Breckerfeld. . Bei Abrissarbeiten in der Neue Straße in Breckerfeld im EN-Kreis wurde die Außenwand eines Nachbarhauses zerstört. Vom Schlafzimmer aus gab es freie Sicht nach draußen.

Nach Jürgen Drews Hit von 1976 „Ein Bett im Kornfeld“ war den Bewohnern im ersten Stock des Hauses Neue Straße 13 in Hagen am Freitag ganz gewiss nicht zumute, als sie mit Entsetzen feststellen mussten: Ihr Schlafzimmer hatte innerhalb von Sekunden keine Außenwand mehr, vom Doppelbett aus gab es freie Sicht auf den Abbruchbagger, der auf dem Nachbargrundstück arbeitete.

Dort lässt der neue Eigentümer des früheren Hofes Schnettler seit Tagen alle Gebäude durch ein Dortmunder Abbruchunternehmen abreißen. Da beide Wohnhäuser aneinandergebaut waren, traten erste Probleme bereits auf, als das Dach des Hauses Schnettler aufgerissen wurde: Wasser drang bei Regen ins Obergeschoss des Hauses 13 ein. Am Donnerstag begann dann der Abriss der Wände im Giebelbereich des Schnettlerschen Hauses zum Nachbarn hin.

Gasse überbaut

Irgendwann in der Vergangenheit haben die früheren Besitzer beider Häuser im gegenseitigen Einvernehmen die beim Bau der Häuser um 1850 dazwischen angelegte Gasse je zur Hälfte überbaut. Das Haus Schnettler nutzte die ursprüngliche Giebelwand des Hauses Nr. 13 auf der Straßenseite zur Neue Straße hin mit, der Eigentümer des Hauses Nr. 13 baute seinen Anbau im Obergeschoss im hinteren Teil des Gebäudes an die Giebelwand des Hauses Schnettler an. Als diese Wand am Freitag abgerissen wurde, stand das Schlafzimmer von einem Augenblick zum anderen ohne Wand da.

Zwei Granatköpfe im Boden gefunden

Bei den Abrissarbeiten wurden auf dem Grundstück im Bodenbereich zwei leere Granatköpfe gefunden. Die Abbruchfirma schaltete sofort das Ordnungsamt ein. Dessen Leiter Dirk Müller sagte: „Die Granatköpfe wurden sichergestellt. Da sie leer waren, ging keine Gefahr von ihnen aus.“ Das habe der Kampfmittelräumdienst bestätigt. Polizei und Feuerwehr habe man deshalb nicht eingeschaltet.

Die leeren Granatköpfe werden zu Wochenbeginn abgeholt. Bei den Recherchen unserer Zeitung im Jahr 2005 über Ereignisse zum Kriegsende in der Hansestadt erfuhr der Berichterstatter: Am 13. April 1945 starben in der Breckerfelder Altstadt sechs Menschen. Die Granaten, die die Innenstadt trafen, stammten von angreifenden Panzern aus Richtung Wengeberg und von der Flackstellung in Möcking bei Zurstraße. Sie schlugen in der Frankfurter Straße, in der Schmiedestraße und in der Neue Straße ein. Die gefundenen leeren Granatköpfe dürften daher aus jener Zeit stammen.

Am 14. April 1945 wurde eine Frau auf dem Gelände des heutigen Parkplatzes an der Ecke Ostring/Epscheider Straße durch eine weitere Granate getötet.

Der Raum unter dem Schlafzimmer im Untergeschoss besitzt dagegen eine eigene Wand. Das wurde inzwischen vor dem Abriss der dort noch stehenden Wand des Hauses Schnettler überprüft. Auf der Fachwerkwand des Hauses Nr. 13 sind noch jetzt die Fliesen vermutlich einer Küche im ersten Stock des Schnettlerschen Hauses zu sehen. Am Freitag verschlossen Handwerker das Loch in der Schlafzimmerwand zunächst provisorisch mit einer großen Plane. Am Samstag traf unsere Zeitung Zimmerermeister Rainer Stockey und Marvin Schulenburg vom Dachdeckerbetrieb Helmut Hein bei der Arbeit am Abbruchort.

Sie hatten ein Gerüst aufgebaut und verschlossen das Loch in der Hauswand mit einer stabilen Baurahmenkonstruktion. Innen und außen wurden haltbare Platten aufgetragen, die Gefache des Zimmerwerks dazwischen mit Dämmmaterial gefüllt und das ganze abschließend regendicht verkleidet. „Hier musste schnell und unbürokratisch geholfen werden“, erklärte Rainer Stockey.