Hagen. . Für 1,4 Millionen Euro werden in den nächsten Monaten die Trinkwasser- und Löschwasser-Systeme in der Stadthalle Hagen entflochten.

Für 1,4 Millionen Euro werden in den nächsten Monaten die Trinkwasser- und Löschwasser-Systeme in der Hagener Stadthalle entflochten. Damit soll in Zukunft zum einen gewährleistet sein, dass für die Versorgung der Sprinkler-Anlagen der vorgeschriebene Wasserdruck vorgehalten wird. Zum anderen wird aus den Wasserhähnen für Besucher und Künstler wieder trinkbares Nass strömen. „Durch die Trennung der Kreisläufe wird die Qualität beider Versorgungssysteme für die Zukunft gesichert“, zeigt sich Achim Krüger, Technischer Leiter bei der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH), von dem neuen Konzept überzeugt.

Die Mängel waren bei Routine-Untersuchungen nach der Verschärfung der Trinkwasserverordnung aufgefallen. Das erhöhte Auftauchen von Keimen und Mikroorganismen war durch Beigabe von Desinfektionsmitteln und intensive Spülungen nicht mehr in den Griff zu bekommen. Zumal die etwa 35 Jahre alten Stahlrohre in Teilen so weit korrodiert sind, dass sie Druckspülungen kaum standzuhalten in der Lage sind. Während für die Gastronomie der Stadthalle aus hygienischen Gründen durch eine gesonderte Zuleitung bereits Ende 2012 eine zeitnahe Lösung geschaffen wurde, hängen in den Toiletten und in den Garderoben der Veranstaltungsstätte seitdem die Hinweisschilder, die vor dem Trinken des Wassers warnen. Was in Flugzeugen und Zügen üblich erscheint, hinterlässt hier bei manch irritiertem Besucher einen faden Beigeschmack.

1200 Meter neue Rohre

Hintergrund dieser Verunreinigungen sind die unsteten Wasserströme im Stadthallensystem. Während das Nass in den über drei Ebenen und Hunderte Meter sich verzweigenden und niemals zum Einsatz gekommenen Feuerschutz-Sprinkleranlagen seit Jahrzehnten unbewegt steht und vor sich hin gärt, fließen auch in den Sanitärbereichen nur bei Veranstaltungen nennenswerte Wassermengen. Den Rest der Woche sind die Verbrauche eher marginal. Eine optimale Brutstätte für Keimbildungen.

Typischer 70er-Jahre-Stil

Die Hagener Stadthalle wurde in einen ehemaligen Steinbruch integriert und thront seit 1981 über der Innenstadt.

Das filigrane Gebäude gilt als das Erstlingswerk des Architekten Eckhard Gerber und wurde im typischen Stil der späten 70er-Jahre gestaltet. Es dominieren die Materialien Beton, Holz, Stahl und Glas.

„Bevor wir das 1,4-Millionen-Projekt umsetzen konnten, bedurfte es umfangreicher Vorplanungen“, blickt GWH-Abteilungsleiterin Rita Rachor-Ebbinghaus auf das vergangene Jahr zurück. „Jeder Schritt musste nicht nur mit Stadthallen-Geschäftsführer Jörn Raith, sondern vor allem mit technischen Sachverständigen, der Feuerwehr und Versicherern abgestimmt werden“, verweist die Fachfrau darauf, dass es für ein so einmaliges Objekt wie die Hagener Stadthalle eben keine Standard-Lösungen aus der Schublade gebe.

Allein für die Frischwasser-Versorgung der Sanitär- und Garderobenbereiche müssen über 1200 Meter neue Kunststoff- und Kupferrohre installiert werden. Um die Kosten in einem verträglichen Rahmen zu halten, wurde nicht bloß die Zahl der Zapfstellen ein wenig reduziert, sondern zudem entschieden, dass die Leitungen auf Putz verlegt und nicht etwa elegant in den Wänden versenkt werden. „Das ist selbstverständlich kein Augenschmaus, aber funktionell und ­sicher“, wirbt der scheidende GWH-Betriebsleiter Karl-Hermann Kliewe angesichts der Hagener Haushaltssituation bei den Bürgern dafür, sich auf diesen optischen Kompromiss einzulassen.

Autarke Versorgung

Die künftige Versorgung des Sprinklersystems erfolgt in Zukunft autark – also losgelöst vom Hagener Wassernetz. Dafür entstehen auf den Parkflächen des Felsengartens zwei Speicherbecken, in denen 200 Kubikmeter Löschwasser bevorratet werden. Ein Pumpensystem, das auch über zwei Notstromaggregate verfügt, wird im Brandfall mit dem notwendigen Druck dafür sorgen, dass sich das Nass über den Flammen ergießt.

Aktuell läuft die Ausschreibung der einzelnen Gewerke, im März werden die Aufträge vergeben, die Umbauphase ist auf etwa 28 Wochen getaktet, so dass die letzten Handwerker Ende Oktober fertig werden. „Wenn es keine baulichen Überraschungen gibt“, versichert Krüger, auf die besonderen Bedürfnisse des Stadthallen-Betriebes Rücksicht zu nehmen. So werden die Toilettenbereiche während der Sommerpause umgebaut und auch sonst der Veranstaltungsrhythmus nicht gestört: „Dem Stadthallen-Betrieb wird durch die Maßnahmen kein Euro verloren gehen.“