Hagen. Das Lkw-/Bahn-Verladesystem Cargobeamer kommt defintiv nicht an den Hengsteysee. Das Unternehmen sucht nach einem Alternativstandort.

Die Absage ist definitiv: Der umstrittene Cargobeamer-Verladeterminal wird nicht am Hengsteysee gebaut. Das hat das Leipziger Unternehmen der Stadt mitgeteilt. Doch für die Bürger im Hagener Norden, die das als innovativ eingestufte Verladesystem von Lkw-Sattelaufliegern auf Bahnwaggons mit großer Skepsis betrachtet haben, gibt es noch kein vollständiges Aufatmen. Denn Cargobeamer will am Standort Hagen auf jeden Fall festhalten, hat aber nun ein anderes Grundstück im Visier.

Wo dies genau liegt, ist noch unklar. Das Unternehmen selbst nahm gestern auf Anfrage unserer Zeitung keine Stellung. Und der städtische Baudezernent Thomas Grothe sieht sich durch ein Stillhalteabkommen mit dem Unternehmen verpflichtet. Er bestätigte aber, dass der Standort Hengsteysee Geschichte sei. Zum Alternativstandort von ihm nur soviel: „Wenn der bekannt wird, wird deutlich werden, warum das Unternehmen ihn bevorzugt.“

Alternativ-Gelände gehört Bahn

Nach Informationen unserer Zeitung handelt es sich bei dem neuen Wunsch-Standort ebenfalls um ein Grundstück in Hagens Norden, das derzeit noch im Besitz der Deutschen Bahn ist und das direkt an einer Bahnlinie und ebenfalls nicht weit von der Autobahn A 1 liegt. Die von den Bürgern in Hagens Norden befürchtete Zunahmen von Lkw-Verkehr ist also nicht vom Tisch.

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Planungsrechtlich soll das Projekt Cargobeamer aber auf dem Alternativ-Grundstück leichter umzusetzen sein. Am Hengsteysee wäre für den Cargobeamer auf dem ehemaligen Rangierbahnhof eine aufwändige Änderung des Regionalplans und des Landesentwicklungsplans nötig gewesen – mit der Einbindung unter anderem des Regionalverbands Ruhr (RVR). Denn im Regionalplan hat die Freizeitnutzung rund um den Hengsteysee Vorrang. Der Cargobeamer hätte diesem Ziel widersprochen. Mit dem Aus für den Standort Hengsteysee könnte nun der Ausbau der Naherholungsfunktion am See wieder in den Fokus rücken.

Beim Cargobeamer-System wird der gesamte Auflieger in eine „Wanne“ gefahren, die auf den Waggon gehoben wird. Damit müssen die Auflieger im Gegensatz  zu anderen Systemen nicht verstärkt sein. Zudem entfallen  Wartezeiten.
Beim Cargobeamer-System wird der gesamte Auflieger in eine „Wanne“ gefahren, die auf den Waggon gehoben wird. Damit müssen die Auflieger im Gegensatz zu anderen Systemen nicht verstärkt sein. Zudem entfallen Wartezeiten. © privat

Wird der Alternativstandort in Hagen nun verwirklicht werden, bliebe die Volmestadt eine der Städte in Europa, die künftig ein Cargobeamer-Netz bilden sollen. Im Gegensatz zu schon etablierten Verladeterminals werden beim Cargobeamer ganze Sattelauflieger auf Bahnwaggons gesetzt. Die Zugmaschine kann vor Ort bleiben, am Zielort wird der Auflieger dann von einer dortigen Zugmaschine zum Endpunkt gezogen. Das System soll die Verladzeiten auf 15 Minuten reduzieren, für alle Sattelauflieger kompatibel sein und so die Verlagerung von Gütertransporten von der Straße auf die Schiene befördern. Derzeit bietet Cargobeamer schon regelmäßige Transporte von Köln in das italienische Menzo durch den Gotthard-Tunnel an.