Hagen. Die Frauenquote bei der Berufsfeuerwehr Hagen ist erschrecken niedrig. Es gibt nur drei Beamtinnen. Feuerwehr-Chef Jäger will das ändern.
Nur drei der 242 Berufs-Feuerwehrleute in Hagen sind Frauen. Das entspricht einem Anteil von gerade einmal 1,2 Prozent. Seit Jahren bemüht sich die Leitung der städtischen Feuerwehr vergeblich darum, mehr Frauen anzuheuern: „Ich würde mich freuen, wenn sich das ändern würde,“ ist Hagens Feuerwehrchef Heinz Jäger (58) nicht zufrieden mit der Entwicklung.
Jäger ist Experte auf diesem Gebiet, er schrieb seine Staatsprüfung für den höheren Dienst vor zwölf Jahren über den Anteil von Frauen in der deutschen Feuerwehr. Seiner Meinung scheitern die diesbezüglichen Anstrengungen in erster Linie an den Einstellungsvoraussetzungen: „Wir dürfen ja nur Bewerber mit einer abgeschlossen handwerklichen Ausbildung in Dienst nehmen.“
Kleiner Kandidatinnen-Kreis
Tatsächlich: Wer Berufsfeuerwehrfrau werden möchte, muss bereits einen anderen handwerklich-technischen Beruf erlernt haben. Diese Bestimmung gilt zwar auch für Männer, doch weil Frauen in den betreffenden Branchen ohnehin stark unterrepräsentiert sind, ist der Kreis der möglichen Kandidatinnen für den Feuerwehrberuf von vornherein ausgesprochen klein.
30 freiwillige Feuerwehrfrauen
In den Einheiten der Freiwilligen Feuerwehren in Hagen sind inzwischen 30 Frauen tätig.
Zur Freiwilligen Feuerwehr gehören 22 Löschgruppen, die sich in fünf Abschnitte aufteilen.
Komplettiert wird die Feuerwehr in Hagen durch die Jugendfeuerwehr und drei Werksfeuerwehren (Bilstein GmbH, Hoesch Hohenlimburg GmbH, Stora Enso Kabel).
Die erste Frau in Hagen, die in die Männer-Domäne Berufsfeuerwehr eingebrochen ist, heißt Simone Overath (37). Die gelernte Tischlerin zog es 2001 in die Reihen der Lebensretter und Brandbekämpfer. Sie hatte es anfangs nicht leicht, fühlte sich argwöhnisch beobachtet und glaubte, härter und besser arbeiten zu müssen als ihre männlichen Kollegen: „Sicherlich wurde ich beäugt, aber ich habe meine Situation auch manchmal zu ernst betrachtet.“ Worüber sie sich jedoch wirklich geärgert habe, war der Vorwurf, sie könne ihre Kollegen im Notfall mangels Körperkraft nicht aus der Gefahr befreien: „Das ist ein unfaires Argument, das ja auch so nicht stimmt.“ Inzwischen hat sie sich längst etabliert und weiß auch mit dem unter Männern herrschenden rauen Ton umzugehen: „Natürlich gibt es die typischen Sprüche gegen Frauen, auch wenn sie zumeist lustig verpackt sind. Aber meine Kolleginnen und ich, wir teilen auch aus.“
Positiv für das Betriebsklima
Möglicherweise ist die Befürchtung, unter lauter Männern nicht zurechtzukommen, ein weiterer Grund für die mangelnde Zahl an Feuerwehrfrauen. Zwar lässt sich darüber nur spekulieren, doch ist Jäger davon überzeugt, dass sich die Anwesenheit von weiteren Frauen positiv auf das Betriebsklima auswirken würde: „In traditionell von Männern dominierten Berufen ist das nachweislich der Fall.“ Frauen verfügten über eine höhere soziale Kompetenz als Männer und hohe Kommunikationsfähigkeit, Sensibilität, analytische Fähigkeiten und Organisationstalent. Zudem sind ihre Fähigkeit, in Teams sachbezogen zusammen zu arbeiten, besser ausgebildet als beim männlichen Geschlecht.
Marion Ermeling (24) hat es nicht bereut, nach ihrer Lehre zur Werkzeugmacherin bei der Berufsfeuerwehr anzufangen: „Für mich persönlich war das genau die richtige Entscheidung.“ Die frischgebackene Brandmeisterin, die als Berufseinsteigerin 1800 Euro netto verdient, arbeitet gern mit Männern zusammen: „Die sagen gerade heraus, was sie denken. Jedenfalls meistens.“ Mit vielen Frauen zusammen zu sein, sei dagegen manchmal ziemlich „anstrengend“.
Feuerwehrchef Jäger hält Frauen grundsätzlich für genauso leistungsfähig wie Feuerwehrmänner. Dazu gehört auch der Umgang mit Sterbenden und Schwerverletzten, doch diesen Umstand will Marei Hellwig (32), wie Simone Overath gelernte Tischlerin und seit 2011 bei der Hagener Berufsfeuerwehr, nicht überbewerten: „Ganz ehrlich: Wer im Krankenhaus arbeitet, muss viel mehr aushalten als wir.“