Hagen. Abbiegen und Wenden bilden im Straßenverkehr inzwischen die Ursache Nummer eins bei Verkehrsunfällen mit Verletzungsfolgen. Zumindest in Hagen ist das so.

Wer hätte das gedacht: Abbiegen und Wenden bilden im Straßenverkehr inzwischen die Ursache Nummer eins bei Verkehrsunfällen mit Verletzungsfolgen. Zumindest in Hagen sei das so, verriet gestern Michael Hoffmann, Leiter der Direktion Verkehr im Polizeipräsidium, als er die Unfallstatistik 2014 präsentierte: „Damit unterscheiden wir uns von vielen anderen Städten und Landkreisen.“ Andernorts ist zu schnelles Fahren nach wie vor für die meisten Verletzungen verantwortlich.

Von 475 Unfällen mit Personenschaden waren im vergangenen Jahr 120, also mehr als ein Viertel, auf Fehler beim Abbiegen, Wenden oder Rückwärtssetzen zurückzuführen. „Das hat viel mit fehlender Rücksichtnahme zu tun“, so Hoffmann. Die Analyse seiner Beamten hat Erstaunliches zu Tage gefördert: Immer häufiger wird im Straßenverkehr nicht geblinkt, obwohl das in zahlreichen Situationen vorgeschrieben ist. Bei einem Fahrstreifenwechsel oder dem verlassen eines Kreisels sei es ja mittlerweile zum Volkssport geworden, den Blinker nicht zu setzen, ärgert sich auch Polizeipräsident Frank Richter: „Und das führt ruckzuck zu einem Unfall.“ Denn der fehlende Blinker beschwört Fehleinschätzungen über die Fahrtrichtung geradezu herauf und verleitet andere Verkehrsteilnehmer zu Trugschlüssen.

30 Euro Bußgeld

Die Polizei will jetzt gegensteuern. Hoffmann plant in diesem Jahr eine Aktion „Hagener blinken“, außerdem sollen seine Mitarbeiter verschärft auf korrektes Abbiegen achten. Wer nicht blinkt und von einem Polizisten erwischt wird, muss 30 Euro Bußgeld zahlen. Es sei wichtig, die Bedeutung des Blinkens in den Köpfen der Verkehrsteilnehmer zu verankern. Damit eng verbunden sei bei jedem Abbiegevorgang natürlich der aufmerksame Blick auf die Straße. Einer von nur zwei Unfällen mit Todesfolge im letzten Jahr ereignete sich am Remberg, als eine Fußgängerin von einem abbiegenden Auto überfahren wurde.

Dass die Zahl der Verkehrsunfälle in Hagen seit 2010 ständig ansteigt, habe auch mit der Struktur der Stadt zu tun, so Hoffmann. In den engen, oft unübersichtlichen Straßen könne eine kleine Unachtsamkeit schnell zu einem Unfall führen. Doch zumeist bleibt es bei Blechschäden: „Die Gefahr, in Hagen in einen Unfall verwickelt zu werden, ist ausgesprochen groß, aber die Chance, dabei unverletzt zu bleiben, ist ebenfalls gut“, lautet Hoffmanns Analyse der insgesamt 7499 Unfälle auf Hagener Gebiet (2010 waren es noch 7046).

Hoher Überwachungsdruck

Den hohen Überwachungsdruck durch Radarmessungen und weitere Überwachungsmaßnahmen will die Hagener Polizei auch zukünftig nicht abschwächen: „Da bin ich Überzeugungstäter“, so Hoffmann. Geschwindigkeitsmessungen kämen letztlich der Gesundheit aller Autofahrer zugute. Besorgnis ruft im Polizeipräsidium dagegen die ansteigende Zahl von Fahrerfluchten hervor. „Auch das ist leider so eine Art Volkssport geworden“, ärgert sich Polizeipräsident Richter. Nach einem leichten „Antitscher“ auf dem Parkplatz einfach abzuhauen statt sich der Verantwortung zu stellen, betrachteten viele Autofahrer offenbar als Kavaliersdelikt.

Doch damit fahren sie meist nicht gut. Über die Hälfte der Unfallflüchtigen hat die Polizei 2014 dingfest gemacht, bei Unfallfluchten mit Verletzungsfolgen liegt die Aufklärungsquote gar bei 89 Prozent. Manche Verkehrsteilnehmer seien sich offenbar nicht bewusst, dass sie mit einer Unfallflucht kriminell würden: „Dann ist nicht nur der Führerschein weg und eine hohe Geldstrafe fällig, sondern man ist auch vorbestraft“, so Hoffmann. Deshalb werde die Hagener Polizei weiterhin alles daran setzen, jeden Unfallflüchtigen ausfindig zu machen.