Hagen-Mitte. Überlieferungen nach war sie eigenwillig, kompromisslos und wurde im Laufe ihres Lebens immer mürrischer. Und sie war eine große Künstlerin. Lis Goebel, 1884 in Hagen geboren, ist zweifellos eine der bedeutendsten Hagener Kunstschaffenden des vergangenen Jahrhunderts.

Das Rote Haus widmet der exzentrischen Frau eine große Ausstellung, die unter dem Titel „Lis Goebel – Von der Farbe zum Licht“ steht. Ab Freitag sind in der Neumarktstraße 2c insgesamt 60 Gemälde, Zeichnungen und Skizzen der Künstlerin zu sehen.

Erstklassige Ausbildung

Lis Goebel, die Hagen bereits als 18-Jährige verließ, aber immer ­wieder an die Volme zurückkehrte, genoss eine erstklassige Ausbildung. „Und sie verstand einfach ihr Handwerk“, fasst Petra Holtmann zusammen. Die Kuratorin hat den Lebensweg der „Frau mit Hut“ genau studiert. „Zur ,Frau mit Hut’ wurde die schwierige Künstlerin für die Öffentlichkeit, da sie niemals – noch nicht einmal im Krankenhaus – ihren Hut absetzte.“

Die selbstbewusste Frau ging bereits 1903 nach Berlin, um eine Ausbildung als Malerin zu absolvieren. Es gelang ihr, Unterricht bei Käthe Kollwitz, der ersten deutschen Bildhauerin der Moderne, zu erhalten. Kollwitz bescheinigte der jungen Künstlerin: „Sie war eine meiner begabtesten Schülerinnen und zeichnete sich durch eine persönliche Art zu sehen aus.“

Eröffnung am Freitag im Roten Haus

Die Ausstellung wird am Freitag, 20. März, um 19 Uhr im ­Roten Haus in der Neumarktstraße 2c bei Stahl, Krafzik & Partner eröffnet.

Die Lis-Goebel-Werkschau läuft bis zum 26. Februar 2016. Besucher sind zu den Öffnungszeiten des Roten Hauses (montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr) willkommen.

Später besuchte Goebel die Malklasse von Lovis Corinth und erlernte von ihm die Gesetze der Farbigkeit und Pinselführung. Unter seinem Einfluss malte sie auch Aktbilder – für die damalige Zeit ein ungewöhnliches Sujet für Frauen. „Die Themen Blumenstillleben und Porträts waren damals eher für Frauen vorgesehen. Doch Lis Goebel war selbstbewusst und malte gegen jede Konvention eine ihrer Freundinnen nackt“, so Petra Holtmann.

Berlin wurde zur neuen Heimat

1913 ging die Künstlerin mit Verwandten nach Nancy; dort studierte sie zwei Semester moderne Malerei. Im gleichen Jahr stellte sie ihre Arbeiten zusammen mit u.a. Christian Rohlfs im Hagener Folkwangmuseum aus. 1914 kehrte sie nach Berlin – nach eigener Aussage ihre neuen Heimat – zurück. Als ihr langjähriger und von der Gestapo als Kommunist verfolgter Lebensgefährte in die Sowjetunion emigrierte, zog es Lis Goebel nach Hagen zurück. „Sie wurde die Lebensgefährtin des Künstlers Karel ­Niestrath. Doch die Beziehung hielt nicht lange, die beiden waren zu eigensinnig und tyrannisch“, erläutert die Kuratorin.

Die späten Werke Lis Goebels – reduzierte Zeichnungen – gelten als die besten Arbeiten der Künstlerin, die 1970 in einem Herdecker Altenheim verstarb.

Das Osthaus-Museum würdigte die exzentrische Frau 1985 mit einer großen Retrospektive, im ­Roten Haus wurden 2008 einige ihrer Arbeiten im Rahmen der ­Gruppenausstellung „Damenbesuch“ gezeigt.

Kunstinteressierte sind zur Eröffnung am Freitag willkommen.