Hagen. . Es gibt dieses schreckliche Beispiel eines jungen Mannes aus Ennepetal, der eigentlich gut integriert war und dann in einen angeblich Heiligen Krieg zog. Bei einem Selbstmordanschlag in Bagdad soll der Extremist ums Leben gekommen sein. Der Staatsschutz im Polizeipräsidium Hagen sieht ähnliche Tendenzen unter jungen Leuten in der Volmestadt nicht. Nur wenige Anhänger des Salafismus stünden unter Beobachtung.

Die Errichtung eines islamischen Staates, der Erfolg der Isis-Kämpfer mit der Etablierung eines Kalifats – Matthias Stascheit, Leiter des Staatsschutzes im Polizeipräsidium Hagen, bezeichnet das als eine „Perspektive im Diesseits“, die sich neben der im Jenseits auftut. Eine Perspektive, die dem Salafismus aktuell neue Anhänger beschert.

Eine Gefahr – ohne Zweifel. Allerdings durch eine Bewegung, die in Hagen bislang kaum auf fruchtbaren Boden fällt. „Es gibt in der Stadt keine Szene“, sagte Stascheit im Jugendhilfeausschuss, „wir beobachten eine geringe Anzahl an Einzelpersonen.“

Die allerdings hätten in Hagen kein festes Netzwerk, über das sie sich austauschen. „Sie sind in Wuppertal und Solingen organisiert und finden dort ihre Ansprechpartner“, so Matthias Stascheit. Die Städte im Bergischen Land haben ein weitaus größeres Problem mit Salafisten. In einigen Vierteln patrouillierte eine Scharia-Polizei, was bundesweit für Schlagzeilen sorgte.

Radikalisierung als Abgrenzung

Generell beobachten Stascheit und seine Kollegen, die für eine Region zwischen Hagen und Siegen zuständig sind, dass die Salafisten­szene von jungen Menschen als attraktive Organisation angesehen werde, um sich vom Elternhaus abzugrenzen. „Da stehen wir vor der Frage: Wer will wirklich das Land verlassen und wer will nur seine Eltern schocken? Da kann man nicht in jedem Fall mit dem vollen Potenzial reagieren.“

Polizei verfolgt vor allem zwei Straftaten

Im wesentlichen verfolgt die Polizei im Zusammenhang mit Salafismus zwei Straftaten.

Zum einen geht es um die Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung beispielsweise durch Geldspenden oder durch Ausreise in Richtung Isis-Gebiet.

Zum anderen geht es um das Werben für einen fremden Wehrdienst, in dem versucht wird, Dritte zum Beitritt zu den Isis-Truppen zu bewegen.

Auch die Verbreitung von Gewaltvideos spiele eine Rolle. „Solche Filme üben auf junge Männer eine gewisse Faszination aus“, so Stascheit, „das geht aber nicht immer einher damit, dass die Jugendlichen sich mit der Ideologie identifizieren, die dahinter steckt.“

Einen ähnlichen Fall habe es auch jüngst in Hagen gegeben. „Ein Jugendlicher hat im Umfeld eines Moscheevereins Videos gezeigt, in denen es um Radikalisierung ging“, so Stascheit, „der Vorstand selbst hat die Polizei informiert und um Unterstützung gebeten. Das zeigt, welch vertrauensvolles Verhältnis zwischen Vereinen und der Polizei besteht.“

Schulen sehen in der Polizei einen wichtigen Ansprechpartner

Ein Verhältnis, das auf die kontinuierliche Arbeit der Kontaktbeamten zurückzuführen ist. Christian Bubolz steht in engem Austausch. „Wir haben Informationsveranstaltungen organisiert, besorgte Eltern wenden sich an uns, Schulen sehen in der Polizei einen wichtigen Ansprechpartner“, so Bubolz, „wir glauben, dass wir einen guten Draht zu den Moscheevereinen haben.“