Hagen-Mitte. . Die ersten Flüchtlinge sind in der Notunterkunft in der Käthe-Kollwitz-Halle in Hagen angekommen. Anwohner befürchten, dass die Situation zur Belastung wird.
Karin Dietrich wohnt direkt gegenüber der Käthe-Kollwitz-Halle in der Liebigstraße. Aus ihrem Schlafzimmer kann sie das Treiben vor der Sportstätte genau beobachten. Seit Freitag tut sie das mit Sorge. „Unruhe, Lärm, Schmutz. Für uns ist das eine ganz schöne Belastung.“ Was sie damit meint? Den Ansturm der Flüchtlinge. Bis Anfang August „wohnen“ bis zu 200 Albaner, Syrer, Iraker und Flüchtlinge aus anderen Krisengebieten, für die die Stadt Hagen im Auftrag der Bezirksregierung zeitlich befristet eine Notunterkunft bereitgestellt hat, in der Sportstätte.
Gerade bei den sommerlichen Temperaturen wie am Wochenende flüchten viele von ihnen ins Freie. Einige hätten in der Nacht zum Samstag schon draußen geschlafen. „Allein, wenn sich so viele Menschen unterhalten, erzeugt das einen ziemlich hohen Geräuschpegel. Hinzu kommen noch die Versorgungsfahrzeuge wie zum Beispiel die Müllabfuhr oder die Hilfsorganisationen“, sieht Karin Dietrich viel Lärm auf die Anwohner am Kratzkopf zukommen.
„Was ist, wenn Flüchtlinge Angst vor Hunden haben?"
Zur Infoveranstaltung für besorgte und interessierte Bürger im Foyer der Käthe-Kollwitz-Schule war am Samstagvormittag auch eine langjährige Kratzkopf-Bewohnerin gekommen. Die ältere Dame sieht vor allem Probleme für Hundehalter, die es rund um die Halle vielfach gibt. „Was ist, wenn Flüchtlinge Angst vor Hunden haben? Oder wenn sich die Hundebesitzer beeinträchtigt fühlen?“ Dennoch möchte sie helfen. „Ich werde mal gucken, was meine Enkelkinder für Spielzeug im Keller haben."
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Für mehr Offenheit und Verständnis wirbt Ingo Borggräfe, der ebenfalls in der Liebigstraße wohnt. „Die Leute tun mir wirklich leid. Die sind doch froh, jetzt ein Dach über dem Kopf zu haben und nicht herumgeschubst zu werden. Ich glaube, wenn man ihnen offen gegenüber auftritt, dann gibt es wenig Probleme.“
Hagen als guter Gastgeber
Für die Flüchtlinge will sich auch Britta Kötting einsetzen. Mehr noch: Die gelernte Altenpflegerin würde gerne für die kommenden fünf Wochen in der Flüchtlingsunterkunft arbeiten. „Ich bin also in erster Linie hier, um mich zu bewerben“, erklärte die Breckerfelderin, die schon in zwei Dortmunder Flüchtlingscamps gearbeitet hat. „Ich möchte helfen, egal ob bei der Kinderbetreuung oder bei der Ersten-Hilfe.“
Große Gedanken um die Situation der Flüchtlinge hat sich Emanuel Schmidt gemacht, CDU-Politiker in der Bezirksvertretung Mitte: „Zum einen mache ich mir Sorgen um die unzureichende Unterbringung der Menschen. Und dann stellt sich natürlich die Frage, wie die Anwohner mit der Flüchtlingssituation umgehen.“ Gleichzeitig sei die Aufnahme aber eine Chance für Hagen, humanitäre Hilfe zu leisten und dadurch einen guten Eindruck zu vermitteln. „Für das Image unserer Stadt ist das gar nicht so schlecht.“
Natürlich seien viele Flüchtlinge nach den Strapazen der letzten Tage sehr ausgelaugt, erzählte Feuerwehr-Einsatzleiter Ralf Blumenthal. In der Halle herumzusitzen war dem ein oder anderen aber doch zu langweilig. „Viele Bewohner waren glücklich darüber, dass wir ihnen einen Ball gegeben haben. So konnten sie Fußball oder Basketball spielen.“ Immerhin konnten die Flüchtlinge dadurch den Stress der letzten Tage für einige Augenblicke ausblenden.