Hagen. Frank Walter, Chef der Sparkasse Hagen, blickt zwar zufrieden auf das Jahr 2014. Aber er zerstreut Hoffnungen, die Sparkasse könne künftig mehr Geld an die Stadt ausschütten.
Der Sparkasse Hagen geht es gut. Das sagt der Vorstandsvorsitzende Frank Walter und verweist auf ein gutes Ergebnis für das Geschäftsjahr 2014: Trotz der schwierigen Umstände in der Bankenbranche mit niedrigen Zinsen habe man einen Jahresüberschuss von 6 Millionen Euro erwirtschaften können, der nun voll in die Kassen der Stadt Hagen fließe. So wie es der Kämmerer auch für dieses und die nächsten Jahre bis 2019 eingeplant hat.
Dass die Sparkasse daran arbeitet, diese Erwartungen auch zu erfüllen, daran lässt Walter keinen Zweifel. Genauso zerstreut er aber erneut mögliche Gedankenspiele, dass die Sparkasse mit höheren Ausschüttungen die ausbleibende Dividende des heimischen Energieversorgers Enervie zumindest zum Teil kompensieren könnte. Denn auch wenn es der Sparkasse aktuell gut geht und Walter auch kein Szenario am fernen Himmel sieht, dass das Geschäftsmodell ganz in Frage stellen würde: Es gelte, das Kreditinstitut für die Herausforderungen der Zukunft fit zu machen.
Belastung durch niedrige Zinsen
Und da sieht er gleich zwei große Felder: Zum einen die demographische Entwicklung Hagens. „Die Einwohnerzahlen werden weiter sinken und damit auch die Zahl potenzieller Kunden. Unser Geschäftsgebiet ist Hagen – und darüber hinaus noch die angrenzende Region. Wir können unser Geschäftsgebiet nicht ausweiten.“
Zum anderen belasten die niedrigen Zinsen. Das eigentlich Bankgeschäft – ganz schlicht: die Einlagen der Kunden werden verzinst und ihr Geld zu einem höheren Zins weiter verliehen – verspricht nicht mehr die hohen Erträge. „Selbst wenn die Zinsen bald wieder steigen werden – was ich derzeit nicht sehe –, dann wird das Thema die Banken noch lange beschäftigen“, sagt Frank Walter im Gespräch mit unserer Zeitung. „Denn jetzt werden die langfristigen Kredite zu sehr günstigen Zinskonditionen vergeben. Wenn die Zinsen wieder steigen, dann müssen wir aber die aktuellen Einlagen höher verzinsen.“
Gefahr der unbemerkten Enteignung
Die Antworten von Frank Walter auf diese Herausforderung: Die Kunden noch umfassender beraten, die Betriebskosten senken, die Zinsrisiken absichern.
Drei Punkte, die sich nach seiner Auffassung nicht ausschließen. Mit Zinssicherungsgeschäften beuge die Sparkasse den Risiken künftiger Steigerungen vor („Andere Institute verfolgen andere Strategien, wir sehen hier die größte Sicherheit“). Die Kundenbindung stärke man durch eine noch umfassendere Beratung: „Wir betrachten die Kunden ganzheitlich. Fragen gezielt nach, welche Ziele in welchen Zeiträumen erreicht werden sollen“, so Walter. „Natürlich merken wir, dass die Kunden durch das Internet viel besser informiert sind als früher. Aber viele schließen dann doch lieber bei uns ihre Geschäfte ab. Weil es bei uns Menschen gibt.“ So könne man die Kunden binden und ihnen auch in dieser Niedrigzinsphase gute Anlagen vermitteln: „Wir haben das Wertpapiergeschäft steigern können. Hier lässt sich im Vergleich zum klassischen Sparen eine deutlich höhere Rendite erzielen.“ Sonst liefen Kunden Gefahr, „durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank unbemerkt enteignet zu werden“.
70 Millionen Euro für Gemeinwohl
Für die angestrebte Neuordnung der Sparkassenfiliallandschaft in Hagen, über die unsere Zeitung im vergangenen Jahr berichtet hatte, musste Frank Walter Kritik einstecken. Die Sparkasse verfolge den Weg aber weiter. Zum einen, weil die Betriebskosten gesenkt werden müssten: „Das machen wir nicht unter Druck. Wir machen frühzeitig unsere Hausaufgaben. Wir müssen betriebswirtschaftlich gut agieren, um die Kosten im Griff zu halten.“
Doch es bleibe dabei: Es gehe nicht vorrangig um Schließungen – es gebe auch keinerlei Vorgaben –, sondern um eine Reaktion auf das veränderte Kundenverhalten: „Wir habe mit einem externen Institut die angekündigten Kundenbefragungen gestartet“, so Frank Walter. „Dadurch haben wir schon erste sehr interessante Erkenntnisse, welche Dienstleistungen die Kunden an welchem Ort wünschen. Und wir wissen auch, was die Kunden nicht wollen. Zum Beispiel Video-Banking. Ein großes Thema in Fachzeitschriften, bei unseren Kunden ist das Thema aber durchgefallen.“ Das werde jetzt weiter analysiert und beraten, bevor irgendwelche Entscheidungen getroffen würden. „Ergebnis geht vor Schnelligkeit.“
Weniger neue Kredite im Jahr 2014 vergeben
Die Bilanzsumme der Sparkasse Hagen lag bei 2,6 Milliarden Euro. Mehr als 300 Millionen Euro konnten an neuen Krediten vergeben werden – das waren 100 Millionen weniger als im Jahr zuvor. Ausschlaggebend war die sinkende Nachfrage aus der Wirtschaft ab dem Sommer. Damals wurde eine Wirtschaftsflaute vorausgesagt, die nie eingetreten ist.
Insgesamt konnte das Kreditvolumen aber trotz hoher Tilgungen auf fast 1,7 Milliarden Euro gesteigert werden (930 Millionen Euro gewerbliche Kredite , 650 Millionen Euro private Kredite).
Dass die Hagener Gesellschaft trotz aller Herausforderungen auch weiter von der Sparkasse profitieren werde, daran lässt Frank Walter keinen Zweifel: „Rechnet man Ausschüttungen, Gewerbesteuern und Spenden zusammen, dann haben die Sparkasse Hagen und die Sparkassenstiftung in fünf Jahren rund 70 Millionen Euro dem Gemeinwohl zugute kommen lassen.“ Das seien im Schnitt 30 Euro pro Jahr und Einwohner, so der Vorstandsvorsitzende. „Das ist der zweithöchste Wert im Sparkassenverband Westfalen-Lippe. Im Durchschnitt sind es gerade einmal 9 Euro.“