Hagen. Die Anwohner der Philippshöhe in Hagen müssen für Jahre lange Umwege wegen der Großbaustelle Bahnhofshinterfahrung in Kauf nehmen.

Sie haben eigentlich eine bevorzugte Wohnlage: Schön idyllisch am Berg mit Wald und einem tollen Ausblick. Vor allem kommt man auch zu Fuß binnen weniger Minuten von der Philippshöhe in die Innenstadt. Oder besser gesagt: man kam schnell dorthin. Denn wegen des Baus der Bahnhofshinterfahrung sind die Plessenstraße und der unter den Bahngleisen herführende Tunnel Werdestraße gesperrt. Und das nicht für Tage oder Monate, sondern für Jahre – wahrscheinlich bis 2019. Für die rund 150 Anwohner der Philippshöhe bedeutet das: Sie müssen teils kilometerlange Umwege bewältigen.

Das ärgert die Anwohner. Und noch mehr ärgern sie sich über die Informationspolitik der Stadt und ihrer Tochtergesellschaft, dem Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH), der die Bauarbeiten ausführt. Denn erst wenige Tage vor der Sperrung wurden sie erstmals über diesen Schritt informiert. Diskutiert wurde mit den Bürgern überhaupt nicht. Dabei hätten sie gerne zu Protokoll gegeben, wie sehr sie die Sperrung betrifft und welche Alternativen sie vorschlagen.

Aus Fehlern gar nichts gelernt

Im vergangenen Jahr waren es die Bäume an der Christian-Rohlfs-Straße: Die Anwohner waren im Vorfeld nicht ausreichend über die massiven Fällarbeiten informiert worden, die das Bild der Straße nachhaltig verändert haben. Vor wenigen Monaten dann die Brückensanierung in Rummenohl. Auch hier fühlten sich die Bürger in dem für Monate geteilten Stadtteil schlecht informiert durch den städtischen Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH). Und nun also die Philippshöhe. Fachlich lagen die Bau-Experten in allen Fällen sicherlich richtig. Aber in der Informationspolitik hat der WBH aus den Fehlern gar nichts gelernt. Der Oberbürgermeister will mehr mit den Bürgern reden, andere städtische Stellen machen das Gegenteil. Michael Koch

Und so versammeln sie sich nun am Fuße der Philippshöhe. Etwa Reinhard Baltuttis: Er arbeitet bei der Bahn, pendelt jeden Morgen mit dem Zug nach Duisburg. Bislang ging er zehn Minuten zum Bahnhof. „Jetzt sind es mit dem Umweg über den Kuhlerkamp 40 Minuten“, sagt der 57-Jährige. Zwar empfiehlt die Stadt, den Bus ab Haltestelle Heinrichstraße zu nehmen (siehe Grafik). Die Linien 517 und 547 führen hier tagsüber im Viertelstundentakt, am Wochenende jede halbe Stunde. „Aber der fährt noch nicht, wenn ich morgens los muss“, sagt Baltuttis.

Senioren müssen Taxi nehmen

Und so können viele Anwohner ihre Beschwernisse schildern. Etwa das alte Ehepaar, das sonst noch mit Rollator zu Fuß in die Stadt gegangen ist, jetzt aber ein Taxi nehmen muss. Weil die Senioren gar nicht den Berg hochkommen, den sie dann auch wieder runtergehen müssen, um überhaupt zur Bushaltestelle zu kommen. Und die Anwohner berichten von ihrer Angst im Winter, wenn es glatt und dunkel ist. Genauso wie von ihrem Ärger, dass sie auch auf der Umleitungsstrecke von einer Baustelle betroffen sind: An der Weidestraße, wo der neue Anschluss des Kuhlerkamps an die Hinterfahrung fertig gestellt wird.

„Damit kein falscher Eindruck entsteht: Wir freuen uns über die Bahnhofshinterfahrung“, sagt Anwohner Detlef Minert. „Aber so geht das nicht.“ Er und seine Nachbarn wollen erreichen, dass sie weiter zu Fuß den Bereich bis zum Tunnel Werdestraße passieren dürfen. Es müssten halt Maßnahmen erfolgen, dass die Fußgänger auch im Baustellenverkehr sicher die rund 200 Meter bewältigen könnten. Zumindest aber einen Shuttle-Bus, der die Philippshöhe anfährt, fordern sie. Das müsse bei einer Millionen-Investition drin sein.

Doch der Wirtschaftsbetrieb Hagen macht den Anwohnern keinerlei Hoffnung, dass der kurze Weg bald wieder für Fußgänger frei sein wird. „Das ist aus Sicherheitsgründe überhaupt nicht möglich“, so WBH-Sprecherin Gabriel Zmarowski. Dazu seien die Arbeiten zu massiv. Selbst die Bauarbeiter müssten spezielle Schutzkleidung tragen. Die endgültige Anordnung für die Sperrung datiere zudem erst vom 20. Mai. Mit einem Bürgerinfobrief und einer Pressemitteilung habe der WBH dann über die Absperrung am 27. Mai informiert. Man nehme den Anwohnerprotest aber sehrwohl ernst und prüfe nun Erleichterungen. Wie die aussehen könnten, ist aber noch offen.