Kabel. .

Ingeborg Richter ist gut drauf. Kein Wunder. Beim Halma ist die 85-Jährige in ihrem Element. Maike Dörr hat das Spiel von ihr gelernt. Einmal pro Woche engagiert sich die 15-Jährige als Seniorenhelferin. Dann wird zwei Stunden lang bei Ingeborg Richter zu Hause in Kabel gespielt und geplaudert. Und dann lernt die Schülerin zum Beispiel auch, was ein Reformhaus ist.

Maike Dörr ist eine von zwölf Seniorenhelfern, die einmal pro Woche Hagener Senioren unter die Arme greift und ihnen zu Hause Gesellschaft leistet. Gemeinsam einkaufen, ein wenig Hilfe im Haushalt, den Umgang mit dem Computer oder dem Handy erklären, spazieren gehen – vieles ist möglich, allerdings keine pflegerischen Aufgaben oder die Betreuung demenzkranker Senioren.

„Es ist einfach schön, junge Leute um mich zu haben“, sagt Ingeborg Richter, die keine Kinder hat. In der Zeitung hatte sie im Frühjahr von dem Projekt „Alt trifft Jung“ im Mehrgenerationenhaus an der Potthofstraße gelesen. Weil sie nicht mehr mobil genug ist, um mit dem Bus zu den Senioren-Nachmittagen in die Stadtmitte zu fahren, griff die ansonsten selbstständige Frau zum Telefon: „Ich habe angerufen und gesagt, dass ich nicht kommen kann“, blickt sie zurück. „Man brachte mir die Maike.“

„Die Maike“ schreckt auch die halbstündige Busfahrt von Haspe nach Kabel nicht ab. „Es macht Spaß und man hat etwas Sinnvolles zu tun“, erzählt die aufgeschlossene Seniorenhelferin. „Und ein Taschengeld gibt es auch.“

Vorbereitet auf ihre Aufgabe wurde Maike Dörr in einem Workshop beim Kinderschutzbund. Ihre Mutter war darauf gestoßen. „Das Alter hat viel zu erzählen, die Jugend auch“, sagt Corinna Dörr. Das fand ihre Tochter auch und meldete sich an. „Man lernt zum Beispiel, wie man mit Senioren umgeht und was man mit ihnen machen kann“, empfiehlt sie den nächsten Ausbildungstag im November.

Für den rührt Anja Parisi, die Jugendliche und Senioren zusammenbringt und begleitet, die Werbetrommel. „Auch die Jugendlichen haben anfangs Hemmungen“, weiß sie. „Wir würden uns aber auch wünschen, dass ältere Leute mehr Mut haben. Denn wir möchten Generationen zusammenbringen.“ Die Angestellte des Kinderschutzbundes überlegt sich auch das Programm für die Nachmittage „Alt trifft Jung“ bei Kaffee und Kuchen. Immer dienstags von 15 bis 17 Uhr stehen im Mehrgenerationenhaus Vorträge, Spiel und Spaß auf dem Programm. „Nicht nur die Senioren profitieren davon. Auch die Jugendlichen lernen viel“, erzählt Parisi.

Ingeborg Richter und Maike Dörr ist bei ihren Treffen jedenfalls nie langweilig. „Wir machen das, wozu wir Lust haben“, berichtet die 85-Jährige. Das kann auch einfach ein Gespräch über früher und heute sein. Ingeborg Richter erzählt dann von ihren Kreuzfahrten, die sie unter anderem nach China, Nordamerika oder in die Karibik geführt haben. Im Gegenzug erfährt sie von Maike Dörr, wie die Zehntklässlerin ihre Freizeit verbringt.

Ach ja, auch Maike Dörr hat der Seniorin ein Spiel beigebracht, das Kartenspiel „SkipBo“. Im Moment zählt aber erstmal, wer die nächste Partie Halma gewinnt.