Hagen-Eilpe. Im Rahmen unserer Serie „So glaubt Hagen“ sind wir zu Gast in der Christuskirchengemeinde in Eilpe, wo wir Gerda Kienel treffen. Eine Frau, die für ihre Gemeinde lebt. Seit Jugendjahren ist Gerda Kienel auf ganz unterschiedlichen Posten in der evangelischen Kirche aktiv

Manchmal sind es Begegnungen, die das Leben eines Menschen nachhaltig beeinflussen. Wirklich ein Leben lang. Und so kann man spekulieren, wie das Leben von Gerda Kienel vielleicht verlaufen wäre, wenn sie nicht als junges Mädchen auf den Pfarrer Gerhard Senn getroffen wäre, damals in den 1960er-Jahren in ihrer Heimat in Iserlohn-Hennen. „Er kam jung in die Gemeinde und hat uns Jugendlichen den Glauben näher gebracht.“

Aktivposten in unterschiedlichen Funktionen

Familiär war Gerda Kienel gar nicht sehr religiös vorgeprägt, aber diese positiven Erfahrungen in der Jugend haben sie für die Kirche begeistert. In guten wie in schlechten Zeiten. Und sie haben sie zu einem Aktivposten werden lassen in ihrer heutigen Gemeinde, der evangelisch-lutherischen Christus-Kirchengemeinde in Eilpe – in ganz unterschiedlichen Funktionen. Die heute 63-Jährige war zwölf Jahre lang Presbyterin – als junge Frau in der damals noch männerdominierten evangelischen Kirche. Sie hat den Flötenkreis für Kinder ins Leben gerufen, spielte Trompete im Posaunenchor, das (inzwischen eingeschlafene) Kinderferienprogramm hat sie aus der Taufe gehoben und zehn Jahre lang begleitet, sie war Lektorin, hat Konfirmanden begleitet, engagiert sich beim Musikcafé der Gemeinde und in der Flüchtlingsarbeit mit Kindern.

Kirche immer Bestandteil ihres Lebens

Und trotzdem sagt Gerda Kienel bescheiden: „Es gibt andere, die machen heute viel mehr als ich. Über die müssten Sie eigentlich schreiben.“ Das mag sein. Aber die interessante Frage ist doch: Wie kommt es zu dem langen, so kontinuierlichen Engagement für den Glauben und die Kirche? Gab es keine Auszeiten von der Kirche, die viele Menschen haben? „ Nein, eigentlich nicht“, sagt Gerda Kienel. „ Die Kirche war immer ein Bestandteil meines Lebens.“ In der Jugend in Iserlohn-Hennen und dann ab 1974 auch in Eilpe.

In Rummenohl und Dahl wartet man auf eigenen Pfarrer

1. Wieviele Mitglieder hat die Gemeinde? Christuskirchen-Gemeinde Eilpe: etwa 3350

Auferstehungsgemeinde Dahl/Rummenohl: etwa 2500

2. Seit wann gibt es die Gemeinde?

Christuskirchen-Gemeinde: Seit 1. Januar 1962 ist die Christuskirchengemeinde selbstständig. Davor war sie ein Teil der Ev. Lutherischen Gemeinde Hagen. Die Christuskirche wurde 1898 eingeweiht und war der dritte Kirchbau in der damaligen Stadt Hagen.

Auferstehungsmeinde: Die Auferstehungsgemeinde ist im Jahr 2012 durch die Fusion der bis dahin eigenständigen Gemeinden Dahl und Rummenohl entstanden. Die Wurzeln der Kirche in Dahl reichen bis ins Mittelalter zurück, die Kirche in Rummenohl wurde in den 1950-er Jahren gebaut.

3. Wann finden Gottesdienste statt? Christuskirchengemeinde: Sonntags um 10 Uhr ist Gottesdienst. Etwa einmal im Monat um 11 Uhr „Familienkirche“ im ev. Gemeindehaus. Zweimal im Jahr „Colour up your life“-Gottesdienst am Sonntag um 18 Uhr, ebenfalls zweimal im Jahr Jugendgottesdienste Sonntag 18 Uhr

Auferstehungsgemeinde: Die sonntäglichen Gottesdienste finden abwechselnd in Dahl und Rummenohl jeweils um 10 Uhr statt. Darüber hinaus gibt es in Rummenohl Kindergottesdienste, drei- bis viermal im Jahr werden Jugendgottesdienste und gelegentlich Themengottesdienste am Sonntagabend veranstaltet.

4. Wie heißen die Seelsorger?

Christuskirchengemeinde: Pfarrerin Miriam Helmert ( 02336/8745767) und Pfarrer Michael Dahme ( 02331/76105)

Auferstehungsgemeinde: Derzeit gibt es keinen Gemeindepfarrer. Der vom Kirchenkreis entsandte Pfarrer Siegfried Erbslöh übernimmt derzeit die Vertretung.

5. Welche Aktivitäten gibt es außerhalb der Gottesdienste?

Christuskirchengemeinde: Eltern-Kind-Spielkreis, Kindergruppe, Jugendgruppe, Jugendfreizeiten, Besuchsdienst, Hauskreis, Männerkreis, zwei Frauenhilfen; zwei Gesprächskreise für Frauen, Bastelkreis, Seniorengymnastik, Tanzkreis für Senioren, Flötenkreise, Posaunenchor, Kirchenchor, Kleiderkammer und Klön-Cafe.

Auferstehungsgemeinde: zwei Frauenhilfen (eine für Dahl, eine für Rummenohl), in der Kinder- und Jugendarbeit gibt es z.B. die Kinderbibeltage. Die neue Jugendreferentin Juliane Scherwing baut zudem neue Aktivitäten auf. Ev. Posaunenchor Dahl, zwei Kirchenchöre Dahl und Rummenohl. Malgruppe (veranstaltet alle zwei Jahre eine Ausstellung – abwechselnd mit Bastelbasar der Frauenhilfe).

6. Werden andere Einrichtungen innerhalb der Gemeinde betrieben, wie Altenheime oder Kindergärten?

Christuskirchengemeinde: Ev. Kindergarten In der Welle, In der Welle 38 (Leitung: Stefanie Maliga); darüber hinaus gute Kontakte zum Seniorenheim „Dietrich-Bonhoeffer-Haus“ in Trägerschaft der Ev. Stiftung Volmarstein

Auferstehungsgemeinde: Ev. Kindergarten in Dahl, ev. Friedhöfe in Rummenohl und Dahl, ev. Gemeindebücherei, das ev. Altenheim Dahl wird von der Diakonie Mark-Ruhr betrieben

7. Welche sind die Stärken und Schwächen der Gemeinde?

Stärken:

Christuskirchengemeinde: Unsere Stärke ist das lebendige Gemeindeleben mit vielen Gruppenangeboten vom Kindesalter bis zu den Senioren. Darüber hinaus hat die Kirchenmusik in den vielen musikalischen Gruppen (darunter auch viele Jugendliche) einen hohen Stellenwert in unserer Gemeinde.

Auferstehungsgemeinde: Intensive Gemeinschaft, sehr motivierte Mitarbeiter, die von Jung bis Alt engagiert sind.

Schwächen:

Christuskirchengemeinde: Menschen in der mittleren Generation sind zahlenmäßig am schwächsten im Gemeindeleben vertreten. Über Gottesdienste und lebenszeitliche Begleitung (Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung) hinaus ist es immer schwieriger, Menschen für Gemeindearbeit zu interessieren.

Auferstehungsgemeinde: Die beiden Gemeinden müssen noch enger zusammenwachsen.

8. Welche ist die größte Herausforderung?

Christuskirchengemeinde: Der Rückgang der Gemeindegliederzahl und damit verbunden der Rückgang an Finanzmitteln bedeutet in der Zukunft eine große Herausforderung für die Gemeinde. Dadurch wird es zunehmend schwerer werden, die von vielen Menschen als sehr schön eingeschätzte Christuskirche als Mittelpunkt unserer Gemeinde erhalten zu können.

Auferstehungsgemeinde: Die größte Herausforderung ist, die Pfarrstelle wieder zu besetzen. Die 75-Prozent-Stelle wird ausgeschrieben, die Gemeinde hofft, bald einen neuen Gemeindepfarrer zu finden.

Beruflich war sie damals nach Hagen gekommen, als Erzieherin und später Leiterin des damaligen Schulkindergartens. Dort ist auch der Flötenkreis entstanden, den sie nachher quasi in die evangelische Kirchengemeinde mitnahm, damit die aus dem Kindergartenalter herausgewachsenen Mädchen und Jungen weiter eine Gruppe hatten. „Die Kirche war gleich Anlaufpunkt für mich, als ich nach Eilpe gekommen bin“, erinnert sich Gerda Kienel. Und auch heute stammt ein Großteil ihres Freundes- und Bekanntenkreises aus der Kirchengemeinde. Ihren Mann hat sie in der Christus-Kirche geheiratet, ihre drei Kinder sind hier getauft worden und die beiden Söhne haben dort inzwischen auch geheiratet. Die Kirche ist damit auch ein Teil ihrer Familiengeschichte geworden.

Gab es denn gar keine Zweifel am Glauben in all den Jahren? „ Doch natürlich, Zweifel gehören auch dazu“, sagt Gerda Kienel. „Natürlich habe auch ich mir manchmal gesagt: Das kann Gott doch nicht wollen.“ Doch im Nachhinein habe sie immer wieder sagen können: „Das war doch die richtige Entscheidung, dass das Leben in diese Richtung geht und nicht in die andere.“

Regelmäßig im Gottesdienst

Sie ist regelmäßige Gottesdienstbesucherin. Und sie schaut gerne mal bei Gottesdiensten in anderen Gemeinden vorbei. „ Es ist doch gut, mal über den Zaun zu schauen und etwas anderes zu hören.“ Blickt sie, die über Jahrzehnte so engagiert in der Kirche aktiv ist, mit Skepsis auf alle die, die der Kirche über das Jahr fern bleiben, an Weihnachten oder Ostern aber zu Hauf in den Gottesdienst kommen? „Nein“, sagt Gerda Kienel, die heute als freiberufliche Lerntherapeutin und Familienbegleiterin arbeitet. „Natürlich würde ich mir wünschen, dass mehr Menschen in die Kirche kommen. Aber wenn sie kommen, dann ist es ihnen offensichtlich wichtig. Ohne einen Glauben an Gott, würden sie gar nicht kommen.“

Für Gerda Kienel aber ist der Glaube nicht nur eine Episode im Jahr, er gehört fest zu ihrem Alltag. Und er gibt ihr Kraft, wenn sie in schwierigen Situationen mit einem Gebet um Beistand bitten kann.