Hagen. . Die Volme-Galerie wirkt eher wie eine Baustelle als wie ein Einkaufstempel, in der Rathaus-Galerie gibt es weiterhin Lücken. Dennoch bleiben alle Beteiligten optimistisch.
Wenn am Wochenende Zehntausende von Besuchern bei „Hagen blüht auf“ die Innenstadt besuchen, dann werden sie auch an einer langen Baustellenabsperrung in der Volme-Galerie und an seit Monaten noch nicht vermieteten Ladenlokalen in der benachbarten Rathaus-Galerie vorbeiziehen. Das wirft Fragen auf: Hat sich Hagen mit zwei großen Einkaufszentren übernommen? Wird es dauerhaft bei Leerständen bleiben? Dass die Manager der beiden Galerien bei der Antwort Zweckoptimismus verbreiten, ist wenig verwunderlich. Doch auch Experten sehen keinen Grund zur großen Sorge.
Die Volme-Galerie
Markus Scheer, der Center-Manager der Volme-Galerie, ist derzeit vor allem Baustellen-Experte. Das ehemalige Horten-Kaufhaus wird komplett umgebaut. Für wen? Das ist noch unklar. Jedenfalls sind noch keine Verträge mit großen Mietern unterzeichnet worden. Also auch nicht mit jenem „Ankermieter“, der entscheidend sein wird für die Gewinnung weiterer kleinerer Mieter, die in den vielen Geschäften, die in der Volme-Galerie derzeit wegen der Bauarbeiten leer stehen, einziehen sollen. Hat der Center-Manager Befürchtungen, dass die Rechnung am Ende nicht aufgehen wird, dass sich der oder die großen Anker-Mieter für das Horten-Haus (immerhin 13.000 Quadratmeter) nicht finden werden? „Nein“, sagt Marcus Scheer. „Auf keinen Fall. Wir verhandeln intensiv, in Kürze wird es zu einem Abschluss kommen. Es ist ja keineswegs so, dass die großen Anbieter einen Bogen um Hagen machen. Ganz im Gegenteil.“ Und mit dem Ankermieter werde sich schnell auch die Frage nach den weiteren kleineren Mietern klären.
Doch Scheer weiß auch, dass die Zeit drängt: Noch laufen die Bauarbeiten an der Hülle des neu gestalteten Horten-Hauses. Doch in Kürze folgt die Phase, in der es bei der Millionen-Investition um die ganz konkreten Bauarbeiten im Inneren geht. Dann muss klar sein, für welches Geschäft gebaut wird. Der Ursprungsplan, im Herbst 2015 die gesamte überarbeitete Volme-Galerie auf einen Schlag zu eröffnen, hat man schon aufgeweicht. Die Arbeiten werden wohl bis Frühjahr 2016 dauern, nach und nach sollen die Geschäfte eröffnen.
Die Rathaus-Galerie
Die benachbarte Rathaus-Galerie ist nun ein halbes Jahr geöffnet – die Zahl der zugeklebten Schaufenster hat sich allerdings nicht verringert. Seit der Gesamteröffnung am 13. November kamen lediglich die Apotheke und ein italienischer Gastronom als neue Anbieter hinzu. Center-Manager Christoph Höptner Höptner hat trotzdem nicht seinen Optimismus verloren, dass die permanenten Vermietungsgespräche für die Restflächen – 96 Prozent seien immerhin belegt – bald zum Ziel führen: „Wir gehen von einer weitgehenden Vollvermietung noch im Laufe des Jahres 2015 aus.“
Ohnehin zeigt sich die Rathaus-Galerie mit dem ersten Halbjahr am Hagener Markt zufrieden. Drei Millionen Menschen seien bislang durch den neuen Komplex geschlendert – das entspreche einem Schnitt von etwa 20.000 Besuchern am Tag. Höptner sieht die Rathaus-Galerie gar in der „Rolle als neue Sehenswürdigkeit der Innenstadt“. Auch die Umsätze seien passend: „Trotz eines deutschlandweit sehr schwachen ersten Quartals 2015 konnten die Planzahlen des Gesamtobjektes erreicht werden“.
Die Experten-Sicht
Eine zu optimistische Sicht? Experte Klaus Willmers vom Einzelhandelsverband Südwestfalen rät zur Gelassenheit. Auch er sieht die derzeitigen Leerstände, sagt aber: „Lassen Sie uns in einem Jahr noch einmal sprechen, dann sieht die Situation sicherlich schon ganz anders aus.“ Erst habe es die Großbaustelle Rathaus-Galerie gegeben, nun die Volme-Galerie. Das trage natürlich nicht zum Wohlfühl-Klima bei Kunden bei. Und in die Vermietung bei beiden Galerien werde ganz sicherlich schnell Bewegung kommen, wenn denn der Ankermieter in der Volme-Galerie feststehe. Wilmers bestätigt die Einschätzung der beiden Center-Manager: „Die großen Anbieter im Einzelhandel machen keinesfalls einen Borgen um Hagen.“ Kleinere Städte hätten da schon eher Schwierigkeiten. Im 30 Kilometer entfernten Menden zum Beispiel liegen Pläne für ein Shopping-Center auf Eis. „Oberzentren wie Hagen sind aber weiter gefragt“, so der Experte vom Einzelhandelsverband Südwestfalen. Und auch über die Galerien hinaus sei die Rechnung in Hagen aufgegangen: der Einzelhandelsstandort Hagen sei deutlich attraktiver geworden. „Ich bin 1999 erstmals nach Hagen gekommen“, so Willmers. „Da gab es noch viele Geschäfte in der Elberfelder Straße, die dort vom Niveau her gar nicht hingehörten.“ Dieses Niveau habe sich deutlich gesteigert. Durch die Galerien seien Läden gekommen, die es sonst nie nach Hagen geschafft hätten. „Natürlich hat es auch Verschiebungen gegeben, es haben Standorte verloren. Aber hätte Hagen nichts getan und die Galerien nicht ermöglicht, dann hätte die Stadt in Konkurrenz zu den Nachbarstädten verloren.“
Ganz ähnlich sieht es Stephanie Erben, Fachbereichsleiterin Handel bei der Südwestfälische Industrie- und Handelskammer (SIHK). Die Rathaus-Galerie sei ein Zugewinn für die Hagener Einkaufswelt. „Vor allem Zara kommt bei den Jüngeren an.“ Nur für Käufer mittleren Alters könnte mehr angeboten werden. Für die Volme-Galerie hofft sie auf Primark als Anbieter: „Das würde ganz sicherlich Frequenz für beide Passagen bringen.“ Wenn der Ankermieter endlich feststehe, dann würden sich bestimmt weitere Investoren in der Stadt umsehen.