Hagen. Fast 60 Jahre nach der Uraufführung wird die amerikanische Oper „Vanessa“ am Samstagabend zum ersten Mal im Theater Hagen aufgeführt.

In Hagen wurde „Vanessa“ bislang noch nicht aufgeführt, obwohl das Werk als eine der bekanntesten amerikanischen Opern gilt.

Die Uraufführung fand vor fast 60 Jahren – 1958 an der Metropolitan Opera in New York – statt. Die Frage, ob „Vanessa“ mittlerweile Patina angesetzt habe oder der „amerikanische Kitsch“ für das hiesige Publikum zu aufgesetzt sei, verneint Generalmusikdirektor Florian Ludwig mit Vehemenz. Der Regisseur Roman Hovenbitzer (er hat schon einige Male für das Hagener Haus ins­zeniert) habe das Werk zeitgemäß und nach einem ausgereiften Konzept bearbeitet. Und sich im Vorfeld eng mit Ausstattungsleiter Jan Bammes abgestimmt.

Drei Frauen, drei Generationen

„Vanessa“ spielt in einem nordeuropäischen Land zu einer nicht näher bestimmten Zeit. Es geht um drei Frauen aus drei Generationen: Vanessa lebt zusammen mit ihrer Mutter, der Baronin, die mit ihr kein Wort spricht, sowie mit ihrer Nichte Erika zurückgezogen in einem alten Landhaus. Die Atmosphäre ist keinesfalls harmonisch, vielmehr durch emotionale Kälte und Hass geprägt. Verbissen und vergrämt wartet Vanessa seit mehr als 20 Jahren auf die Rückkehr von Anatol. Ihr Geliebter hat sie damals verlassen – seitdem versucht die zutiefst verletzte Frau die Zeit anzuhalten und ihr zunehmendes Alter zu ignorieren. Assoziationen zu Filmdiven im Stile einer Marlene Dietrich werden wach. . . Plötzlich wird der langersehnte Anatol zurückerwartet. Doch tatsächlich kommt Anatols Sohn, der prompt Vanessas Nichte Erika verführt.

Einerseits kommt die Oper als fröhliches „Bäumchen-wechsel- dich“-Stück daher, andererseits als hochemotionales Drama.

Debüt für Tenor Richard Furman

Die Titelpartie wird von der ­australischen Sopranistin Katrina Sheppeard besetzt. Ihre „Vanessa“ springt zwischen Eiseskälte und feuriger Hysterie hin und her. Ebenso wie Sheppeard gibt auch der Tenor Richard Furman am Hagener Theater sein Debüt. Der Amerikaner, der den Part des Anatol übernimmt, wird in dieser Spielzeit noch häufiger auf der hiesigen Bühne zu hören bzw. zu sehen sein, u.a. in der Beethoven-Oper „Fidelio“ und in Puccinis Meisterwerk „Madame Butterfly“. Auch der in Finnland geborene Ilkka Vihavainen (er besetzt in „Vanessa“ die Rolle des Doktors) steht erstmals vor Hagener Publikum.

Solisten, Opernchor und Philharmoniker beteiligt

Die Premiere der Oper „Vanessa“ findet am Samstag, 7. März, um 19.30 Uhr im Großen Haus statt.

Neben etlichen Solisten sind auch der Opernchor sowie das Philharmonische Orchester beteiligt.

Für die Inszenierung zeichnet Roman Hovenbitzer, für die musikalische Leitung Florian Ludwig verantwortlich.

Bühnenbild und Kostüme stammen von Jan Bammes.

Weitere Temine u.a. am Samstag, 14. März, Freitag, 20. März, Dienstag, 31. März, Samstag, 4. April, um jeweils 19.30 Uhr, ferner am Sonntag, 12. April, um 15 Uhr.

Doch auch bekannte Gesichter und Stimmen sind auszumachen: Die Rolle der Erika übernimmt ­Kristine Larissa Funkhauser, und die Baronin mimen Marilyn Bennett bzw. Gudrun Pelker. Die Mezzosopranistin Gudrun Pelker wird am Samstag in der Premiere zu hören sein und die erkrankte Marilyn Bennett vertreten.

Der amerikanische Komponist Samuel Barber ist in Deutschland vor allem für seine Orchesterwerke wie das „Adagio for strings“ bekannt. Die Uraufführung von „Vanessa“ ist die erste gemeinsame Arbeit von Barber und Gian Carlo Menotti, der das Libretto schrieb. Die Aufführung war ein solcher Erfolg, das die Oper noch im selben Jahr mit dem Pulitzer-Preis für Musik ausgezeichnet wurde.

Nach der Aufführung überarbeitete Samuel Barber seine Oper mehrmals aufwändig. „Das merkt man dem Werk einfach an, es hat der Oper gut getan, Längen wurden ‘rausgenommen und das Stück hat an Perfektion gewonnen“, resümiert Florian Ludwig.

Freikarten für Jugendliche

Die Hagener Bühne präsentiert sich als dunkler Raum. „Die Oper spielt im Winter; es herrscht Schneesturm, ein Synonym für Kälte“, beschreibt Jan Bammes die Szenerie. Der Nicht-Kontakt zur Außenwelt spiegelt den Nicht-Kontakt der Personen untereinander wider. Videoprojektionen unterstützen die frostige Atmosphäre.

Im Rahmen von „Jeder Schüler ins Theater“ unterstützt der Theaterförderverein das Projekt mit Freikarten für Jugendliche. Die Oper, die in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln aufgeführt wird, richtet sich besonders an Schüler ab Klasse 10.