Hagen. . Wird am Hengsteysee in Hagen ein Logistikprojekt verwirklicht? Das Unternehmen Cargobeamer wollte das schon im Januar entscheiden. Nun wird der Termin verschoben.

Mit jedem Tag, an dem man nichts von dem Projekt hört, wachsen die Zweifel: Kommt der Cargobeamer wirklich nach Hagen? Also jener hochmoderne Verladeterminal, der ganze Sattelschlepper-Auflieger (ohne die Zugmaschine) von der Straße auf die Schiene bringen und damit Teil eines europaweiten Netzes werden soll. Seit gestern gibt es eine neue Zeitmarke, wann die entscheidende Antwort auf diese Frage wirklich kommt: Im Juni will die Cargobeamer AG bekannt geben, ob das Projekt aus Unternehmenssicht auf dem ehemaligen Güterbahnhof am Hengsteysee realisiert werden kann. Und dann können die derzeit ruhenden planungsrechtlichen Prozesse in den politischen Gremien auch wieder in Gang gesetzt werden.

Das ist das Ergebnis eines Spitzengesprächs im Rathaus zwischen Stadt, Cargobeamer und der Bahn-Tochter DB Netze. Gut eine Stunde dauerte das hochkarätig besetzte Gespräch hinter verschlossenen Türen, an dem von Cargobeamer-Seite unter anderem Prokurist Imad Jenayeh teilnahm. Nur einer musste fehlen, der sich vergangenes Jahr im Wahlkampf sehr deutlich als Befürworter des Projekts gezeigt hatte: Oberbürgermeister Erik O. Schulz muss nach wie vor mit grippalem Infekt das Bett hüten. Bau- und Planungsdezernent Thomas Grothe führte stattdessen von Seiten der Stadt die Gespräche.

Die neue Zeitmarke Juni bedeutet auf den ersten Blick eine erneute Verschiebung. Denn noch im November hatte es – ebenfalls nach einem Gespräch zwischen Unternehmen und Stadtspitze – geheißen: Ende Januar werde Cargobeamer gegenüber der Stadt verbindlich erklären, ob ein Terminal nach Hengstey komme.

Kein Selbstläufer

Auf dem Areal zwischen Bahnschienen und Seeufer (oben rechts im Bild) soll der Cargobeamer entstehen.
Auf dem Areal zwischen Bahnschienen und Seeufer (oben rechts im Bild) soll der Cargobeamer entstehen. © WR

Doch trotz der neuen Zeitmarke herrschte gestern Optimismus nach dem Treffen im Rathaus. „Es hat ein uneingeschränktes Bekenntnis zum Standort Hagen von Seiten des Unternehmens gegeben“, durfte Stadtsprecher Thomas Bleicher nach der Sitzung in Namen der Beteiligten verkünden. Cargobeamer habe von Fortschritten bei den Planungsprozessen berichten können. Es gebe seitens des Unternehmens den 100-prozentigen Willen, am Hengsteysee zu investieren. Mögliche Alternativstandorte innerhalb von Hagen seien kein Thema gewesen.

Ob es nun auch technisch zur Realisierung kommen kann, wollen Cargobeamer und die Bahn-Tochter DB Netz also bis Juni geklärt haben. Für Hagens Planungsdezernent Thomas Grothe ein entscheidender Punkt: „Dieser Firmenentscheid ist das, auf das wir warten.“ Dann könne man auch wieder die nicht unkomplizierten Planungsprozesse in den politische Gremien in Gang setzen. „Vorher können wir nicht weitermachen, das verursacht nur Kosten.“

Ein Selbstläufer würde das Projekt Cargobeamer auch nach einem positiven Unternehmensentscheidung nicht: Mit im Boot sitzen bei den weiteren Planungen immerhin der Regionalverband Ruhr (RVR), der den Regionalplan ändern muss, das Land (Landesentwicklungsplan), die Bezirksregierung (Planfeststellungsverfahren) und die Stadt. Der Hagener Stadtrat hat zumindest schon einen Grundsatzentscheid getroffen – und das bereist im Sommer 2013, als der Antrag zur Regionalplanänderung beim RVR gestellt worden ist. Mit Wohlwollen der Stadtverwaltung kann Cargobeamer auch weiter rechnen. „Ich habe die Unterstützung der Stadt zugesagt“, so Thomas Grothe.