Hengstey. An vielen Stellen des Hengsteysees sind Büsche und Bäume so dicht zusammengewachsen, dass Spaziergängern der wohltuende Blick auf das Wasser verwehrt bleibt.

Ein Spaziergang entlang des Hengsteysees ist auch nicht mehr das, was er mal war. An vielen Stellen sind Büsche und Bäume so dicht zusammengewachsen und dermaßen in die Höhe geschossen, dass Spaziergängern der wohltuende Blick auf das Wasser verwehrt bleibt. In den vergangenen Monaten haben sich mehrere Bürger im Boeler Amtshaus über den Wildwuchs beschwert, Wolfgang Schulte (75) hat jetzt sogar Oberbürgermeister Erik O. Schulz höchstpersönlich angesprochen: „Man sieht den See nicht mehr geschweige denn das gegenüber liegende Ufer“, machte er den Hagener Verwaltungschef während dessen Sommertournee durch die Stadtteile auf den blockierten See-Blick aufmerksam.

Schulz reagierte und regte einen Ortstermin ein, an dem neben Mitarbeitern seines Stabes auch Vertreter des Umweltamtes und des Wirtschaftsbetriebes Hagen (WBH) teilnehmen werden. Nach den Sommerferien wollen die Verwaltungsfachleute am See zusammen kommen und nach einer Lösung suchen, die sowohl dem Naturschutz als auch den berechtigten Anliegen der Menschen Rechnung trägt. Denn der WBH hat den Rückschnitt der Ufergehölze im vergangenen Jahr schon einmal abgelehnt. Zur Begründung hieß es, das Ufergelände sei wegen seiner Bedeutung als Brut- und Nahrungsbiotop sowie als Winterrastplatz für zahlreiche Wasservogelarten der Roten Liste als Schutzgebiet ausgewiesen worden. Insbesondere im Böschungsbereich des Hengsteyer Sees befänden sich wichtige Brut- und Lebensräume für Vögel, bei einem Eingriff in die Gehölzstrukturen sei mit erheblichen Beeinträchtigungen zu rechnen.

Pflegeschnitt viermal pro Jahr

Zwei Wasserkraftwerke

Das Gebiet rund um den Hengsteysee ist eines der bedeutendsten Naherholungsgebiete in Hagen. An schönen Tagen sind hier tausende von Menschen unterwegs.

Der See ist ein vom Ruhrverband betriebener Stausee, den zwei Wasserkraftwerke nutzen.

Zudem ständen Ufergehölze an Gewässern unter besonderem Schutz und dürften nur aus hy­draulischen oder aus Gründen der Verkehrssicherung zurückgeschnitten werden. Als weiteres Argument gegen den Rückschnitt führte der WBH an, dass sich auf freigeschnittenen Bereichen spontan Neophyten (fremde, invasive Arten), welche jetzt noch durch die Beschattung der Gehölze unterdrückt würden, ansiedelten und dann ihrerseits den Wuchs der zurückgeschnittenen, heimischen Pflanzen beeinträchtigen könnten.

Derzeit wird lediglich viermal pro Jahr ein Pflegeschnitt durchgeführt, um wenigstens den Rad- und Fußweg auf Hagener Seite freizuhalten, das Ufer dagegen wuchert immer weiter zu. Durch die Initiative des Oberbürgermeisters wird über die schon abgeschmetterten Beschwerden der Bürger jetzt noch einmal neu nachgedacht. Eigentümer weiter Bereiche am Seeufer ist übrigens der Ruhrverband, der ebenfalls in die Verhandlungen eingebunden werden und der eventuellen Schaffung von Blickachsen im dichten Gestrüpp zustimmen müsste.