Emst. . Wir sind zu Besuch bei Marlies und Dieter Schulze: Ein halbes Jahrhundert leben sie in ein- und derselben Wohnung auf Emst.
Wegziehen aus dem Viertel, in dem sie ihr Leben lang gewohnt haben, in dem sie beinahe mit jedem ein kurzes Schwätzchen halten, in dem sie fast jeden Strauch und jeden Baum „von hier bis Hohenlimburg“ kennen? Für die Schulzes undenkbar. Wenn da nur die Sache mit den Treppen und dem unpraktischen Badezimmer nicht gewesen wäre. Doch die HGW (Hagener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft) konnte Abhilfe schaffen. Und daher trifft die Aussage bzw. die Überschrift dieses Serien-Teils – „Ein Leben lang in derselben Wohnung“ – auch „fast 100-prozentig“ zu.
Elmenhorststraße 60: Wir treffen dort auf Marlies und Dieter Schulze. „Im Elmenhorst“, wie alle Emster sagen, wohnt das Ehepaar seit fast 50 Jahren. Stets im Haus Nummer 66, seit einem Monat nun nur einen Steinwurf entfernt – im Haus Nummer 60. Auch Frank Krüger sitzt in der Küche, scheint beinahe zur Familie zu gehören. „Ja, wir duzen uns. Weil wir uns so lange kennen“, sagt Krüger, Abteilungsleiter bei der HGW. Seit etwa 35 Jahren seien sie ein Herz und eine Seele, „und Marlies nenn’ ich scherzhaft nur ,die Chefin’“, schmunzelt der Kümmerer in Sachen Wohnen in Hagen.
Gekümmert hat er sich auch, als es bei den alten Leuten nicht mehr so gut ging mit dem Treppen- und In-die-Dusche-steigen. „Solche Mieter wie die Schulzes wünscht man sich – natürlich wollten wir das Paar als Mieter halten“, betont Krüger. Vorteil einer Wohnungsgesellschaft: sie hat zahlreiche Wohnungen im Bestand, kann Mietern auf Wunsch den Umzug von A nach B ermöglichen.
Auge darauf, dass alles in Ordnung ist
Leute, die Räumlichkeiten bei Wohnungsgesellschaften gemietet haben, sind treue Mieter. Die meisten würden jahrelang, viele sogar Jahrzehnte Bestandswohnungen nutzen. „Dieter und Marlies machen nie Ärger, im Gegenteil, sie kümmern sich um viel. Die beiden räumen den Gemeinschaftskeller auf, gucken, dass alles in Ordnung ist, pflegen den Garten. Und sie zahlen immer pünktlich ihre Miete“, lobt Frank Krüger.
Die Häuser im Elmenhorst wurden um 1950 erbaut, die HGW spricht von Wirtschaftseinheiten. In jedem Haus – von Nummer 26 bis 66 – leben drei Parteien. „Jetzt ist alles gut. Wir sind von der ersten Etage ins Erdgeschoss des Nachbarhauses gezogen. Die Nachbarschaft bleibt gleich, alle Wege sind uns bekannt. Ich komme vom Dorf und wäre niemals in die hektische Innenstadt gezogen“, sagt Dieter Schulze.
Der 83-Jährige spricht seiner Frau Marlies aus der Seele. „Die Chefin“ ist 78, nickt zustimmend, „ganz in der Nähe wohnen doch auch unsere Kinder und Enkel“.
Beide Seiten sind zufrieden
Wenn die Schulzes mal eine Frage haben oder wenn doch mal irgendetwas klemmt oder hakt, rufen sie direkt bei Frank Krüger an. Der Abteilungsleiter erledigt nicht immer alles persönlich, doch er gibt den Auftrag, sich besonders prompt zu kümmern, an andere Mitarbeiter weiter.
„Das machen wir bei unseren älteren, treuen Mietern immer so“, versichert Frank Krüger. Und beide Seiten – Mieter und Vermieter – sind zufrieden . . .