Hagen. . Hemmschwellen? Bedenken? Natürlich, die gibt es auf beiden Seiten. Doch mit jedem Besuch werden die Zweifel und Ressentiments ein wenig mehr ausgeräumt. Die Rede ist von den Besuchen im Theater und im Kunstquartier, die die Suppenküche für Bedürftige organisiert und ermöglicht.

„Wir sind jedes Mal erstaunt, wie begeistert unsere Gäste aus den Vorstellungen oder Ausstellungen kommen. Und es sind immer unterschiedliche Personen, die unser Angebot annehmen“, erläutert Jens Haasen. Haasen ist Vorstandsmitglied der Einrichtung am Märkischen Ring.

Bei der Suppenküche handelt es sich um eine Initiative Hagener Bürger, die für Wohnungslose einen gastlichen Raum schafft. „Und wir versuchen die Bedürftigen am Alltagsleben ein wenig teilhaben zu lassen“, ergänzt Jens Haasen. Und dazu gehöre auch die Teilnahme am kulturellen Leben.

Suppenküche wurde vor fast 20 Jahren gegründet

Die Suppenküche wurde 1996 von 22 Freiwilligen gegründet mit dem Ziel, Wohnungslosen gastlichen Raum zu schaffen.

Pro Öffnungstag (fünf Tage pro Woche) kommen an die 200 Bedürftige.

45 000 Mittagessen sowie 30 000 Lunchpakete werden jährlich ausgegeben, ferner 6000 Brote und Kuchen portioniert.

Die Suppenküche ist im Anbau des CVJM-Hauses am Märkischen Ring beheimatet.

Der selbst überaus kulturaffine Mann (er ist Mitglied bei den ­Ballettfreunden, im Theaterförderverein, im Osthaus-Bund und im Förderverein Emil-Schumacher-Museum) blickt zurück: „Vor ­kurzem waren wir – also etliche Gäste der Suppenküche und ein paar ehrenamtliche Helfer – in der Toulouse-Lautrec-Ausstellung im Schumacher-Museum. Der wissenschaftliche Leiter Rouven Lotz hat uns durch die Räume geführt. Und ganz lebendig, leicht verständlich und anschaulich über den Künstler und die Bilder erzählt. Es waren tolle zwei Stunden.“

Bei Ballett-Generalprobe

Drei mal pro Jahr bietet die Suppenküche solche Museumsbesuche an. „Wir kaufen in Absprache mit der Stadt für das Kunstquartier verbilligte Eintrittskarten. 25 Interessierte können sich dann Bilder, Objekte und Skulpturen anschauen. Manche unserer Gäste waren vorher noch nie bzw. seit Jahren nicht mehr in einem Museum.“

Auch das Stadttheater zeigt sich kooperativ. „Wir besuchen mit unseren Gästen – oft gestrauchelte oder obdachlose Menschen – zwei reguläre Produktionen. Musicals sind besonders beliebt“, weiß Haasen. So habe man sich gemeinsam „Jesus Christ Superstar“ und die „West Side Story“ angeschaut. „Durch die mitreißende Musik war die Stimmung einfach super“, schwärmt Haasen.

Drei Mal im Jahr besuchen die Suppenküchen-Gäste eine Generalprobe des Balletts, bei freiem Eintritt und mit Erlaubnis des Intendanten. „Alice im Wunderland“ faszinierte besonders, „allerdings schauen Ballettaufführungen fast ausschließlich Frauen“, schmunzelt Haasen.