Altenhagen. Am Samstagmorgen ging es bei einer Betriebsversammlung hoch emotional zu. Die HEB-Geschäftsführung machte deutlich, dass höhere Löhne sich negativ auf die Auftragslage auswirken könnten.

Im Streit um bessere Arbeitsbedingungen und gleiche Vergütung wie für die Kollegen des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB) versammelten sich die 30 Mitarbeiter der Hagener Umwelt- und Investitionsgesellschaft (HUI) vor ihrem Betriebsgebäude an der Fuhrparkstraße. Am frühen Morgen hatte sich die Geschäftsführung des HEB, dessen Tochterfirma die HUI ist, gegenüber den Kollegen erklärt. Es ging hoch emtional her.

Noch immer ist nicht klar, ob die HUI-Kollegen in den Streik treten werden und damit viele Gewerbetreibende, Firmen und Einrichtungen in Hagen in ein gehöriges Müllproblem schlittern lassen. Die HUI erledigt die Entsorgung bei Gewerbe- und Industriebetrieben der Region und die umweltverträgliche Restabfallentsorgung (Gelber Sack, Wertstofftonne etc.) Die vier Blickwinkel eines drohenden Arbeitskampfes.

Die HEB-Geschäftsführung

Die HEB-Geschäftsführer Dr. Herbert Bleicher und Manfred Reiche kamen gestern Morgen um 6.30 Uhr mit der HUI-Belegschaft zusammen. „Es wurde noch mal deutlich gemacht, dass die HUI sich im Wettbewerb auf dem freien Markt befindet und höhere Löhne sich unmittelbar auf die Auftragslage auswirken, weil die HUI ihre Preise dann anders gestalten muss“, sagt HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch.

Die Stimmung der Versammlung soll sehr emotional gewesen sein. Die HUI konkurriert in ihren Geschäftsfeldern zum Beispiel mit den Unternehmen Remondis, AHE, Vorberg oder auch Hofnagel und Bade. Im Grunde auch mit jedem Containerdienst in der Region. Jagusch: „Ich frage mich nur, warum es in den vergangenen 15 Jahren nie Beschwerden gegeben hat und die Gewerkschaft Verdi jetzt plötzlich und ohne Vorwarnung so ein Säbelrasseln veranstaltet.“

Alfred
Alfred © WP

Übergangene HUI-Kollegen

Verunsichert und auf dem falschen Fuß erwischt zeigen sich jene Kollegen der HUI, die nicht oder nur teilweise gewerkschaftlich organisiert sind und aus unserer Zeitung erfahren hatten, dass Verdi nun die Interessen der HUI-Mitarbeiter vertritt. In einer Stellungnahme an den Betriebsrat der HUI und die Gewerkschaft schreiben sie: „Eine derartige Streikandrohung zu platzieren, während wichtige Ausschreibungen in die finale Runde gehen, von denen viele Arbeitsplätze abhängen, zeugt von wenig Verständnis für unser Unternehmen.“

Die Arbeit der HUI mit der des HEB gleichzusetzen sei falsch. Die HUI sei einst gegründet worden, um auch den freien Markt bedienen zu können, was mit HEB-Konditionen nicht möglich sei. Im Vergleich zur direkten Konkurrenz brauche sich die HUI im Verhältnis Arbeitszeit zu Arbeitslohn nicht zu verstecken.

Gehaltserhöhung vor einem halben Jahr festgelegt

Kürzlich, so HEB-Sprecherin Jagusch, hätten sich Geschäftsführung und HUI-Kollegen auf eine Gehaltserhöhung für den Zeitraum 2015/2016 geeinigt.

Das sei nur eine einseitige Regelung der Geschäftsführung gewesen, hält die Verdi-Gewerkschaftssekretärin Jana Holland dagegen.

Die Unzufriedenen

Die unzufriedenen und von Verdi unterstützten HUI-Kollegen hingegen bleiben bei ihren Forderungen. Im besten Falle rein in den Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst (TVÖD). „Und wenn nicht, dann muss ein Haustarifvertrag geschaffen werden, der eine im Verhältnis zum HEB vernünftige Zahl an Wochenarbeitsstunden und eine vernünftige Altersversorgung regelt und die Kollegen der HUI ähnlich angemessen vergütet wie die beim HEB“, sagt Gewerkschaftssekretärin Jana Holland. Für nächsten Mittwoch ist nun ein erster Gesprächstermin mit der HEB-Geschäftsführung angesetzt.

„Ich glaube nicht, dass eine bessere Bezahlung sich auf das Auftragsniveau auswirken würde“, sagt HUI-Betriebsrat Alfred Rudolph (seit 2002 im Unternehmen). Die Kunden seien so zufrieden, dass sie nicht abspringen würden, glaubt er. Von einem schlechten Betriebsklima zwischen HUI- und HEB-Kollegen kann Rudolph nicht sprechen: „Wir gehen respektvoll miteinander um.“

Die Kunden

Erste HUI-Kunden wie zum Beispiel Krankenhäuser sind irritiert von den Meldungen, die die Gewerkschaft verlautbaren lässt.

„Erste Kunden haben bereits reagiert“, schreiben die HUI-Kollegen, die von der Vorgehensweise der Gewerkschaft überrascht wurden, „wenn wir nicht konkurrenzfähig sind, können wir einpacken.“ Abgesprungen ist dabei aber bislang noch niemand.