„Wirtschaft braucht Raum“, fordert die Südwestfälische Industrie- und Handelskammer als Lobbysprachrohr der Unternehmerschaft und läutet die Alarmglocken. Denn die Vorräte an frei verfügbaren Gewerbeflächen, auf denen expansionswillige Betriebe sich ausbreiten oder auch externe Ansiedlungswillige neue Arbeitsplätze schaffen könnten, sind in Hagen aufgebraucht.
Eine dramatische Entwicklung, auf die diese Stadt seit Jahren sehenden Auges zusteuert. Nur die passende Antwort konnte bislang niemand liefern. Daher griff SIHK-Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Rapp-Frick in dieser Woche ganz tief in die Provokationskiste und stellte die These in den Raum, dass die waldreichste NRW-Großstadt notfalls darüber nachdenken müsse, zugunsten von Industriehallen sich auch einmal von Forstgebieten zu trennen. Standort-Politik mit der Kettensäge – eine Vision, bei der nicht nur puristischen Öko-Kriegern der Atem stockt.
Baudezernent Thomas Grothe, der gerade in homöopathischen Dosen versucht, dem Hagener Norden das immerhin 16 Hektar große Böhfeld im Schatten der A1 als Gewerbegebiet abzuschwatzen, setzt derweil auf eine andere Karte: Er möchte – neben der Reaktivierung von Brachen – in bestehenden Mischgebieten einmal ganz genau hinschauen, welche Wohnbebauungen dort tatsächlich noch vorhanden sind und vor allem, wie diese Häuser genutzt werden. Beispielhaft verweist der Technische Beigeordnete auf das Quartier entlang der B7 zwischen Reh- und Berliner Straße. Hier stehen sich Wohnblocks, Einzelhandel und Gewerbestandorte gegenseitig im Weg und nehmen sich die Entfaltungsmöglichkeiten. Eine Situation, die sich in einer schrumpfenden Großstadt durch das Aufzeigen attraktiver Wohnalternativen sicherlich leicht entzerren ließe.
Allemal besser als Wälder abzuholzen. Also – wer kümmert sich drum?