Hagen. . Berechnungen des Statistischen Landesamtes zufolge wird Hagens Bevölkerung von 186 000 auf 168 000 Menschen im Jahr 2040 schrumpfen. Das entspricht einem Rückgang von 9,7 Prozent.
Die demographischen Prognosen für Hagen sind nach wie vor düster. Den neuesten Berechnungen des Statistischen Landesamtes zufolge wird Hagens Bevölkerung von derzeit 186 000 auf nur noch 168 000 Menschen im Jahr 2040 schrumpfen. Das entspricht einem Rückgang von 9,7 Prozent.
Immerhin korrigierten die NRW-Statistiker damit ihre Vorausbestimmung aus dem Jahr 2012, der zufolge die Einwohnerzahl schon bis 2030 auf 160 000 Menschen abschmelzen würde, erheblich nach oben. Grund zur Sorge bietet jedoch der Umstand, dass in anderen nordrhein-westfälischen Großstädten eine Trendwende erkennbar ist. Vor allem die Landesmetropole Düsseldorf (13,1 Prozent) und die Domstadt Köln (19,3 Prozent) sowie das attraktive Münster (16,6 Prozent) sollen in den nächsten 25 Jahren erheblich wachsen. Aber auch die Nachbarstadt Dortmund, die wie Hagen mit den Problemen des Strukturwandels zu kämpfen hat, legt um 5,1 Prozent zu.
9,7 Prozent Einwohnerschwund vorausgesagten
Mit seinen vorausgesagten 9,7 Prozent Einwohnerschwund belegt Hagen dagegen den vorletzten Platz unter den Großstädten, nur Remscheid (minus 12,8 Prozent) prophezeien die Statistiker einen größeren Aderlass an Menschen. Lediglich die ländlichen Regionen wie Märkischer oder Hochsauerlandkreis sollen noch mehr Einwohner verlieren. „In Hagen stimmt unter anderem das Verhältnis von Geburten- und Sterblichkeitsrate nicht“, begründet Dr. Kerstin Ströker vom Statistischen Landesamt ihre Prognosen. So erblickten 2013 zwar 1506 Babys das Licht der Welt, im selben Jahr starben aber 2478 Einwohner.
Zudem ziehen seit Jahren viel mehr Menschen aus Hagen weg als zu. Lediglich 2013 gab es, bedingt durch die zahlreichen Immigranten aus dem Ausland, in der Wanderungsbilanz ein Plus von 587 Personen. Was nichts daran ändert, dass Hagen nicht als beliebte Wohnadresse gilt.
Kein beliebter Wohnort
Das verdeutlicht schon ein Blick auf die Steuerbilanz. Bei der Lohnsteuer, die ein Unternehmen an das örtliche Finanzamt überweisen muss, liegt Hagen pro Kopf sogar höher als Dortmund. Doch bei den Einnahmen aus der Einkommensteuer, die jeder Bürger an das Finanzamt zu zahlen hat, in dessen Bezirk er seinen Wohnsitz hat, hinkt die Stadt deutlich hinter den Nachbarkommunen her – ein starkes Indiz dafür, dass Hagen als Arbeits-, aber nicht als Wohnort geschätzt wird.
Weniger Babys, mehr Todesfälle
Die Geburtenzahlen in Hagen erreichten 2012 ihren Tiefstand. In diesem Jahr erblickten lediglich 1424 Babys das Licht der Welt.
2005 waren noch 1613 Kinder in Hagen geboren worden.
Dagegen steigt die Zahl der Todesfälle in Hagen seit Jahren an und kletterte 2013 auf den neuen Höchstwert von 2478 Verstorbenen.
Nun macht sich der demographische Verlust zwar in vielen Regionen Deutschlands, ja Europas bemerkbar, doch die Stadt könnte durchaus etwas tun, um das Wohnen vor allem für junge Leute, die eine Familie gründen wollen, attraktiver zu machen. „Am besten wäre es natürlich, wenn die Kindergartengebühren komplett gestrichen würden“, so Christa Burghardt, Vorsitzende des Kinderschutzbundes.“ Alle Kinder müssten kostenlos eine Kita besuchen.
Kein finanzieller Spielraum
Doch davon ist Hagen bekanntlich weit entfernt, die Kita-Gebühren werden sogar angehoben, während sie in anderen Kommunen, etwa Iserlohn, auf Null gefahren werden sollen. Die leeren Kassen lassen nicht viel Spielraum. Ein langfristiges Ziel sei es, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern, etwa durch fahrradfreundliche Verkehrswege oder eine Reduzierung der Luftverschmutzung, postuliert Sozialdezernentin Margarita Kaufmann: „Auch das kann Menschen nach Hagen locken.“
Aber das Ei des Kolumbus, sprich einen Masterplan, um den dramatischen Bevölkerungsverlust zu stoppen, hat in Hagen bislang niemand gefunden.