Halden. Er wirkt an vielen Enden: Kirchbaumeister Reinhold Knipps aus Hagen engagiert sich in der Friedenskirchengemeinde.
Berge sind für Reinhold Knipps (53) so etwas wie ein zweites Zuhause. Die Zugspitze hat der begeisterte Kletterfreund zusammen mit seinem Sohn Johannes schon bestiegen. Die Alpenspitze und den Großglockner ebenfalls. Daher muss es für den Haldener ein Klacks gewesen sein, als er sich vor ein paar Jahren vom Glockenturm seiner Kirche abseilen durfte: der Evangelisch-Lutherischen Friedenskirche an der Berchumer Straße in Halden. Jener Gemeinde, der Knipps seit 21 Jahren angehört.
Diese kleine Anekdote lässt erahnen: Reinhold Knipps ist niemand, der die Beine hochlegt und die Arbeit in der Haldener Gemeinde anderen überlässt. Sein Credo: Mitmachen, Hand anlegen, sich für den Fortbestand des Gotteshauses einsetzen. Auch deshalb ist es für den 53-Jährigen, der bei C.D. Wälzholz im Lennetal arbeitet, eine Selbstverständlichkeit, im Presbyterium mitzuwirken. Mittlerweile ist er in der Kirchengemeindeleitung im achten Jahr. Als ehrenamtlicher Kirchenbaumeister. „Ich bin für die Substanzerhaltung der Gebäude verantwortlich, kümmere mich um kleinere Reparaturen und Sanierungen.“
In Kinder- und Jugendarbeit aktiv
Hier kommen die Fakten hinein
1. Wieviele Mitglieder hat die Gemeinde?
a) Evangelisch-Lutherische Dreifaltigkeitsgemeinde (Eppenhausen)
b) Evangelisch-Lutherische Friedenskirchengemeinde (Halden)
c) Evangelisch-Lutherische Matthäuskirchengemeinde (Lützowstraße)
d) Evangelisch-Lutherische Emmauskirchengemeinde (Zusammenschluss von Erlöserkirche auf Emst und Gnadenkirche in Holthausen)
a) Dreifaltigkeitsgemeinde: rund 2350
b) Friedenkirchengemeinde: rund 1600
c) Matthäuskirchengemeinde: rund 2600
d) Emmauskirchengemeinde: rund 3600
2. Seit wann gibt es die Gemeinde?
a) 1964
b) 1952
c) 1960
d) 2006
a) Ev. Dreifaltigkeits-Gemeinde: Eppenhauser Str. 152, 58093 Hagen
b) Gemeindehaus, Kirche und Jugendforum: Berchumer Str. 66
c) Kirche: Lützowstr. 114
d) Erlöserkirche: Bergruthe 3; Gnadenkirche: Holthauser Str. 65
3. Wann finden Gottesdienste statt?
a) sonntagmorgens um 10.30 Uhr, an Feiertagen finden zusätzliche Gottesdienste statt, die im Gemeindebrief und über Plakate veröffentlicht werden, ca. vier Schul-Gottesdienste ca. im Jahr
b) sonntags um 10 Uhr (in den Ferien sonntags um 11 Uhr)
c) sonntags um 10.30 Uhr (einmal im Monat als „generations“-Gottesdienst für Familien und Kinder; 4-5 Mal findet im Jahr ein Abendgottesdienst unter dem Titel „Atempause“ statt)
d) Erlöserkirche sonntags um 10.30 Uhr, Gnadenkirche um 09.15 Uhr.
4. Wie heißen die Seelsorger?
a) Pfarrer Matthias Heuer
b) Pfarrerin Karen Koers, Laienprediger und Kantor Harald Plaumann, Vorsitzender des Presbyteriums ist Klaus Müller
c) Pfarrer Andreas Koch, zurzeit siebenköpfiges Presbyterium
d) Pfarrer Dr. Christoph Weiling, Pfarrerin Susanne Weiling
5. Welche Aktivitäten gibt es außerhalb der Gottesdienste?
a) Besuchsdienst, wöchentlich oder 14-tägig: Katechumenen- und Konfirmanden-Unterricht ( z.T. als Blockunterricht), Seniorentanz, Erzählwerkstatt, Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe, Frauenhilfe Nachmittags- und Abendkreis, Selbsthilfegruppe Frauen nach Krebs, Seniorennachmittag in der Begegnungsstätte, Gospelchor: Red Brick Gospels, Senioren-Geburtstagsfeiern, Besuchsdienstvorbereitung, Altargestaltungsgruppe, Lektorengruppe, Projekte: z.B. Osterwerkstatt, Erntedankwerkstatt, Weihnachtswerkstatt, Kinderbibelwoche, Kinder- und Jugendfreizeiten, Kunst-Ausstellungen in der Kirche
b) Jugendforum: offener Treff für Jugendliche (oft mit Programmangebot), Kinderjungschar, Kinderaktionstage, Kindergottesdienst, Schulgottesdienste, Kindergartengottesdienst, Kantorei, Chor Friedensstimmen, Frauenhilfe, Handarbeits- und Gesprächskreis, Café himmlisch, Gemeindefahrt der Frauen nach Juist, Spieleabend etc.
c) Posaunenchor, Frauentreff, Frauen-Nachmittagskreis, Kleingruppen für Männer und Frauen, Café Contact, Tanzkreis für Menschen ab 55, Lakrids-Klub, Teen-Start, Jugendtreff etc.
d) Etwa 10 Baby- und Spielkreise, 2 Kindergruppen, 1 Jungschar, 2 Kindertanzgruppen, 1 Kinderflötenkreis, 1 Jungschar (Holthausen), 4 Gruppen Konfirmandenarbeit, 1 Jugendtreff (Emst), Musikalische Früherziehung, 1 Männerkreis, 3 Frauenkreise der Ev. Frauenhilfe e.V., 1 Seniorenkreis und Spielkreise für Senioren, Offene Kirche, Besuchsdienste, Bibelkreis, ökumenischer Gesprächskreis und Friedensgebet, Gemeindebrief, Konzerte, 2 Posaunenchöre, 1 Kirchenchor, 1 Gospelchor, Gemeindefeste, Basare, Hausbesuche, Kirchliche Trauungen, Kirchliche Bestattungen
6. Werden andere Einrichtungen innerhalb der Gemeinde betrieben, wie Altenheime oder Kindergärten?
a) Ev. Kindergarten, Ev. Familienbildung in Hagen bietet ein breites Kursangebot beginnend mit Rückbildungsgymnastik und Eltern-Kind-Gruppen, Englisch-Kursen, Kursen zur Gesundheitsprävention und Freizeitgestaltung.
b) Ökonomischer Kindergarten Haldener Kirchenmäuse in der Dümpelstraße, ökonomisches Jugendforum
c) Matthäus-Bewegungs-KiTa in der Lützowstr. 118
d) Kindergarten „Unter den Kastanien“ (Bergruthe 1) und Kindergarten Holthauser Kindergarten (Holthauser Str. 65)
7. Welche sind die Stärken und Schwächen der Gemeinde?
Stärken:
a) Die Stärke der Kirchengemeinde liegt in der Flexibilität, sich schnell auf die jeweiligen Erfordernisse einzustellen. Die Gemeinde lebt quirlig, offen, lebendig und zeitnah
Gemeinschaft, dies wird durch tatkräftige ehrenamtliche Mithilfe und Unterstützung möglich. Die Gemeinde wird unterstützt durch den Förderverein „Stützsäule“
b) kleine Gemeinde in eher dörflichem Gebiet Hagens, d.h. es gibt eine große Nähe zu vielen Menschen, eine gute Zusammenarbeit mit der katholischen Schwesterkirche Heilig Kreuz und den Vereinen. Viele Menschen lassen sich ansprechen und gestalten das Gemeindeleben mit.
c) Eine Stärke ist der einladende, alltags-orientierte Gottesdienst, der durch ganz verschiedene Musikstile und den Einsatz moderner Medien auf die Lebenswirklichkeit der Menschen zugeschnitten ist. Im „TeenStart“, dem Angebot für Konfirmanden, wurden innerhalb des Kirchenkreises in den letzten 12 Jahren immer wieder einmal neue Wege gegangen, so dass die teilnehmenden Jugendlichen ihn eher als Lust denn als Last empfinden.
d) gut besuchte Gottesdienste, gute Altersmischung der Gemeinde, hohe Zufriedenheit und Identifikation der Menschen am Ort mit „ihrer“ Kirche, starkes Engagement im Bereich der Kinderarbeit, der Frauenhilfe, der Kirchenmusik und der Ökumene
Schwächen:
a) Eine Schwäche liegt in dem veralteten Gebäudebestand.
b) kleine Gemeindegröße ist gleichzeitig Schwäche: Aufgrund der Gemeindemitgliederzahlen steht ab August nur noch eine halbe Pfarrstelle zur Verfügung.
c) Schwäche ist die, vom kommunalen Stadtbezirk ausgehende, fehlende sozial-diakonische Herausforderung, die einer Kirchengemeinde gut tut, weil sie Selbstverständlichkeiten durchbricht und den Horizont weitet. Angesichts der Sozialstruktur, in der typische Randgruppen kaum vorkommen, hat sich allerdings im Laufe der Jahre ein Schwerpunkt im Hinblick auf die große Zahl von Senioren herauskristallisiert, die im Stadtteil leben und z.T. unter Alterseinsamkeit leiden.
d) negativer demographischer Trend; Abwanderung der Gemeindejugend nach dem Abitur und Studium in andere Städte mit besseren beruflichen Perspektiven; unnötige Austritte wegen Missverständnissen in Bezug auf die Abgeltungssteuer; hoher Bürokratieaufwand durch gesetzliche Vorgaben im Personalbereich; Hemmung der Jugendarbeit in den letzten Jahren durch die verkürzte Schulzeit mit zu langen Schultagen; die Arbeitslast bei besonderen Veranstaltungen liegt auf den Schultern von zu wenigen und überwiegend älteren Ehrenamtlichen; es wachsen zu wenige engagierte Ehrenamtliche nach
8. Welche ist die größte Herausforderung?
a) Die größte Herausforderung der kommenden Jahre liegt in der erfolgreichen Ausgestaltung von Kooperationen mit den Nachbargemeinden, um die pfarramtliche Versorgung in der Region sicher zu stellen.
b) gute Kooperationsstruktur mit den umliegenden Gemeinden entwickeln
c) Momentan lautet eine der Fragen, die sich die Matthäus-Gemeinde stellt, wie die Gemeindearbeit besser strukturiert werden kann. Ziel dabei ist, für die Menschen im Stadtteil da zu sein und ihnen speziell die Angebote zu machen, für die die Kirchengemeinde steht und die die Gemeinde möglicherweise besser als andere mit Leben füllen kann. Neben Spiel, Spaß, Musik, Gemeinschaft, Diakonie usw. gehört selbstverständlich auch die offene und unverkrampfte Einladung zum Glauben an Jesus Christus dazu.
d) Die Aufrechterhaltung der Gemeindearbeit bei immer enger werdenden Personalressourcen. Die Pfarrstellenbesetzung von 2,5 Stellen in 2000 und dann 1,75 Stellen in 2006 wird in 2016 auf 1,25 Stellen reduziert! Das geht ohne starke Reduktionen nur, indem Arbeitsbereiche in ehrenamtliche Verantwortung gestellt werden. Die Kooperation mit den Nachbargemeinden wird künftig wichtiger, es werden Teamlösungen nötig werden.
Handwerkliches Geschick und Interesse sind für ihn ein großer Vorteil. An Aufgaben mangelt es dem gebürtigen Hohenlimburger dabei nicht: Der Kindergarten der Friedenskirche brauchte eine neue Terrasse, die Heizungsanlage soll möglichst schnell von Öl auf Gas umgestellt werden, darüber hinaus musste der kircheneigene Waschraum dringend gestrichen werden. „Zudem muss ich immer mal wieder verstopfte Rohre befreien oder neue Spielgeräte für die Kindergarten-Kinder aufbauen.“ Bei größeren Sanierungsmaßnahmen kümmert sich der Familienvater um einen reibungslosen Ablauf. „Wenn unsere Kirche gestrichen werden muss, dann hole ich Angebote von Malern hier in der Umgebung ein. Danach wird es im Presbyterium besprochen“, ist für den regelmäßigen Gottesdienstbesucher die vertrauensvolle Zusammenarbeit ein Plus.
Man könnte meinen, Knipps sei der Hausmeister vom Dienst. Die Instandhaltung der Kirchengebäude ist aber nur eine von vielen Aufgaben, denen er mit großem Engagement nacheifert. Er engagiert sich für den Kindergarten, ist im Jugendforum aktiv und sich nicht zu schade, den Müll wegzubringen. Und wenn ein Kirchenfest ansteht, dann stellt sich der Haldener hinter den Grill. Er ist eben ein Kümmerer.
Mit der Kirchenarbeit angefangen hat Knipps als Kirchengottesdienst-Mitarbeiter und Jugendbetreuer. Als seine eigenen Sprösslinge in Halden konfirmiert wurden, begleitete der Kirchenbaumeister die Jugendlichen in das Bibeldorf Rietberg in die Nähe von Gütersloh. Mit einer anderen Jugendgruppe fuhr er in den Moviepark nach Bottrop. Der Kletterfreund ist halt immer mitten drin im Gemeindeleben. Wenn es nach ihm geht, dann soll das noch lange so bleiben. „Ich würde der Kirche gerne für immer erhalten bleiben, das erfüllt mich. Die Arbeit im Presbyterium mit so vielen unterschiedlichen Menschen macht mir sehr viel Spaß.“
Natürlich sind die Nachwuchsprobleme an der kleinsten Hagener Kirchengemeinde mit ihren rund 1600 Mitgliedern nicht vorbeigegangen. „Die Resonanz ist sicherlich ausbaubar“, weiß Knipps, „wir haben in Halden aber eine Chance. Hier ziehen viele junge Familien hin.“
Darin sieht er einen Reiz seiner Tätigkeit: alte Mitglieder binden, neue hinzugewinnen. Indem man miteinander ins Gespräch kommt. Einer, der sich uneigennützig für seine Friedenskirche einsetzt.