Hengstey. . Vier Generationen unter einem Dach – die Familie Dickmann, die in Hengstey wohnt, beweist, dass es funktionieren kann.
Wenn sich alle mal gemeinsam treffen wollen – zum Kaffeetrinken oder zum Grillabend – müssen sie sich weit im Voraus fest verabreden. Zwar wohnen die sieben Personen unter einem Dach – genauer gesagt in zwei Doppelhaushälften – doch ihre Lebensrhythmen und Gewohnheiten sind komplett unterschiedlich.
Vier Generationen unter einem Dach – auch in einer Großstadt wie Hagen eine echte Seltenheit. Doch wir haben die „Exoten“ aufgespürt, im Ortsteil Hengstey.
Seit drei Jahren wohnen die Dickmanns hier in einem Neubau in der Hengsteystraße 101 und 103. Das verbindende Element zwischen den Generationen und den Doppelhaushälften ist Mia. Die Sechsjährige wechselt mehrmals am Tag von 103 zu 101 und umgekehrt. „Ja, unsere Tochter flitzt oft rüber“, schmunzelt Denise Dickmann. Die 32-Jährige bewohnt mit ihrem Mann Moritz und Mia die rechte Haushälfte. Mia hilft Opa Rainer beim Aufräumen, Oma Kiki beim Kochen und beschäftigt sich mit Uroma Jenny. „Wir spielen zusammen oder ich lese ihr etwas vor“, erzählt Mia, die an ihrer Uroma, die gerade 90 geworden ist, besonders hängt.
„Alltäglichkeiten fallen uns einfach leichter“
„Wir profitieren alle von dieser Unter-einem-Dach-Fusion“, lobt Moritz Dickmann das ungewöhnliche Wohnmodell. „Alltäglichkeiten fallen uns einfach leichter.“ Gibt es Beispiele? „Meine Frau ist momentan schwanger, soll also nicht schwer schleppen. Deshalb bringen uns meine Eltern, wenn sie eh einkaufen fahren, Getränkekisten mit“, berichtet Moritz.
Andererseits profitiert Mutter Kiki, die vor kurzem an Handgelenk und Schulter operiert worden ist, von Denises Geschicklichkeit in Sachen Haaremachen. Und Moritz’ Bruder Till (25) der im Haus Nr. 101 wohnt, holt seine Nichte Mia oft vom Ballett ab.
Till holt seine Nichte vom Ballett ab
In einem Punkt sind sich die vier Generationen einig: Jeder muss seinen Freiraum haben, jeder seine Privatsphäre. Natürlich hat man von den anderen „Parteien“ Hausschlüssel, aber eher für den Notfall. „Normalerweise schellen wir an und stehen nicht einfach unangekündigt beim Bruder, bei den Eltern oder bei der Oma in der Wohnung“, unterstreicht Moritz Dickmann.
Arbeiten in Haushalt und Garten werden aufgeteilt, „vieles ergibt sich einfach so“, erzählt Denise Dickmann. So sei ihr Trockner momentan kaputt, „zum Glück kein Drama, ich benutze einfach den von Schwiegermutter Kiki mit“. Die wiederum hängt ihre Garderobe, Handtücher und Bettwäsche auf Denises Wäschespinne auf. „Und ein Rasenmäher für beide Gärten reicht ebenfalls aus. Das spart nicht nur Platz im Keller, sondern auch Geld“, resümiert Schwiegervater Rainer.
Mia ist sechs Jahre alt, Uroma Jenny 90 – eine enorme Altersspanne. „Ja, und das ist herrlich. Der eine lernt vom anderen. Man achtet aufeinander. Und man kennt die Freunde der anderen – auch das ist unbezahlbar“, sagen Denise und Moritz. „Genau wie Türen, die man, wenn man möchte, schließen kann.“