Hagen/Durban. . Seit elf Jahren engagieren sich Dorothee und Michael Boecker aus Dahl für Aids-Waisen in Südafrika. Sie schenken vergessenen Kindern eine Perspektive.

Ihren Vater hat Slungile nie gekannt. Ihr Mutter starb, als sie vier Jahre alt war. Ein warmes Essen bekam Slungile in der Suppenküche. Heute ist das Mädchen 16 Jahre alt. Und bald beginnt sie ihr Studium: Erziehungswissenschaften in Durban.

Slungile strahlt, wenn sie Dorothee und Michael Boecker sieht. Denn mit jenem Tag, an dem das Ehepaar aus Dahl zum ersten Mal mit den Pfadfindern des Stammes Don Bosco in das kleine Dorf Bamshela in Südafrika kam, änderte sich auch ihr Leben. Gut elf Jahre liegt der Tag zurück, an dem die Gruppe aus dem Hagener Süden beschloss, am anderen Ende der Welt ein Heim für Aidswaisen zu bauen.

Kind der ersten Generation

Die kleine Slungile war eines der ersten Kinder, das in der Einrichtung ein neues Zuhause fand. „Sie ist eines der Kinder der ersten Generation“, sagt Dorothee Boecker, „aus ihr und den anderen sind längst Jugendliche und junge Erwachsene geworden. Es tut gut zu sehen, dass sie jetzt ihren eigenen Weg gehen, dass sie eine Perspektive haben.“

Eine Perspektive für Südafrikas vergessen Kinder – das ist das große Ziel, das über allem steht. Deshalb lebt Slungile mit fünf anderen Mädchen gemeinsam in einer der Außenwohngruppen des Waisenheims Don Bosco, das über den Verein Entwicklungshilfe Don Bosco auch durch Spenden aus Deutschland finanziert wird. Es ist der letzte Schritt vor den eigenen vier Wänden, vor der Selbstständigkeit. „Die Jugendlichen werden vom Waisenheim aus begleitet“, sagt Dorothee Boecker.

Staatliche Anerkennung

Von einem Heim, in dem sich in den letzen elf Jahren so vieles geändert hat. „Wir stehen jetzt unmittelbar vor der Anerkennung durch den Staat. Das war ein langer Prozess“, sagt Michael Boecker. Der neue Status wird helfen, staatliche Gelder zu bekommen. „Neben den Spenden, die uns seit Jahren erreichen, sind wir auch auf Unterstützung durch den Staat angewiesen“, so Boecker weiter. „Wir sind auf dem Weg, dezentrale Strukturen einzuführen. Die Kindern sollen künftig in einer Art Großfamilie zusammenleben – acht Mädchen und Jungen mit jeweils zwei Erziehern.“

Die Kinder von Bamshela haben eine Zukuntfsperspektive.
Die Kinder von Bamshela haben eine Zukuntfsperspektive. © WP

Geld für das Projekt, für sein Projekt, sammelt das Ehepaar weiter. 27.000 Euro sind allein beim Spendenlauf des Reichenbach-Gymnasiums zusammengekommen. Die Don-Bosco-AG der Schule aus Ennepetal („Unser größter und zuverlässigster Sponsor“) ist jetzt zum ersten Mal nach Südafrika gereist. Die Jugendlichen haben mit den Kindern gegrillt, sie haben einen Ausflug gemacht, sie haben gespielt. „Das waren tolle Erfahrungen“, sagt Dorothee Boecker, „für die Kinder aus Bamshela, aber bestimmt auch für die Jugendlichen aus Deutschland.“

Die stehen vor dem Schritt in ein selbstständiges Leben – genau wie Slungile. Doch zuvor leisten sie einen Beitrag – damit auch die anderen Kinder in Bamshela eine Zukunftsperspektive haben.