Hagen. . Der Hagener Magrib-Grill steht in der Kritik, weil er mit Salafisten wie Sven Lau geworben hat. Jetzt wirbt der „Quassel-Imam“ für Pommes und Burger.

Der Magrib-Grill in der Bahnhofstraße, der durch seine Facebook-Posts mit Salafisten-Größen wie Sven Lau in die Schlagzeilen geraten ist, wirbt auch mit dem Besuch eines weiteren prominenten Gastes: Der Islamprediger Abdul Adhim Kamouss preist in einem Video Pommes, Burger und einen Saft des Imbisses an. Der frühere Imam der Al Nur Moschee in Berlin hatte durch seinen Auftritt in der Talkshow von Günther Jauch bundesweite Bekanntheit erlangt.

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Wegen seines ungebremsten Redeflusses hatte die Bild-Zeitung ihn „Quassel-Imam“ genannt. Er gilt zwar als orthodoxer Muslim, dem die Nähe zum salafistischen Gedankengut nachgesagt wird. Zuletzt wurde aber in der Öffentlichkeit anerkannt, dass er sich klar gegen Gewalt im Namen der Religion geäußert hatte – etwa nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo.

Muslim-Bündnis: Sanfte Kritik

In Hagen war er nach einem Vortrag zum Essen im Magrib-Grill und stellte sich für das bei Youtube zu sehende Video zur Verfügung, in dem er neben Betreiber Hussein Akaouch (44) sitzt. Auch er sei ein ganz normaler Kunde gewesen, sagt Akaouch. So wie Sven Lau.

Der steht – wie berichtet – allerdings als salafistischer Wortführer im Visier des Verfassungsschutzes und gilt als einer der Hintermänner der in Wuppertal provokativ aufgetretenen Scharia-Polizei. Dass Lau im Magrib-Grill ganz normal bedient worden ist, findet auch Mikail Isik, Vorsitzender des Bündnisses Hagener Muslime, nicht verwerflich: „Jeder kann essen, wo er will. Und ich würde ihn ja auch bedienen, wenn er als Kunde zu meinem Schlüsseldienst kommt.“ Es sei Sache des Staates, „jemanden von der Straße zu holen“, wenn er als zu gefährlich eingeschätzt werde. Kritisch betrachtet Ismail aber das Posting der Bilder auf der Facebook-Seite zu Werbezwecken: „Das finde ich nicht gut.“

Scharf abgrenzen

Dem Imbiss-Betreiber Nähe zum islamistischen Extremismus zu unterstellen, wäre falsch. Und schon gar nicht dem Vorsitzenden des Bündnisses der Hagener Muslime. Auch andere junge Männer, mit denen unsere Zeitung gesprochen hat, gehören nicht in diese Ecke.

Sie alle machen aber einen Fehler: Sie schauen nur auf den Staat. Solange der Leute wie Sven Lau nicht verurteile oder wegsperre, könnten die ja nicht so schlimm sein. Das greift viel zu kurz: Lau und andere Salafisten mögen so schlau sein, dass sie sich noch im Rahmen der Gesetze bewegen. Ihr Gedankengut gehört aber gesellschaftlich geächtet.

Deshalb bedarf es einer scharfen Abgrenzung der muslimischen Gemeinschaft von radikalen Kräften. Und deshalb ist auch die naive bis provokative Facebook-Werbung mit Lau und Co. ein schwerwiegender Fehler, mit dem der Magrib-Grill den Muslimen in Hagen schadet. Michael Koch

Mikail Isik, der durch seine Funktion in dem Bündnis Kontakt zu vielen Moscheen hat, sieht auch durch die Präsenz von Sven Lau und anderen Islamisten in Hagen keine verschärfte Situation: „Wir dürfen die Augen nicht zumachen, aber ich sehe keine verstärkten salafistischen Aktivitäten.“ Damit teilt er die Einschätzung der Staatsschutzabteilung der Polizei, die gestern auf Anfrage noch einmal betonte, dass man keine neue Lage erkenne.

Deutlicher bezieht hingegen die Hagener CDU-Bundestagsabgeordnete Cemile Giousouf, selbst Muslimin, Stellung. Die Gemeinschaft der Muslime in Hagen sei aufgerufen, deutlicher Position gegen den Salafismus zu beziehen: „So, wie wir ja auch von Nicht-Muslimen erwarten, dass sie sich gegen Rechtsextremismus positionieren.“

Sven Lau verbreite frauenfeindliche Thesen, verachte Deutschland, den Westen und wolle einen islamischen Staat errichten. Die Positionen von Imbissbetreiber Hussein Akaouch sei ein Beispiel, wie vielerorts die Gefahr radikaler Gruppen, durch Unwissenheit Verblendung unterschätzt und relativiert werde.