Hagen. . Mit einem breiten, symbolischen Bekenntnis zu Enervie möchte der Hagener Rat dem Energieunternehmen den Rücken in den schwierigen Zeiten stärken.
Die „wirtschaftliche Krise der Enervie“, wie Vorstand Wolfgang Struwe die Situation des heimischen Energieversorgers höchstselbst skizziert, dominierte gestern auch die Debatte im Haupt- und Finanzausschuss. SPD-Sprecher Werner König streckte dabei in auffällig moderatem Ton die Hand in Richtung CDU aus, um für die Mai-Ratssitzung ein breit getragenes Bekenntnis über möglichst viele Fraktionsgrenzen hinweg für das strauchelnde Unternehmen hinzubekommen.
Denn die Enervie sei auch der Garant dafür, dass in Zukunft der kommunale Zugriff auf zentrale Bereiche der Daseinsvorsorge wie Strom, Gas und Wasser, aber auch auf Bäder und Verkehr (über die Ausschüttung der Dividende an die HVG) gewährleistet bleibe.
Kunden und Banken verunsichert
Eine König-Offerte, die sein CDU-Pendant Stephan Ramrath dankend aufgriff: „Das wäre ein wichtiges Zeichen nach außen, wenn der Hauptaktionär mit breiter Mehrheit sich auf ein solches Signal verständigt“, lobte er den Genossen-Vorstoß, der jetzt im Rahmen einer interfraktionellen Arbeitsgruppe detailliert vertieft werden soll. Jochen Riechel (Grüne) und Claus Thielmann (FDP) warnten dabei unisono, das inhaltliche Korsett des Hagener Rates nicht zu eng zu formulieren, um damit Enervie die Entfaltungsmöglichkeiten für eine strategische Neuausrichtungen in der Nach-Grünhagen-Ära nicht zu blockieren.
Enervie-Vorstand Struwe nutzte die Chance, im Namen der 1300 Enervie-Mitarbeiter sich für das Bekenntnis des größten Anteilseigners zu bedanken. Das Unternehmen befinde sich vor allem in einer „besorgniserregenden Vertrauenskrise“. Diese wiege weitaus schwerer als die aktuellen Liquiditätsprobleme, betonte Struwe mit Blick auf die verunsicherten Privat- und Unternehmenskunden sowie auf besorgte Aktionäre und Banken.
„Es hätte schlimmer kommen können“
Ein wenig entspannter blickte gestern der Kämmerer auf sein Zahlenwerk. „Es hätte schlimmer kommen können“, resümierte er die von erheblichen Gewerbesteuerausfällen geprägte Ergebnisrechnung 2014. Am Ende Stand ein Minus von 24,5 Millionen Euro im Jahresergebnis. „Daher gibt es auch keinen Grund, sich in die Sparhängematte zu legen“, betonte Gerbersmann mit Blick auf das Jahr 2016, in dem Hagen gesetzlich verpflichtet ist, ein ausgeglichenes Zahlenwerk zu präsentieren.
Zumindest die Gewerbesteuer scheint in diesem Jahr zuverlässiger zu sprudeln: Der Haushaltsansatz von 76,5 Millionen Euro dürfte sogar übertroffen werden. Gerbersmann rechnet mit einem Betrag deutlich über 80 Millionen Euro.