Hagen. . 20 von 23 städtischen Kindertagesstätten in Hagen sind seit mehr als sieben Tagen dicht. Und das bleiben sie auch: Die Erzieherinnen setzen ihren Streik fort.
Der Streik der Erzieherinnen steckt mitten in der zweiten Woche. 20 von 23 städtischen Kindertagesstätten bleiben geschlossen. Und ein Ende des Arbeitskampfes ist nicht in Sicht.
Die Situation
Die Stadt Hagen hat ein Notprogramm aufgelegt. In drei Einrichtungen werden insgesamt 150 Kinder betreut. „Notfälle, die die Einrichtungsleitungen identifiziert haben, können so aufgefangen werden“, sagt Reinhard Goldbach, Fachbereichsleiter Jugend und Soziales. Mehr aber auch nicht. „Man muss sagen, dass 90 Prozent der Kinder, die eine städtische Einrichtung besuchen, derzeit nicht betreut werden können.“ Je länger der Streik dauert, desto größer werden die Probleme. Auch im Fachbereich selbst hat ein Mitarbeiter Urlaub einreichen müssen, weil sein Kind nicht betreut werden kann. Insbesondere bei Eltern von Kindern in der U-3-Betreuung, die an Erzieherinnen und Einrichtungen gewöhnt sind, mag es zu Unmut kommen.
Die Gewerkschaft
In Südwestfalen sind nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dauerhaft rund 300 Erzieherinnen im Streik. Schwerpunkt ist die Stadt Hagen, in der rund 150 Erzieherinnen die Arbeit niedergelegt haben. „Für uns ist es wichtig, in die Öffentlichkeit zu gehen“, sagt Gewerkschaftssekretärin Bettina Schwerdt, „deshalb die großen Kundgebungen wie letzte Woche in Hagen.“
Elternbeiträge werden wohl doch nicht erstattet
Die Stadt Hagen wird im Zusammenhang mit dem Streik keine Elternbeiträge wegen nicht erbrachter Leistungen zurückzahlen.
Der Rat der Stadt hatte in seiner letzten Sitzung nach längerer Debatte einen Beschluss gefasst, dass ab zehntem Streiktag Gelder an die Eltern zurückfließen.
Weil aber die Satzung der Stadt eine solche Rücküberweisung im Streikfall ausschließt, muss Oberbürgermeister Erik O. Schulz den Beschluss beanstanden.
Ab heute (10 bis 16 Uhr) will Verdi einen Infostand in der Fußgängerzone aufbauen. „An drei Tagen wollen wir über unsere Ziele aufklären.“ Im Mittelpunkt, so Bettina Schwerdt, stehe keineswegs eine pauschale Lohnerhöhung. Es gehe um eine neue Eingruppierung von Erzieherinnen, die der Arbeit, die geleistet werde und den wachsenden Anforderungen gerecht werde. Daraus ergebe sich dann zwangsläufig auch eine bessere Bezahlung. Die wiederum liegt im Durchschnitt bei zehn Prozent.
Der Konflikt
Bislang hat der Streik keine Bewegung in den Tarifkonflikt gebracht. „Ein Angebot der Arbeitgeber liegt nicht vor“, sagt Bettina Schwerdt, „wir sind ja bereit zu verhandeln.“ Neben den Erzieherinnen werden punktuell auch weitere Bedienstete im Erziehungs- und Sozialdienst zum Streik aufgerufen. Die Ergebnisse, die wann auch immer erzielt werden, wirken in der Regel nicht nur im kommunalen Bereich, sondern werden von anderen Trägern übernommen.
Die Eltern
Die Gefühle der Eltern sind oft gemischt. Julia Schön schreibt auf unserer Facebookseite, dass sie eine Aufwertung des Berufs unterstützt: „Ich kenne aber viele, bei denen der Streik zu einem großem Problem wird. Ich denke, dieser Streik führt zu nichts. Die Städte haben nun mal kein Geld, und das öffentliche Interesse ist an diesem Streik nicht groß genug.“
„Bin auch betroffen“, schreibt Monika Müller, „jedoch kann ich diesen Streik vollkommen nachvollziehen. Die Erzieher kümmern sich um unseren Nachwuchs. Und sie bekommen dafür einen Hungerlohn.“
„Die Streikdauer ist für mich unverständlich“, so Susanne Engel. Und an die Streikenden gerichtet fragt sie: „Wo ist euer Verantwortungsbewusstsein?“