Vorhalle. . Dicke Luft rund ums Wasserschloss Werdringen: Die Ehrenamtlichen des Schlossvereins kündigen die langjährige Zusammenarbeit mit der Stadt Hagen auf.

Die winterliche Ruhe rund ums Wasserschloss Werdringen trügt. Zumindest unter dem Dach des Herrenhauses herrscht dicke Luft. Der Schlossverein fühlt sich von der Stadt missachtet und abgekanzelt. Gespräche über anstehende Renovierungsarbeiten wurden aufgrund atmosphärischer Verwerfungen abgebrochen, und der Vereinsvorsitzende Roger Kämper hat den seit den 90er-Jahren geltenden Überlassungsvertrag mit der Stadt Hagen zum Jahresende 2015 gekündigt. „Unsere Mitglieder sagen: ,Wir haben einfach keine Lust mehr, uns für diese Idioten den Hintern aufzureißen’“, spiegelt der Rechtsanwalt die völlig frustrierte Stimmung unter den knapp 100 ehrenamtlichen Schlossgeistern wider.

Im Kern geht es um sämtliche Fragen rund um die konzeptionelle und bauliche Zukunft des historischen Kleinods im Norden der Stadt. Ein Konflikt, der mit unterschiedlicher Intensität schon seit Jahren im Ruhrtal schwelt. Auf Grundlage des Überlassungsvertrages darf der Schlossverein das Erd- und Obergeschoss des umwaldeten Herrenhauses gratis nutzen. Im Gegenzug muss es sich aber um den baulichen Erhalt sowie den Zugang für die Besucher kümmern. Um die dafür entstehenden Kosten decken zu können, bedarf es nicht bloß engagierter Werdringen-Freunde, sondern vor allem auch verschiedener Aktivitäten, um Einnahmen zu erwirtschaften. Dazu gehören neben Konzerten, Lesungen, literarischen Walpurgisnächten, Mineralienbörsen sowie Weihnachts- und Kunstmärkten auch wechselnde Ausstellungen, Ambiente-Trauungen und Familienfeste.

Doch wenn es darum geht, die bauliche Substanz des Wasserschlosses zu erhalten, sind die Ehrenamtlichen auf die konstruktive Kooperation mit der Gebäudewirtschaft der Stadt angewiesen. Diese interessierte sich, so die Wahrnehmung des Vereins, zuletzt jedoch eher um Plastik-Sitzecken, Streusalzkisten und einen Raucher-Stehtisch im Schlosshof, die dort allesamt das Auge der Besucher beleidigten. „Gespräche über eine Beteiligung der Stadt an Kosten der vom Schlossverein zu veranlassenden Schönheitsreparaturen können erst nach Beseitigung der vertragswidrigen Zustände geführt werden“, formulierte die GWH in einen Schreiben und zog sich angesichts dieses Tenors endgültig den Groll der Vereinsmitglieder zu.

Kulturausschuss fordert weitere Fakten ein

Die Kündigung des Schlossvereins ging zwischen den Jahren per Einschreiben im Oberbürgermeister-Büro ein.

Als einzige städtische Reaktion gibt es bislang lediglich einen Anruf des Kultur-Fachbereichsleiters Tayfun Belgin beim Schlossvereinsvorsitzenden Roger Kämper, der bestätigt wissen wollte, ob das kursierende Kündigungsgerücht auch wahr sei.

Der Kulturausschuss forderte zunächst einmal einen umfassenden Bericht der Verwaltung zu den Vorgängen rund ums Wasserschloss ein. Erst auf Grundlage sämtlicher Fakten zu Konzeption und Bausubstanz des historischen Ensembles will die Politik über die Werdringen-Zukunft diskutieren.

Schlosskeller undicht

„Wir fühlen uns einfach nicht mehr ernst genommen“, möchte sich Vorsitzender Kämper nicht länger mit Kinkerlitzchen und Befindlichkeiten der Stadt herumärgern. Er erwarte vielmehr, dass die Kulturverantwortlichen sich den Werdringer Schlüsselproblemen stellten. So seien der Stadt bereits seit einem Jahr Undichtigkeiten im Keller bekannt, Feuchtigkeit dringe ausgerechnet in Höhe der Hauptsicherung für die Stromverteilung ins Gemäuer ein, auch die Küche sei betroffen. „Ein Gutachter hat die Situation als lebensgefährlich bezeichnet“, erzählt Kämper. Ebenso sei seit Jahren bekannt, dass die verstopften Dachrinnen, aus denen bereits die Birken sprießten, gereinigt werden müssten: „Stattdessen plätschert das Wasser die Mauern entlang in den Schlosshof.“

Zu geringe Besucherresonanz

Seitens der Stadt verweist man derweil darauf, dass die zu geringe Besucherfrequenz für die Feuchtigkeitsprobleme im Wasserschloss die Hauptursache sei: „Wenn die Türen häufig zu sind, kommt es zu Schäden“, erinnerte der Kulturdezernent in der jüngsten Sitzung des angesichts der Querelen staunenden Kulturausschusses daran, dass die publikumswirksamen Aktivitäten des Vereins massiv abgenommen hätten. Einzige Frequenzbringer seien noch die Schlossgastronomie und das Museum für Ur- und Frühgeschichte, bilanzierte Thomas Huyeng. Gleichzeitig betonte er, dass die Stadt das ehrenamtliche Engagement des Vereins durchaus wertschätze und den Gesprächsfaden gerne wieder aufnehmen wolle.

Tayfun Belgin, Leiter des Fachbereichs Kultur, regte daher an, durch ein Ausstellungs- und Interaktionskonzept zum Thema Spielen im Obergeschoss des Schlosses neue Sponsoren und neues Publikum anzulocken und damit den Freizeitwert des Ensembles zu erweitern. Ein Impuls, von dem es vom Schlossverein prompt einen Korb gab: „Ohne das Obergeschoss werden uns sämtliche Einnahmemöglichkeiten genommen“, hält Vorsitzender Kämper diesen Vorstoß für abwegig und kontraproduktiv.