Hagen. . Mit der Teilnahme am Projekt „Jugend stärken im Quartier hat die Stadt Hagen eine ganz bestimmte Zielgruppe im Auge: Jugendliche im Alter von bis zu 26 Jahren in sozial schwierigen Stadtteilen Hagens.

Eigentlich sollten die Arbeitsmarkt- und Sozialreformen von vor zehn Jahren genau diese Aufgabe erfüllen: Menschen, die Hilfe brauchen, ganzheitlich betrachten, ihnen Orientierung geben bei der Zuständigkeit verschiedener Behörden. Doch in der Realität ist das oft nicht der Fall. Mit der Teilnahme am Projekt „Jugend stärken im Quartier“ will die Stadt Hagen dem jetzt entgegen wirken. Und sie hat dabei eine ganz konkrete Zielgruppe im Auge: Jugendliche im Alter von bis zu 26 Jahren in sozial schwierigen Stadtteilen Hagens, die oft vielfältige Problem haben.

Für sie übernimmt ein vierköpfiges Team für zunächst vier Jahre eine Art Lotsen-Funktion. Es will im Dschungel der Zuständigkeiten und vielen Hilfs-Programme Orientierung geben, die passgenaue Hilfe finden – und auch im Alltag helfen. Immer mit dem Ziel: Junge Menschen in Arbeit bringen, um ihnen ein selbst bestimmtes Leben zu ermöglichen.

Zielgruppe sind Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren

Die Stadt Hagen setzt Personal ein, ermöglicht wird dieses Programm aber vor allem durch Mittel des von der EU aufgelegten Europäischen Sozialfonds. So können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Evangelischen Jugendhilfe Iserlohn-Hagen und der Caritas Hagen beschäftigt werden, die sich in der Praxis um die jungen Menschen kümmern. Jochen Köster, Mona Ehrmann (beide Ev. Jugendhilfe), Jana Malyska (Caritas) und Jennifer Stoltmann (Stadt Hagen) sind diese Kümmerer.

Ihr Aufgabengebiet ist vielfältig, die Fälle zum Teil extrem. Eine Zielgruppe sind Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren, die noch keine Riesenprobleme haben, die aber schon früh beraten werden sollen, um ihren Weg in den Arbeitsmarkt zu finden. Andere Jugendliche hingehen, die schon mit vielschichteigen Problemen zu kämpfen haben, brauchen eine Langzeitbetreuung, eine intensive und enge Begleitung, um nicht ganz abzustürzen. Von anderen Behörden werden die Jugendlichen zu den Mitarbeitern von „Jugend stärken im Quartier“ vermittelt. Die vier Mitarbeiter betreiben aber auch die so genannte „aufsuchende Sozialarbeit“. Das heißt, sie gehen gezielt zu den Orten, an denen Jugendliche ohne Ziel und Perspektive sich aufhalten.

Ein hartes und zähes Geschäft

Das erklärte Ziel des Lotsen-Programms: schnell helfen, schnell vermitteln. In Arbeit, in eine Ausbildung oder in eine Maßnahme, die Jugendliche erst einmal fit machen soll für Schule oder Beruf. „Rechtskreisübergeifend“ – so das schöne Wort – soll die Arbeit verlaufen. Was dahinter steckt, erklärt Uwe Becker von der Evangelischen Jugendhilfe Iserlohn-Hagen: „Es geht darum, dass wir Orientierung geben in den verschiedenen Zuständigkeiten von städtischer Jugendhilfe, Jobcenter und Arbeitsagentur.“ Sprich: Keiner soll zwischen den Behörden untergehen. Und wenn Jugendliche bereits in Arbeit oder Ausbildung sind oder an einer Maßnahme teilnehmen, dann sollen sie so stabilsiert werden, dass sie dort auch durchhalten und nicht abbrechen, so Thomas Koslowski von der Caritas.

Natalia Keller, Abteilungsleiterin für Jugendarbeit bei der Stadt Hagen, verweist auf eine besondere Zielgruppe des Programms: „Wir haben jugendliche Zuwanderer aus Südosteuropa im Blick, die oftmals überhaupt keine Bindung in ein schulisches System hatten. Hier müssen wir ganz weit unten anfangen, oftmals erst einmal mit der Alphabetisierung.“

Es ist ein hartes, ein zähes Geschäft, dass das vierköpfige Team im Alltag erledigen muss: 260 Jugendliche, so das Ziel, sollen in den kommenden vier Jahren betreut werden. Und die Erfolgsaussichten scheinen auf den ersten Blick mager: 50 Prozent davon sollen in Arbeit, Ausbildung oder Maßnahmen, um fit zu werden für die Arbeitswelt, vermittelt werden – so lautet das Ziel. Uwe Becker hofft, dass es am Ende doch noch mehr werden. „Aber es sind oftmals sehr, sehr schwierige Jugendliche.“ Für Natalia Keller lohnt sich der Aufwand trotzdem: „Wenn wir Erfolg haben, spart uns das später Kosten bei den Sozialausgaben.“