Hagen. Die Sparkasse Hagen plant, die Kundenberatung in ihrem derzeit bestehenden Netz aus 20 Geschäftsstellen auf den Prüfstand zu stellen. Entsprechende Planungen möchte der Vorstandsvorsitzende Frank Walter dem Verwaltungsrat vorstellen. Es sei aber “nicht primäres Ziel, Filialen zu schließen“.

Man handele aber keineswegs unter Zeit- oder akutem Spardruck, so Walter weiter: „Das ist nicht aus der Not heraus geboren. Wir wollen nach den Ferien mit dem Projekt starten. Neben Kundenbefragungen wollen wir uns außerdem externen Rat bei der Neu-Aufstellung unseres Filialnetzes holen.“

Details der entsprechenden Planungen wird Frank Walter vor Projektstart dem Verwaltungsrat der Sparkasse genauer vorstellen. Im Gespräch mit unserer Zeitung erläutert er aber bereits die Grundsätze: „Wir gehen ergebnisoffen an diesen Prozess. Es ist nicht primäres Ziel, Filialen zu schließen. Wir geben auch nicht etwa eine Zahl als Ziel vor. Wir wollen das Angebot aber genauer auf die Bedürfnisse der Kunde zuschneiden.“

Nutzungsverhalten stark geändert

Dass es in diesem Zuge aller Voraussicht auch zu Schließungen bei den 20 Geschäftsstellen kommen wird, verneint der Sparkassen-Chef nicht: „Aber ganz sicher werden wir auch nach einem solchen Prozess deutlich mehr als zehn Geschäftsstellen im Stadtgebiet haben – und natürlich auch in allen Bezirken vertreten sein.“

Man müsse aber sehen, dass sich das Nutzungsverhalten der Kunden drastisch verändert habe: durch Online-Banking, durch Geldautomaten und Selbstbedienungs-Terminals. Die Kundenzahlen in den Filialen litten aber auch darunter, dass sich andere Teile der Infrastruktur bereits aus den Stadtteilen verabschiedet hätten. „Wenn die Menschen dann mit dem Bus oder dem Auto weiter weg zum Einkaufen fahren, dann erledigen sie auch dort ihre Bankgeschäfte“, sagt Walter. Das sehe man in einigen Filialen deutlich. Zudem könne man dort aus personellen Gründen derzeit oft nur Öffnungszeiten anbieten, die für Berufstätige meist nicht erreichbar seien.

In der Hauptstelle im Sparkassen-Karree dagegen ein ganz anders Bild: „Hier erleben wir nach wie vor einen Boom an Kundenbesuchen“, so Frank Walter. „Hier können wir aber auch werktags Öffnungszeiten von 9 bis 18.30 Uhr anbieten und samstags von 10 bis 14 Uhr. Das passt offensichtlich besser zu der Lebenswelt unserer Kunden.“

In den nun geplanten Befragungen soll noch genauer herausgefunden werden, welches Angebot die Bürger wo und zu welchen Zeiten erwartet. Die Sparkasse wird diese Wünsche und Bedürfnisse dann auf Machbarkeit und Finanzierbarkeit hin abklopfen müssen.

12 Millionen für Stadtkasse

Derzeit 20 Geschäftsstellen im Hagener Stadtgebiet

Die Sparkasse Hagen unterhält 20 Geschäftsstellen im Stadtgebiet: Altenhagen, Boele, Boelerheide, Dahl, Eckesey, Eilpe, Elsey, Emst, Eppenhausen, Halden, Haldener Straße, Haspe, Helfe, Hohenlimburg, Kuhlerkamp, Loxbaum, Sparkassen-Karree, Vorhalle, Wehringhausen und Westerbauer.

Zudem gibt es im Stadtgebiet verteilt 44 Geldautomaten und 55 Selbstbedienungs-Terminals, etwa für Überweisungen.

Die Sparkasse Hagen kann für das Geschäftsjahr 2013 eine Bilanzsumme von 2,5 Milliarden Euro vorweisen. Im Stadgebiet hat sie einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent.

Mehr als 500 Mitarbeiter sind bei dem Hagener Kreditinstitut beschäftigt, mehr als ein Drittel davon in Teilzeit. Derzeit gibt 51 Auszubildende.

Mehr als 400 Millionen Euro an neuen Krediten hat die Sparkasse Hagen im vergangenen Jahr an Krediten vergeben. Fast 100 Immobilienprojekt konnten vermittelt werden.

Bedingt durch die derzeitige Niedrigzinsphase gibt es auch deutlich mehr Anfragen für Immobilienfinanzierung. „Die Ablehnungsquote ist aber auch gestiegen“, so Sparkassen-Chef Frank Walter. „Wir prüfen im Interesse der Kunden sehr genau, ob sie sich die Finanzierung tatsächlich auch noch einigen Jahren unter andere Bedingungen werden leisten können.“

Denn, so Frank Walter, die Sparkasse sei sich zwar sehrwohl ihrer gesellschaftlichen Aufgabe bewusst – nicht zuletzt auch mit der Schaffung der Sparkassen-Stiftung. Letztlich müsse man aber wirtschaftlich unter den gegebenen Rahmenbedingungen agieren. Nur so könnten auch die von der Stadt erwarteten Ausschüttungen in den Haushalt sowie Gewerbesteuerzahlungen garantiert werden. Durch die gute Sparkassen-Bilanz 2013 fließen auch in diesem Jahr wieder 6 Millionen Euro in das Stadtsäckel. „Rechnet man die von uns gezahlte Gewerbesteuer noch hinzu, dann zahlt die Sparkasse rund 12 Millionen Euro an die Stadt.“

Fusion kein Thema

Und mit einer jährlichen Ausschüttung von 6 Millionen Euro rechnet der Kämmerer auch noch bis 2019. Sparkassen-Chef Frank Walter sagt: „Es ist auch unser Ziele, dies zu erfüllen. Aber eine Garantie könne wir nicht abgeben.“ Durch verschärfte gesetzliche Bedingungen (unter anderem Basel III) müsse die Eigenkapitalquote weiter erhöht werden. Und die derzeitige Niedrigzinsphase mache es auch der Sparkasse nicht einfacher, mit ihrem Geld Gewinne zu erwirtschaften.

Dass der genossenschaftlich organisierte Hagener Mitbewerber, die Märkische Bank, mit der Volksbank in Lüdenscheid fusionieren wird, ist für die Sparkasse Hagen kein Vorbild. „Bei uns steht das Thema überhaupt nicht an, es gibt keinerlei Fusionsgespräche“, so Sparkassen-Chef Frank Walter.