Hagen. In der vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg hat das erste Nachbarschaftsfest stattgefunden. Die Flüchtlinge hat dies sehr berührt.
Die Begegnung ging Arzu Akbaba nicht mehr aus dem Kopf. Sie war emotional, traurig, vielleicht auch erschütternd. Die Yogalehrerin, die seit rund anderthalb Jahren in der Bezirksvertretung Mitte arbeitet, saß vor einiger Zeit im Zug Richtung Hagen. Direkt gegenüber von einem Flüchtling aus Wuppertal. Die Beiden kamen ins Gespräch. Einen Satz hat Akbaba bis heute nicht vergessen. „Er hat mir erzählt, dass ich die erste Bürgerin gewesen sei, die seit neun Monaten mit ihm geredet hätte.“ Seitdem er nach Deutschland gekommen sei.
Vor zwei Wochen besuchte die Hagenerin dann eine Infoveranstaltung in der Käthe-Kollwitz-Schule zur Situation der 200 Flüchtlinge, die in den Sommerferien in der Kollwitz-Sporthalle an der Liebigstraße untergebracht sind. „Dort hatte ich das Gefühl, dass viele Bürger und Anwohner sehr positiv mit dem Flüchtlingsthema umgehen“, erinnerte sich Arzu.
Nach diesen beiden „Erlebnissen“ stand für die Yogalehrerin fest: Sie wolle sich für die Flüchtlinge am Kratzkopf einsetzen und ein kleines Nachbarschaftsfest mit den Turnhallen-Bewohnern und Anwohnern organisieren. Gemeinsam mit der Initiative „Hagen ist bunt“ startete Akbaba einen Aufruf bei Facebook, in dem sie die Hagener animierte, den Flüchtlingen kleinere Geschenke zu spenden.
Der Appell schien seinen Zweck zu erfüllen. Rund 200 Hagener übergaben Arzu Akbaba kleinere Präsente. Am Samstagabend lagen diese, schön verpackt, vor dem Eingang der Käthe-Kollwitz-Schule. Spielzeuge oder Malsachen für die Kinder, Schmuck oder Parfüm für die Frauen, Deo oder Aftershave für die Männer.
Gegen kurz vor acht Uhr war es soweit: Die Flüchtlinge strömten aus der stickigen Halle. Schaute man ihnen ins Gesicht, dann erkannte man Freude und Dankbarkeit. Die Flüchtlinge waren glücklich über die kleinen Geschenke. Neben den Präsenten wartete auf sie eine weitere Überraschung: Jeder durfte sich beim Eiswagen ein Eis holen. Die Kosten übernahm die BV Mitte.
Am Ende wird sogar getanzt
„Unsere Idee war einfach, die Leute für zwei Stunden aus der Halle rauszuholen, damit sie mal was anderes sehen, was anderes hören“, erklärte Christian Haase, Initiator von „Hagen ist bunt“. Mit dem Eis in der Hand und dem kleinen Geschenk unter dem Arm legten sich die Flüchtlinge auf die kleine Grünanlage vor der Käthe-Kollwitz-Schule.
Multikulturelle Gruppe sucht weitere Musiker
Die Musiktruppe von Karen Lueg sucht immer wieder Musiker für neue Musikprojekte. Dabei steht eine interkulturelle Zusammenkunft, wie sie bei Or-Ja-La vorherrscht, entstehen.
Kontakt Maren Lueg: 0151/26775182 oder maren.lueg@yahoo.com. Or-Ja-La tritt übrigens auch beim Wehringhauser Stadtteilfest auf
Das Hagener Musik-Quartett Or-Ja-La (Oriental Jamaican Latin Ensemble) sorgte mit kurdischer und arabischer Musik für eine gemütliche Atmosphäre. Ein bisschen Heimatgefühl kam so gerade bei den vielen Flüchtlingen aus Syrien auf. Die Gruppe von Maren Lueg, zu der noch ein kurdischer Syrer, ein Jamaikaner und ein Kubaner gehören, hatte schon im Januar bei der Demonstration „Hagen ist bunt. Für Vielfalt und Toleranz“ für ein wenig musikalische Unterhaltung gesorgt. Für Bandmitglied Adnan Abdullah aus Syrien war das Nachbarschaftsfest eine besondere Veranstaltung, auch er ist als Flüchtling nach Hagen gekommen – und lebt hier mit einer Aufenthaltsgenehmigung.
„Wir wissen doch gar nicht, wie gut es uns eigentlich geht“, erzählte Wencke Kaup, die – wie sie selber sagte – aus „reiner Menschenliebe“ zu dem Nachbarschaftsfest gekommen sei. Die Hagenerin hatte den Aufruf bei Facebook gelesen und kleinere Geschenke von ihr und ihren Arbeitskollegen mitgebracht.
„Der Abend war richtig schön, es hat viel Spaß gemacht“, war Christian Haase froh über den reibungslosen Ablauf. Am Ende wurde sogar noch getanzt. Selbst eine ältere Kratzkopf-Bewohnerin ließ es sich nicht nehmen, inmitten der Flüchtlinge das Tanzbein zu schwingen. Ein Indiz dafür, dass das Nachbarschaftsfest bei Flüchtlingen wie Anwohnern gleichermaßen gut ankam.