Hagen. . Die Ruhrfischereigenossenschaft bläst zur Jagd auf den Kormoran. Bei der Stadtverwaltung in Hagen ist ein Antrag auf Abschuss des Vogels entlang der Lenne eingegangen.

Die Ruhrfischereigenossenschaft bläst zur Jagd auf den Kormoran. Bei der Stadtverwaltung in Hagen hat der Zusammenschluss der Fischereirechts-Inhaber einen Antrag auf „letale Vergrämung“ der gefräßigen Vögel gestellt. An den Ufern der Lenne sollen die streng geschützten Kormorane zum Abschuss freigegeben werden, da sie ihrerseits den Äschenbestand im Fluss gefährden.

„Wir beantragen, die Kormorane jeweils in der Zeit vom 16. September bis 15. Februar zu töten“, so Stefan Jäger, Geschäftsführer der Genossenschaft. Gejagt werden sollten alle Vögel, die sich innerhalb der als Äschenschutzkulisse ausgewiesenen Flussabschnitte näher als 200 Meter an die Lenne heranwagten.

Streit neu entfacht

Das Gesuch hat den alten Streit zwischen Anglern und Vogelschützern um die Auswirkungen des Kormoranschutzes neu entfacht. Schon in den 90er Jahren hatten Angelvereine an Ruhr und Lenne eine Bejagung des geschickten Fischräubers gefordert, da er sich zunehmend als Nahrungskonkurrent entpuppte. Doch diesmal sei die Lage dramatisch, berichtet Bernd Neugebauer, Vorsitzender der Angelfreunde Lenne Hohenlimburg: „Die Kormorane haben den Äschenbestand ab Werdohl Lenne-abwärts komplett aufgefressen.“ Im gesamten letzten Jahr hätten die Mitglieder des Vereins, der die Lenne zwischen Fleyer Wehr und Letmathe befischen darf, gerade zwei Äschen am Haken gehabt.

Inzwischen ist der Äschenfang komplett untersagt, in Nordrhein-Westfalen ist die Äsche auf die Rote Liste der gefährdeten Tierarten gerutscht. Wird ein Exemplar der Art, die aufgrund ihres festen Fleisches und des intensiven Thymiangeruches als begehrter Speisefisch gilt, aus dem Wasser gezogen, muss es schonend vom Haken gelöst und ins Wasser zurückgesetzt werden. Die gesamte Lenne von der Quelle am Kahlen Asten bis zur Mündung in die Ruhr ist zur Äschenschutzkulisse II, in der der Bestand als stark gefährdet gilt, erklärt worden. Auch das Landesumweltministerium, bekannt als Hort rigorosen Naturschutzes, hat konstatiert, dass die Äsche durch den Kormoran „negativ beeinträchtigt werde“. Um den Fisch zu schützen, gebe es keine Alternative zur „Vergrämung“ des Vogels.

Krasser Widerspruch

Während dem Antrag der Ruhrfischereigenossenschaft im benachbarten Märkischen Kreis bereits stattgegeben wurde, gehen die Uhren in Hagen langsamer. Erst am morgigen Mittwoch wird sich der Landschaftsbeirat als erstes städtisches Gremium mit der Thematik befassen – die mögliche Jagdzeit ist jedoch am Sonntag bereits abgelaufen. Vorsitzender Wilhelm Bögemann spricht von einer „schwierigen Angelegenheit“, doch insbesondere unter Vogelschützern halte man nichts von einem Abschuss der Kormorane. Die Untere Landschaftsbehörde der Stadt hat nämlich im krassen Widerspruch zu den Erkenntnissen der Angler erklärt, Brutkolonien des Kormorans seien an der Lenne nicht vorhanden. Es seien auch „keine Schäden durch den Kormoran im Bereich der Lenne bekannt“.

Pachtvergabe

In der Ruhrfischereigenossenschaft sind die Fischereirechtsinhaber (Kommunen und Privatleute) entlang der Ruhr und ihrer Nebenflüsse organisiert.

Die Genossenschaft, die eng an den Ruhrverband angebunden ist, verpachtet die Fischereirechte weiter, vor allem an Angelvereine.

Solche Aussagen treiben die Angler auf die Palme. Thorsten Thoma, Geschäftsführer des Sportfischerei-Vereins Hagen und Umgegend, berichtet, fünf Vereinsmitglieder hätten an Harkort- und Hengsteysee an einem einzigen Tag 1200 Kormorane gezählt: „Die Art nimmt überhand und frisst die Fischbestände auf.“ Eine große Kolonie lebt unterhalb des Klärwerks am Hagener Ufer des Hengsteysees. Auch Gewässerwart Stefan Hollstein plädiert daher für die Jagd auf den ungeliebten Vogel: „Kormorane haben sich so stark vermehrt, dass sie nicht mehr schützenswert sind. Niemand will den Vogel ausrotten, aber sein Vorkommen muss drastisch dezimiert werden.“