Hagen-Helfe. Am Tag nach dem angedrohten Amoklauf bemühte sich das Kollegium der Gesamtschule Helfe darum, zur Normalität zurückzukehren.
Am Tag nach dem angedrohten Amoklauf bemühte sich das Kollegium der Gesamtschule Helfe gestern darum, zur Normalität zurückzukehren. Nach einer morgendlichen Konferenz entließ Schulleiter Rolf Moser seine Kollegen mit der Vereinbarung in den Unterricht, die Ereignisse des Vortages nur zu thematisieren, wenn die Schüler dies wünschten: „Das regelt jeder Lehrer mit Augenmaß.“ Bei tiefergehenden Nachfragen verunsicherter Schüler sei es möglich, professionelle Hilfe, etwa beim Opferschutz der Polizei, anzufordern.
Riesengroße Dummheit
Mehrere Polizeibeamte waren auch am Dienstag vor Ort, um als Gesprächspartner für Schüler, Eltern und Lehrer zur Verfügung zu stehen. Thomas Gutsfeld, Leiter der Direktion Gefahrenabwehr, betonte jedoch, dass es nicht mehr darum gegangen sei, das Schulgelände zu überwachen. Nachdem der 20-jährige Schüler, der den Amoklauf via Facebook angedroht hatte, am Montagabend gestellt worden sei, habe man sich davon überzeugen können, dass von ihm keine Gefahr ausgehe. Offenbar habe ein Bündel von „alltagstypischen Belastungen“ bei dem jungen Mann zu dem verhängnisvollen Post geführt: „Er hat eine riesengroße Dummheit begangen, sicherlich muss ihm jetzt geholfen werden“, so Gutsfeld. Denn er habe nun mehr Probleme als zuvor.
Der gelbe Notfallordner
In allen Schulen steht ein gelber Notfallordner mit Verhaltensmaßregeln im Regal, auch für Amokläufe.
Beispiel: Die Klassenzimmertüren sind von innen zu sichern, damit ein etwaiger Amokläufer sie nicht öffnen kann.
Die Bezirksbeamten der Hagener Polizei halten regelmäßig Kontakt zu den Schulen.
An die Gesamtschule darf der 20-Jährige, der am Montag bis zu 30 Polizeibeamte auf den Beinen gehalten hatte, nicht zurückkehren. Unter den Schülern hat sein Name längst die Runde gemacht. „Er ist sich wohl bewusst, dass er großen Mist fabriziert hat, aber letztlich hat er sich das selbst zuzuschreiben“, so Miriam Manteuffel, Vorsitzende der Schulpflegschaft, die Lehrern und Polizeibeamten umsichtiges Verhalten bescheinigte: „Auch die Lehrer haben die Situation souverän gehandhabt.“
Staatsanwaltschaft prüft Anklage
Die Staatsanwaltschaft prüft, ob sie Anklage wegen Androhung eines Verbrechens gegen den 20-Jährigen, dessen Zulassung zum Abitur auf der Kippe gestanden haben soll, erhebt. Dass die Polizei einen Großeinsatz auslöste, begründete Gutsfeld mit den zurückliegenden Anschlägen und Amokläufen: „Dadurch sind wir hochgradig sensibilisiert. In solchen Fällen gilt es, schnell zu entscheiden und konsequent zu handeln.“ Es habe eine halbe Stunde gedauert, bis feststand, dass der junge Mann sich nicht im Schulgebäude befand. Aber erst, nachdem man ihn abends gestellt habe, sei endgültig klar gewesen, dass er nicht wirklich einen Anschlag plane. Seinen Aufenthaltsort ermittelten die Beamten, weil er über ein soziales Netzwerk Kontakt mit einer Bekannten hatte. Früher hätten junge Leute ihre Verzweiflung auf ein Stück Papier gekritzelt, heutzutage machten sie sich im Internet Luft, ohne über die Folgen nachzudenken, so Gutsfeld.
Ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg erklärte, glücklicherweise sei der Vorfall glimpflich ausgegangen. Auch in Zukunft würden die Behörden auf derlei Provokationen reagieren: „Solche Drohungen werden uneingeschränkt Ernst genommen.“