Hagen. . Die Hagener Architekten- und Ingenieursverbände fordern einen Gestaltungsbeirat, der Politik und Verwaltung beraten soll. Sie wollen ihn auch selbst finanzieren.
Seit Jahren bemühen sich Hagener Architekten- und Ingenieursverbände darum, dass auch Hagen einen Gestaltungsbeirat bekommt, der Verwaltung, Politik und Investoren bei großen Bauprojekten berät. Jetzt gibt es eine neue Initiative, die endlich zum Ziel führen soll. Die im Forum „StadtBauKultur“ Hagen organisierten Verbände wollen einen Verein gründen, über den die Kosten, die ein solcher Gestaltungsbeirat verursachen würde, getragen würden.
Sprich: Auf die Stadt käme keine finanzielle Belastung zu. Jetzt kommt es aber darauf an, dass es auch eine politische Mehrheit dafür gibt, einen Gestaltungsbeirat, in dem Architekten sitzen würden, zu installieren. Mirek Sramek vom Bund Deutscher Architekten BDA: „Nötig wäre ein entsprechender Kooperationsvertrag.“
43 Gestaltungsbeiräte existieren bereits in NRW
Eine gute Sache
Noch ein Gremium? Am Ende mehr Bürokratie? Muss ein Gestaltungsbeirat wirklich sein? Muss nicht. Aber es wäre richtig, wenn er kommt. Vor allem jetzt, wo die Architekten der klammen Stadt auch noch eine Brücke bauen und den Beirat selbst finanzieren wollen. Er wäre eine gute Sache, weil es nicht schaden kann, wenn eine mit Arbeit ziemlich überlastete Bauverwaltung Rat von außen bekäme. Er wäre gut, weil er fachlich Investoren etwas entgegen zu setzen hätte, die ihre Gebäude nach wirtschaftlichen Kriterien planen.
Es lohnt aber auch der Blick in die Vergangenheit: Mit dem Hagener Impuls, mit dem Wirken Henry van der Veldes hat die Volmestadt Architekturgeschichte geschrieben. Es sind noch heute Perlen der Stadt. Und heute zumindest wieder mehr auf den Sachverstand von Architekten zu setzen, wird nicht zu unserem Schaden sein.
Michael Koch
Der neue Vorstoß für einen Gestaltungsbeirat war Thema beim Neujahrsempfang des Forums „StadtBauKultur“ im Kunstquartier. Und da gab es einen prominenten Fürsprecher für ein solches Gremium in Hagen: Ernst Uhing, den Präsidenten der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen aus Lüdenscheid. 43 solcher Beiräte gebe es bereits in den NRW-Kommunen. Von Arnsberg über Bochum und Dortmund bis Lippstadt oder Wuppertal. „Ich würde mich freuen, wenn auch Hagen dazu kommt“, so Ernst Uhing.
Eine Furcht vor den Gestaltungsbeiräten sei unbegründet: Sie hätten keine Entscheidungskompetenz und wollten sie auch gar nicht haben. Die bliebe bei der Politik und der Verwaltung. Allerdings gebe es viele Beispiele, bei denen es sich positiv ausgewirkt habe, dass der Sachverstand der Architekten und Städteplaner in die Planungen eingeflossen sei. Und mancher Planer solle bereits dankbar gewesen sein, dass er mit Rückendeckung des Beirats unzureichende Vorstellungen des Investors habe überarbeiten können.
Bei Großprojekten gefragt
Wann aber würde ein solcher Gestaltungsbeirat in Hagen eingesetzt? Architekt Mirek Sramek stellt klar: „Natürlich nicht, wenn jemand ein Eigenheim bauen will. Die Stichworte sind eher: Stadtbildprägend, Bedeutung für die Stadtentwicklung und besondere optische Bedeutung.“ Sprich: Es sind eher die Großprojekte, bei denen ein Gestaltungsbeirat zu Wort kommen würde.
Die Mitglieder
Im Forum StadtBauKultur sind vetreten: Architekten- und Ingenieurverein (AIV), Bund Deutscher Architekten (BDA), Bund Deutscher Baumeister (BDB), Bund Deutscher Innenarchitekten (BDIA), Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA) und Vereinigung Freischaffender Architekten (VFA).
Wie groß das Gremium in Hagen werden könnte, ist noch unklar. Die Initiatoren aus dem Forum „StadtBauKultur“ sind sich bereits einig: Es sollen auch oder sogar ausschließlich auswärtige Architekten vertreten sein. Der Vorsitz soll auf jeden Fall an einen Nicht-Hagener gehen. „Diese Experten müssen dann zwar bezahlt werden. Aber wir wollen auf jeden Fall den Eindruck vermeiden, dass wir Hagener Architekten mit solch einem Gestaltungsbeirat Eigeninteressen verfolgen“, so Mirek Sramek.