich haben sie sich wohl gefühlt und sind geblieben.“

Gruppen wie die der Senioren sind der Rahmen der Gemeinde. „Einer aber, der das Bild nicht verdecken soll“, sagt Dirk Thorbow, Priester und Vorstand der Gemeinde Wehringhausen, „im Mittelpunkt stehen die Wortverkündung, das Evangelium und die Sakramente.“

Gelenkt durch den Heiligen Geist

All dem hat sich auch Edgar Müller verschrieben. Im Alter von 26 Jahren ist er zunächst Diakon, später Priester geworden. „Es gibt flankierende Seminare, aber im Wesentlichen lassen wir uns vom Heiligen Geist lenken“, sagt er, „wir predigen frei. Nicht nach Manuskript. Antworten bekommen wir in unseren Gottesdiensten.“

In Gottesdiensten und durch den Glauben, der sich so sehr gar nicht von dem der großen Kirchen unterscheidet. „Wenn mich jemand nach den Unterschieden fragt, antworte ich, dass es doch besser ist, auf die Gemeinsamkeiten zu schauen“, so Detlef Flügge. Ein Blick, den die Neuapostolische Kirche und ihre Gemeinden weiter schärfen wollen. „Es ist ein Prozess – aber der beginnt gerade, Fahrt aufzunehmen.“