Hagen/Nordirak. . Die Hagener CDU-Bundestagsabgeordnete Cemile Giousouf ist in den Nord-Irak gereist, um Flüchltingscamps zu besuchen.
Die Hagener CDU-Kreisgeschäftsstelle glich zeitweise einem großen Lager. Viele Hagener waren in den vergangenen Wochen dem Aufruf des Kreisverbands und der Bundestagsabgeordneten Cemile Giousouf gefolgt. Sie brachten massenweise Kleiderspenden für Menschen im Nord-Irak, die auf der Flucht vor den Terrorgruppen des Islamischen Staats (IS) sind, ins Luise-Rehling-Haus. „Es war binnen zwei Wochen alles so vollgestellt, dass ich gar nicht mehr in mein Büro reingekommen bin“, freut sich Cemile Giousouf.
Sie hat sich jetzt persönlich von der Not im Nord-Irak überzeugt und zusammen mit dem Vorsitzenden der Ruhrgebiets-CDU, dem Bundestagsabgeordneten und ehemaligen NRW-Minister Oliver Wittke, Flüchtlingslager besucht. Eine Reise, die tiefe Eindrücke bei Cemile Giousouf hinterlassen hat.
2,5 Millionen Menschen in der Region auf der Flucht
Zum einen wegen der Menschenmassen: Insgesamt sind mehr 2,5 Millionen Menschen in der Region auf der Flucht – vor dem Terror des IS oder auch vor dem syrischen Bürgerkrieg. Die Hagener Abgeordnete hat riesige Flüchtlingscamps gesehen. Sie hat vor allem tief traumatisierte Männer, Frauen und Kinder getroffen: „In allen Familien gibt es Opfer. Die Menschen haben schlimme Erlebnisse hinter sich.“
Zum anderen hat Cemile Giousouf aber auch erleben dürfen, was die Hilfsorganisationen leisten: „Da hat zum Beispiel das Technische Hilfswerk die gesamte Entwässerung in einem Flüchtlingsheim gebaut. Die Deutschen werden hier ohnehin sehr gelobt.“ Aber es sind bei weitem nicht nur deutsche Helfer dort. Die CDU-Delegation traf sich auch mit vielen weiteren internationalen Hilfsorganisationen.
Kinder ohne richtige Schuhe
Doch trotz all dieses Engagements: Es gebe weiterhin viel Not. „Wir haben viele Kinder ohne richtige Schuhe gesehen.“ Deshalb sei es auch so wertvoll, dass viele Hagener dem Spendenaufruf gefolgt seien. Große Mengen gut erhaltener, teils neuer Kleidung seien zusammengekommen. Und eben viele Schuhe für die Kinder.
Die rund 16 Tonnen, die im gesamten Ruhrgebiet zusammen gekommen sind (davon geschätzt eine Tonne in Hagen und dem EN-Kreis) werden nun aufgeteilt auf verschiedene Lager. Etwa in Dohuk, wo Freiwillige (so genannte Grünhelme) den Flüchtlingen Hilfestellung geben, damit sie sich möglichst schnell selbst versorgen können. Oder in das Camp Khanke, wo die vom IS besonders verfolgten Jesiden – eine friedliche religiöse Minderheit – eine Zuflucht gefunden haben. Und in ein weiteres Camp, in dem verfolgte Christen leben.
Info-Veranstaltung geplant
Die Spendeaktion der Ruhrgebiets-CDU wurde auf Bitten des so genannten „Chaldäischen Suryoyo Assyrischen Volksrats“ organisiert. In ihm sind die drei christlichen Gruppen, die im Irak leben, vertreten. Dass die christlichen Vertreter auch auf sie, als deutsche Muslima, hilfesuchend zugekommen seien, habe sie gefreut, sagt Cemile Giousouf: „Aber in der Region rund um Erbil im Nordirak wird eigentlich traditionell ein friedliches Miteinander der verschiedenen Religionen gelebt.“ Das zeige sich auch jetzt, wo trotz der riesigen Flüchtlingsmassen und der Furcht vor dem Terror sich die Menschen solidarisch zeigten: „25 Prozent der Flüchtlinge sind bei Privatleuten untergebracht.“
Cemile Giousouf ist sich nach der dreitägigen Reise, bei der sie und Oliver Wittke höchste Sicherheitsmaßnahmen einhalten mussten, davon überzeugt, dass sie Hagener Kleiderspenden vor Ort direkt bei den Menschen ankommen und gute Hilfe leisten. Der Transport, der mehr als zehn Tage vom Ruhrgebiet bis in den Nordirak unterwegs war, ist inzwischen angekommen.
Und Cemile Giousouf will die Eindrücke der Nordirak-Reise mit nach Berlin in die Gremien der Partei und des Bundestag nehmen. Aber auch den Hagener Bürgern will sie die Aktion und die Situation vor Ort näher bringen. In Kürze soll es eine Informationsveranstaltung zu der Reise geben.