Hagen-Wehringhausen. . Es gibt viele Migranten in Hagen. Aber wie wohnen sie eigentlich? Unser Besuch bei der türkischstämmigen Familie Bülbül im Rahmen der WP-Serie „So wohnt Hagen“zeigt: Eigentlich typisch deutsch.
Eine helle Küche mit modernen Geräten und Balkon, ein Esszimmer mit grauem Holztisch und Lederstühlen. Ein gemütliches Sofa, ein Flachbild-TV und Bücher im weißen Regal. Was auffällt, ist das, was nicht auffällt: Die Eigentumswohnung von Hava und Ali Bülbül in der Augustastraße ist elegant, modern und aufgeräumt. Aber sie unterscheidet sich gar nicht von dem, was man bei einer jungen Hagener Familie ohne Migrationshintergrund erwarten würde.
Sicher, beide sind eigentlich Ur-Hagener – Ali Bülbül (33) ist in der Volmestadt geboren, seine Frau Hava ist mit sechs Jahren nach Deutschland gekommen. Doch beide sind in ihren türkischen Familien aufgewachsen. Man muss länger suchen, um noch etwas vermeintlich typisch Türkisches in der Wohnung zu finden. In den Zimmern von Sohn Samet (9) oder Tochter Ceylin (6) sucht man vergeblich. Die sonstigen Möbel stammen von Ostermann oder Zurbrüggen. Und auch Hava Bülbül muss kurz nachdenken, ob es Besonderheiten gibt: „Vielleicht sieht man es noch an den Gardinen.“ Dort glitzern ein paar Perlen. „Türken legen sehr viel Wert auf Gardinen“, sagt sie. Und Ehemann Ali ergänzt: „Man merkt es bei den Teppichen. Da achten Türken sehr auf Qualität, die kaufen sie nur bei türkischen Händlern.“
Viel Besuch bei türkischen Familien
Sind die Bülbüls, die beide als kaufmännische Angestellte bei der Spedition Schenker arbeiten, eher die Ausnahme oder die Regel für türkischstämmige Hagener, die die mit Abstand größte Migrantengruppe in Hagen bilden? Beide müssen nicht lange überlegen. „Wir kennen so viele andere türkische Familien hier“, sagt Hava Bülbül. „Bei denen sieht es auch so ähnlich aus wie bei uns.“ Wenn es Unterschiede zur Wohnweise von „Ur-Deutschen“ gebe, dann wohl eher bei der Zahl der Besucher. „Bei Türken ist es ganz normal, dass man sich oft und sehr spontan besucht. Deshalb ist es sehr aufgeräumt“, lacht Ali Bülbül.
Sein Opa kam Ende der 1960er-Jahre nach Hagen, der Vater folgte in den 1970ern. An seine Kindheit kann er sich noch gut erinnern. „Wir haben in Eilpe, später in Wehringhausen gewohnt. Wir haben uns mit vier Kindern ein Zimmer geteilt.“ Anfangs gab es kein eigenes Bad, die Eltern arbeiteten hart, um in eine bessere Wohnung zu ziehen. „Früher, bei meinen Eltern hatten wir mehr Schnickschnack in der Wohnung“, erinnert er sich. „Typische türkische Dinge wie Plastikblumen, überall Deckchen auf den Möbeln und Porzellan in der Vitrine.“ Das gibt es bei den Bülbüls heute nicht mehr. Nicht bei den Jungen, aber auch nicht bei den Alten: „Meine Eltern wohnen heute wie wir.“