Hagen-Mitte. Im Hochbunker an der Hochstraße wurde nach fast 70 Jahren ein geheimer Tunnel entdeckt, der den Bunker wohl mit dem Theater verbunden hatte. Die Ziegelmauer wurde offenbar nie ganz zugemauert.

Es waren Dramen, die sich in und vor diesen Räumen vor mehr als 70 Jahren zugetragen haben. Familien hetzten in letzter Sekunde in den Bunker an der Hochstraße. Draußen detonierten schon die ersten Bomben. Gebäude brachen zusammen wie Kartenhäuser. Und dann waren da immer wieder die quälenden Fragen: Kommen wir hier lebend wieder raus? Steht unser Haus noch? Leben die Verwandten?

Michaela Beiderbeck weiß viel über die Geschichte des Gebäudes. Sie weiß auch etwas über die Menschen, die hier ausgeharrt und Schutz gesucht haben. Weil immer wieder Zeitzeugen kommen und das Museum in dem Bunker, den sie vor Kurzem gekauft hat, besuchen. Jetzt hat sie den Eingang eines Tunnels entdeckt – eine Art Bernsteinzimmer, das zwar keine Schätze beherbergte, dafür aber Leben rettete. Der unterirdische Gang führte vom Stadttheater direkt bis in den Keller des Bunkers.

„Mitglieder einer Besuchergruppe von Bunker-Experten, die sich in Internet-Foren austauschen, haben mir mal von diesem Tunnel erzählt“, sagt Michaela Beiderbeck, „wir haben allerdings alles abgesucht und nichts entdecken können. Auch Menschen, die als Kinder vor den Bomben in den Bunker geflüchtet sind, konnten sich nicht erinnern. Ich habe schon nicht mehr an die Existenz geglaubt.“

Wände 1,80 Meter dick

Erst als ein Handwerker sein Lager im Erdgeschoss des Bunkers räumt, taucht in einer Ecke ein vergessenes Treppenhaus auf, das in den Keller hinabführt. An dessen Ende landet man in einem kleinen Flur vor einer Ziegelsteinwand, die offenbar nie ganz zugemauert wurde. „Normalerweise sind die Kellerwände aus 1,80 Meter dickem Beton“, sagt Michaela Beiderbeck. „Die Steine sind ein deutlicher Hinweis, dass es hier einen Gang gegeben haben muss.“ Und da die Wand direkt dem Theatergelände zugewandt ist, liegt die Vermutung nahe, dass es sich um den vergessenen Tunnel handelt.

Zu erreichen ist der Tunneleingang auch vom Kellers aus. „Allerdings war die Tür zum Flur bis vor Kurzem von innen mit einem Kantholz verriegelt“, erzählt Michaela Beiderbeck. „Wir haben immer wieder versucht, sie zu öffnen. Wären wir nicht durch das Treppenhaus von der anderen Seite an die Tür herangekommen, wäre sie heute noch verschlossen.“

Heute Dunkelführung mit Taschenlampe

Im Erdgeschoss des Bunkers soll eine Parkgarage entstehen. In einem weiteren Geschoss befinden sich Lager des Stadttheaters Hagen.

Ferner sind Künstlerateliers und Veranstaltungsräume in Planung.

Auf den Bunker sollen zwei Wohnungen aufgesetzt werden. Ein entsprechender Bauantrag bei der Stadt ist eingereicht.

Im Keller haben Michaela und Gottfried Beiderbeck und ihr Mann ein eindrucksvolles Museum eingerichtet. Heute um 18 Uhr findet eine Dunkelführung mit Taschenlampen statt.

Weitere Infos im Internet unter www.bunker-hagen.de

Nicht mehr zu betreten

Zu betreten ist der Tunnel allerdings nicht mehr. Von außen ist im Laufe der Jahre immer wieder Erde an die kleine Öffnung herangeschoben worden. „Nach dem Ende des Krieges hat es hier in der Umgebung viele Baumaßnahmen gegeben“, so Michaela Beiderbeck, „dabei ist jede Menge Erde bewegt und der Tunnel vermutlich zugeschüttet worden.“