Brilon. . Die kommunalen Waldbesitzer tagen in Brilon. Sie wollen auf Fichte und Douglasie nicht verzichten, und sie fordern Entschädigung für Naturschutzmaßnahmen. Zudem fordern sie einen EU-Kommissar für Wald und Holz in Brüssel. Die Fischindustrie habe schließlich auch einen.

Naturschutz? Immer. Aber Wald ist auch Holz. Deshalb fordern die kommunalen Waldbesitzer eine Überarbeitung der Grundsätze für die Waldnutzung in FFH-Gebieten und Entschädigungen für die Städte und Gemeinden. Mit diesen Themen befasst sich seit gestern der Gemeinsame Forstausschuss der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände „Deutscher Kommunalwald“ auf seiner Bundestagung in Brilon.

Die Organisation ist das Sprachrohr der 12.500 Kommunen, denen 20 Prozent der Waldfläche in Deutschland gehören. Und sich in der mit 7750 Hektar waldreichsten Stadt Deutschlands zu treffen, deren Bürgermeister Präsident der Europäischen Vereinigung gemeindlicher Waldbesitzer ist, wirkt nur logisch. „Das findet alle sechs oder sieben Jahre bei uns statt“, sagt Franz Schrewe.

"Nadelholz wird weiter benötigt"

Diesmal geht es um große Dinge. „Um die Freiheit“, sagt Ute Kreienmeier, Referatsleiterin Kommunalwald beim Deutschen Städte- und Gemeindebund. „Um einen Widerspruch“, sagt Winfried Manns, der Vorsitzende des Forstausschusses. Was beide meinen: Wegen des Klimawandels sollten Waldbesitzer auf einen Mix verschiedener Baumarten setzen.

Gleichzeitig wolle der Naturschutz in FFH-Gebieten Fichte, Eiche, Douglasie und Roteiche nicht mehr dulden, sondern setze auf die Buche. „Das geht nicht“, meint Manns: „Nadelholz wird weiter benötigt. Betrachtet man die gesamte Wertschöpfungskette, ist ein Fichtenverzicht nicht realistisch.“ Das Holz werde beim Bau gebraucht. Auch auf die Douglasie wollen die kommunalen Waldbesitzer nicht verzichten. Die sei nicht standortgerecht? „Douglasien gab es in Deutschland vor der Eiszeit“, argumentiert Kreienmeier.

Sie wehrt sich gegen Naturschützer, die in der Forstwirtschaft ihr neues Feindbild entdecken. „Wir müssen weg vom Öko-Extremismus“, sagt sie. Harte Worte. Aber Manns unterstützt das. Die Menschen wüssten zu wenig, meint er. „Viele empfinden heute das Fällen eines Baumes schon als Frevel.“ Dabei werde in Deutschland schon seit 300 Jahren nachhaltige Waldbewirtschaftung betrieben.

Der Wald ist für die Bürger da, ein Wirtschaftsfaktor ist er auch 

Und die begründet Franz Schrewe sogar mit der Bibel: „Macht euch die Erde untertan, heißt es da. Nicht: Lasst die Bäume liegen und faulen.“ Damit spielt er an auf Pläne, zehn Prozent der Waldfläche aus der Bewirtschaftung zu nehmen: „Das kann sich keine Stadt erlauben. Wenn wir 700 Hektar nicht bewirtschaften könnten, würden wir rote Zahlen schreiben. Jetzt haben wir mehr als zwei Millionen Euro Einnahmen pro Jahr.“ Außerdem gebe es eine enorme Nachfrage nach Holz. Und wenn das nicht aus Deutschland komme, liefere jemand anders, der womöglich nicht nachhaltig wirtschafte.

Während Winfried Manns rügt, dass die FFH-Vorgaben in den Bundesländern unterschiedlich umgesetzt würden, beklagt Schrewe, dass die EU, die sonst überall eingreife, den Wald nicht genügend im Blick habe: „Die Fischindustrie hat einen eigenen Kommissar. Wald und Holz nicht, obwohl es da zehn Mal so viel Beschäftigte gibt.“

Brilons Bürgermeister betont, der kommunale Wald sei vor allem für die Bürger da. Aber er sei eben auch ein Wirtschaftsfaktor. Und für jeden Nutzungsverzicht müssten die Kommunen entschädigt werden.