Hagen. . Nach der angekündigten Ablösung von Enervie-Vorstandssprecher Ivo Grünhagen überwiegen die Fragezeichen: Wie soll es nun weitergehen?
Freitagnachmittag um 15 Uhr beginnt in der Enervie-Zentrale die entscheidende Sitzung, in der die Ablösung von Ivo Grünhagen als Vorstandssprecher des Energieunternehmens besiegelt werden soll. Dass es zu dem Schritt kommen wird, ist klar. Ansonsten überwiegen noch die Fragezeichen, wie es auf Haßley weitergehen soll.
Möglich ist nach Informationen unserer Zeitung , dass es heute gar nicht mehr zu einer Abberufung Grünhagens kommt, sondern dass man sich einvernehmlich auf einen Aufhebungsvertrag einigt. Jedenfalls wird über solch einen Weg wohl gesprochen. Völlig unklar ist aber selbst Aufsichtsratsmitgliedern, ob heute auch darüber entschieden wird, wie der Fahrplan für die Regelung der Grünhagen-Nachfolge aussehen könnte.
Überraschend für Mitarbeiter
Wer wird Ivo Grünhagens gewichtige Ressorts Finanzen und Personal übernehmen? Bekleidet einer der beiden verbliebenen Vorstände, Wolfgang Struwe und Erik Höhne, interimsmäßig das Amt des Vorstandssprechers? Muss überhaupt ein neuer Vorstand berufen werden oder könnte es auch bei einem Duo an der Spitze bleiben? Wenn aber doch ein neuer Vorstand kommen soll: Wie findet man ihn? Es sind eine Menge Fragen, die sich nun stellen.
Kritik von Hagen Aktiv
Hagen Aktiv kritisiert: Finanziell werde Enervie durch Pensionsrückstellungen für Grünhagen und die voraussichtliche Zahlung einer Abfindung zusätzlich belastet.
Es sei auch abzuwarten, wie Banken auf den Schritt der Anteilseigner reagieren, Grünhagen abzulösen, ohne einen respektablen, kompetenten Nachfolger präsentieren zu können.
Thomas Majewski, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Enervie-Gruppe, mahnt, dass umgehend Antworten gefunden werden müssten: „Wir brauchen ganz schnell eine Lösung. Wir haben keine Zeit, uns lange mit dem Thema zu beschäftigen.“ Er hofft auf erste Weichenstellungen in der heutigen Sitzung: „Wir als Arbeitnehmervertreter haben da auch ein paar Ideen. Immer mit dem Ziel, so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten.“ Für die Mitarbeiter sei das Abrücken der Anteilseigner von Grünhagen schon eine große Überraschung gewesen: „Das ist natürlich Tagesthema. Alle Führungskräfte haben heute auch mit ihren Teams gesprochen.“
Das sagen die Parteien
Aus den im Enervie-Aufsichtsrat vertretenen Parteien gab es gestern auch nur eher zurückhaltende Wortmeldungen. SPD-Unterbezirksvorsitzender Timo Schisanowski: „Enervie hat jetzt die Chance, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen.“ Dazu gehöre an erster Stelle ein überzeugendes strategisch-inhaltliches Gesamtkonzept. Die Grünhagen-Nachfolge sei in einem geordneten Verfahren zu entscheiden.
Ähnlich der CDU-Kreisvorsitzende Christoph Purps: „Der Aufsichtsrat muss jetzt schnell und sachgerecht über die Neubesetzung des Vorstandssprechers entscheiden.“ Weitere Äußerungen oder Vorab-Festlegungen seien für das Unternehmen nicht hilfreich. „Es gilt jetzt vielmehr, Vertrauen nach alle Seiten aufzubauen, um Enervie Stabilität und Zuversicht nach innen und außen zu geben.“
Für Jochen Riechel, Grünen-Fraktionschef, hat Priorität, „dass wir einen vernünftigen Jahresabschluss hinbekommen, um Vertrauen bei den Banken zu gewinnen“. Zügig müsse eine Lösung für die Enervie-Spitze gefunden werden. Dies könne zunächst auch eine überzeugende Interimslösung sein: „In Frage kommen sowohl interne als auch externe Kandidaten, aber auch eine Unternehmensberatung.“ Wichtig sei, dass die Banken schnell einen kompetenten Ansprechpartner hätten.