Hagen. Positive Bilanz des Pilotversuchs mit Wertstofftonnen in Boele und Boelerheide. Es werden pro Person und Jahr gut vier Kilo mehr werstofe gesammelt als mit gelbem Sack. Doch wird sie auch stadtweit eingeführt?

Der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) hat eine positive Bilanz des Pilotversuchs mit Wertstofftonnen in Boele und Boelerheide gezogen. „Das war definitiv ein Erfolg“, teilte HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch mit: „Die Tonnen sind bei den meisten Bürgern auf Gegenliebe gestoßen. Und wir konnten die Menge an recyclebarem Abfall steigern.“

Im Sommer 2013 lieferte der HEB 1884 Wertstofftonnen an ausgewählte Haushalte in Boelerheide und im Boeler Zentrum aus. Dabei wurden sowohl Ein- und Mehrfamilienhäuser als auch Großwohnanlagen berücksichtigt, um eine möglichst repräsentative Siedlungsstruktur zu erhalten. Insgesamt waren 13 .700 Hagener Bürger in den Pilotversuch einbezogen. Die Teilnahme war freiwillig, grundsätzlich hatten alle Bewohner die Wahl, die neue Wertstofftonne oder weiterhin den Gelben Sack zu benutzen.

4,1 Kilogramm pro Einwohner

Ziel des Pilotversuchs war es, die Menge an wiederverwertbarem Müll zu steigern. Denn in die Tonne mit dem gelben Deckel dürfen – im Gegensatz zum Gelben Sack – auch sogenannte stoffgleiche Nichtverpackungen geworfen werden. Dazu gehören Haushaltsgegenstände aus Kunststoff oder Metall, etwa Gießkannen, Plastikeimer, Pfannen und Töpfe. Im Gelben Sack dürfen dagegen, so wurde es im Rahmen des Dualen Systems 1992 festgelegt, nur Leichtverpackungen entsorgt werden. Dabei handelt es sich um Verkaufsverpackungen aus Kunststoff, Leichtmetall oder Verbundstoff, die beim Einkaufen anfallen (z.B. Getränkekartons und Joghurtbecher).

Biotonne wird es vorerst nicht geben

Die Einführung einer Biotonne in Hagen kommt vorerst nicht in Frage. „Die Grünabfallsammlung ist so, wie wir sie jetzt betreiben, erfolgreich“, erklärte Herbert Bleicher, Geschäftsführer des Hagener Entsorgungsbetriebes. „Mit 60 Kilogramm Grünabfall pro Einwohner liegen wir weit über dem Landesschnitt, der bei nur 38 Kilogramm liegt.“ Insgesamt 36.000 Kunden wurden im letzten Jahr an der Kompostierungsanlage gezählt.

Der Hagener Entsorgungsbetrieb hatte zuletzt verschiedene Szenarien zur Einführung einer Biotonne untersuchen lassen. Unter dem Strich steht fest: Die braune Tonne wäre für die Hagener mit einer Gebührensteigerung verbunden.

Statt auf die Tonne zu setzen, will der Hagener Entsorgungsbetrieb die Grünabfallsammlung weiter ausbauen. Neben der Annahmestelle an der Kompostierungsanlage soll es künftig weitere dezentrale Sammelpunkte an der Müllverbrennungsanlage, in der Obernahmer, in Haspe sowie im Bezirk Eilpe/Dahl im Hagener Süden geben. „Unter diesen Umständen gehen wir von einer Erhöhung der Sammelmenge von sieben Kilo aus“, so Herbert Bleicher.

Und tatsächlich stieg mit Einführung der Tonne die Menge der Wertstoffe, wie das vom HEB beauftragte Institut für Abfall, Abwasser und Infrastruktur-Management, das den Pilotversuch wissenschaftlich begleitete und den Müll vor und nach Herausgabe der Tonnen prüfte, herausfand. So wurde die Wertstoffmenge in der Tonne um 4,1 Kilogramm pro Einwohner und Jahr gegenüber dem Gelben Sack gesteigert. „Das ist schon eine recht große Menge“, sagte Jagusch. Die zusätzlichen Mengen an Kunststoff und Metall könnten wiederverwertet werden und würden damit dem Restabfall entzogen. Eine Hochrechnung auf das gesamte Hagener Stadtgebiet habe ergeben, dass bei einer flächendeckenden Einführung der Wertstofftonne 780 Tonnen im Jahr zusätzlich an wiederverwertbarem Müll gesammelt werden könnten.

Stadtweite Einführung unklar

Ob es so weit kommt, die Tonne also stadtweit angeboten wird, stehe noch nicht fest, erläuterte HEB-Bereichsleiter Winfried Sasse. Spätestens mit Beginn des neuen Jahres, so sieht es das 2012 in Kraft getretene Kreislaufwirtschaftsgesetz vor, müssen Abfälle aus Papier, Metall, Kunststoff und Glas zum Zwecke des hochwertigen Recyclings getrennt gesammelt werden. Wie das organisiert und finanziert werden soll, müsse in einem weiteren Gesetz geregelt werden. Und darauf wartet die gesamte Abfallwirtschaft derzeit immer noch.