Hagen. . 23 Millionen Euro soll die Leistung des Waldes in Hagen laut einem Gutachten jährlich wert sein. Die Waldbesitzer ärgern sich, dass ihre Leistung für das Gemeinwohl nicht vergütet wird.

Nein, dagegen sind sie nicht. Hans de Myn und Christian Rose befürworten die Studie, die der Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnis für Diskussionen unter Hagens Waldbesitzern gesorgt hat. Die Studie hatte den Versuch unternommen, eine monetäre Bewertung der rund 7000 Hektar Waldfläche in Hagen vorzunehmen. Die wirtschaftliche Leistung des Waldes liegt demnach bei rund 23 Millionen Euro jährlich. Was die Studie allerdings nicht berücksichtige, seien die enorm gestiegenen Anforderungen und Kosten für die privaten Waldbesitzer. Ein Spannungsfeld aus waldbäuerlichem Idealismus und wirtschaftlichen Zwängen.

„Das Gutachten würdigt die Leistung des Waldes“, sagt Hans de Myn, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Hagen Ruhrtal (rund 210 Waldbesitzer), „und trotzdem lässt es unerwähnt, in welcher Situation sich die privaten Waldbesitzer mittlerweile befinden.“

Von 23 Millionen bleiben nur zwei Millionen

Deren Anteil macht in Hagen rund 75 Prozent der Waldflächen aus. De Myn: „Von den 23 Millionen – Grund und Boden sowie der Holzvorrat sind da nicht mit bedacht – bleiben nur zwei Millionen Euro bei den Waldbesitzern als Ertrag. Davon müssen Grundsteuern, Berufsgenossenschaft, Haftpflicht- und Waldbrandversicherung, Wegeunterhaltung, Kosten der Müllentsorgung und die gestiegenen Entgelte für die Betreuung durch den Landesbetrieb Wald und Holz gestemmt werden.“

WBH sucht nach weiteren Waldflächen

Der Anteil des städtischen Waldes beträgt etwa 1700 Hektar. Das entspricht etwa 25 Prozent der Waldfläche in Hagen, der Rest ist überwiegend im Privatbesitz.

Der Wirtschaftsbetrieb Hagen, der im Jahr 2011 den städtischen Forstbetrieb übernommen hat, sucht im Rahmen der Arrondierung von eigenen Flächen zudem nach weiteren Waldarealen, die bereits von WBH-eigenen Flächen umgeben sind. „Wir gehen dabei sowohl aktiv auf Waldbesitzer zu“, sagt Vorstand Joachim Bihs, „aber es bieten uns auch Waldbesitzer ihre Flächen an.“ Außerdem werde ein Ausgleich mit dem Flächen des Regionalverbands Ruhr (RVR) angestrebt. „Wir sind ein Betrieb, der Überschüsse erwirtschaftet und das versetzt uns auch in die Lage, weitere Zukäufe zu tätigen. Und ich brauche für meinen Betrieb auch Fläche“, so Bihs.

Die Förster des Landesbetriebs betreuen die hiesigen Grundstücke privater Waldbesitzer. Für ihren Einsatz erhebt der Landesbetrieb Gebühren. Diese steigen für die Forstbetriebsgemeinschaft Hagen-Ruhrtal zum Beispiel in den nächsten zwei Jahren von rund 42.000 auf 66.000 Euro. Christian Rose, Vorsitzender der Forstbetriebsgemeinschaft Volmetal (115 Waldbesitzer): „Und seit rund fünf Jahren ist der 50-prozentige Anteil des Landes an der Waldbrandversicherung auch weggefallen. Die Belastungen für Waldbesitzer werden immer größer. Die große Leistung, die der Wald für die Gemeinschaft kostenlos erbringt, wird dem Waldbesitzer nicht in angemessener Weise vergütet.“

Fichte ist beliebtester Baum für Neupflanzungen

Schwieriger werde es für Waldbesitzer auch zunehmend bei der Durchmischung ihrer Forstflächen mit unterschiedlichen Holzarten. Präferierter Baum für Neupflanzungen ist die Fichte. Grund dafür sind die großen Unterschiede von Pflanz- und Pflegekosten sowie die halb so lange Umtriebszeit im Vergleich zum Laubholz.

Zum genauen Vergleich: Auf einem Hektar Waldfläche stehen in Hagen etwa 350 Festmeter Laubholz (zum Beispiel Buche), die einen durchschnittlichen Preis von 30 bis 50 Euro pro Festmeter erzielen. Laubholz hat einen Umtrieb (zu erwartender Zeitraum von Pflanzung bis Ernte) von 140 Jahren. Alle weiteren Kosten von Pflanzung bis zu den Grundsteuern eingerechnet, liege der Ertrag einer Buche je Hektar pro Jahr bei minus 3,18 Euro, rechnet Hans de Myn aus seinen Erfahrungswerten vor.

Fichte hat deutlich mehr Ertrag

Anders bei der Fichte (450 Festmeter pro Hektar, 50 bis 70 Euro je Festmeter), die einen Umtrieb von nur 80 Jahren hat. Der Ertrag je Hektar pro Jahr liege nach allen Steuern und Bewirtschaftungskosten bei 214,50 Euro.

„Man wird nicht reich als Waldbesitzer“, sagen de Myn und Rose unisono. „Die meisten Waldbesitzer handeln aus ideellen Gründen. Sie haben ihren Wald vererbt bekommen. Uns alle eint, dass wir nach dem Nachhaltigkeitsprinzip arbeiten.“

Vor diesem Hintergrund aber verwundere es, dass der Naturschutzhaushalt des Landes von 16 auf 32 Millionen Euro aufgestockt werde, für den Wald aber kein Geld da sei. „Die Wasserverbände werden für die Wasserhaltung bezahlt, die Industrie für ihre CO2-Werte mit Zertifikaten belohnt. Der Waldbauer erhält für seine Leistung nichts.“ Das Gutachten stelle alle Facetten der Waldleistung und ihrer Erbringer gut heraus, eine Reaktion der Politik vermissen die Waldbauern aber.