Hagen. . Erst am vergangenen Freitag war der so genannte Einsatzbefehl bei der Feuerwehr geschrieben worden. Also eine Art „Drehbuch“, was zu tun ist, wenn ein Ebola-Verdachtsfall in Hagen auftritt. Niemand hätte wohl erwartet, dass dieses so schnell zum Tragen kommen würde.
Erst am vergangenen Freitag war der so genannte Einsatzbefehl bei der Feuerwehr geschrieben worden. Also eine Art „Drehbuch“, was zu tun ist, wenn ein Ebola-Verdachtsfall in Hagen auftritt. Niemand hätte wohl erwartet, dass dieses so schnell zum Tragen kommen würde: Am Dienstagabend bestand über Stunden der Verdacht, dass eine 40-jährige Afrikanerin an der oft tödlich verlaufenden Viruserkrankung leiden könnte (wir berichteten gestern aktuell).
Am späten Dienstagabend konnte der Verdacht mit höchster Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Seit gestern herrscht nach weiteren Tests die Gewissheit: Die Frau ist nicht an Ebola erkrankt, sondern an Malaria. Sie wird weiterhin in einem Hagener Krankenhaus behandelt. Die Chancen auf vollständige Genesung werden als sehr gut eingeschätzt.
Die 40-jährige Afrikanerin war zur Beerdigung ihrer Mutter nach Nigeria gereist. Vor neun Tagen war sie nach Hagen zurückgekehrt und schließlich erkrankt. Am späten Dienstagnachmittag war sie dann in die Gemeinschaftspraxis von Dr. Astrid Eurich-Köster, Dr. Crispin Webber und Dr. Dieter-Günther Schultz am Graf-von-Galen-Ring gekommen. Dr. Astrid Eurich-Köster hatte sehr schnell erkannt, dass es sich um Ebola-Symptome handeln könnte. Die 40-Jährige war daraufhin gar nicht erst in Kontakt mit anderen Patienten der Praxis gekommen, entsprechend können die Mediziner auch ausschließen, dass sie gefährdet waren.
Ebola sei nur über Körpersekrete und über räumlich engen Kontakt übetragbar, so Dr. Dieter-Günther Schultz, der seiner Kollegin beratend zur Seite stand: „Ich war eigentlich schon auf dem Weg zu Patientenbesuchen, als mich meine Kollegin auf dem Handy anrief. Wir haben dann besprochen, wie wir weiter vorgehen“, sagte er unserer Zeitung. In Panik verfiel hier niemand: „Wir haben alle Rettungsdienst-Erfahrung. Deshalb wissen wir, dass es wichtig ist, in solch einer Situation einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber natürlich ist das auch für einen Mediziner eine erhebliche Anspannung.“ Umgehend schaltete die Praxis auch das städtische Gesundheitsamt ein, das wiederum die Feuerwehr alarmierte. Der erst wenige Tage vorher erarbeitete Einsatzbefehl konnte also greifen. Veit Lenke, stellvertretender Hagener Feuerwehrchef: „Wir mussten hier nur den ersten Teil nicht umsetzen: den Transport aus der Wohnung, denn die Patientin war ja in der Praxis bereits medizinisch gut versorgt.“
Spezielle Schutzanzüge
Sofort alarmiert wurde auch eine Bio-Spezialeinsatzgruppe der Feuerwehr in Essen, die mit der Uni-Klinik Düsseldorf kooperiert und für das gesamte Ruhrgebiet zuständig ist. Mit zwei Fahrzeugen, darunter ein komplett in Edelstahl eingerichteter Infektions-Rettungswagen, rückte die Einheit an. Mit an Bord: eine auf Virologie spezialisierte Ärztin. Der Auftritt der Spezialisten vermittelte durchaus filmreife Szenen – mit Schutzanzügen und spezielle Kopfhauben samt Luftzersteubern.
Trotz aller Dramatik am Dienstagabend überwog gestern die Erleichterung in Hagen. Nicht nur, weil es am Ende „nur“ eine Malaria-Erkrankung war. Sondern auch, weil die Mechanismen greifen konnten. Vize-Feuerwehrchef Veit Lenke: „Es ist alles so gelaufen, wie wir es geplant hatten.“ So sieht es auch das städtische Gesundheitsamt: Der Ablauf sei ideal gewesen. Großes Lob gibt es daher von beiden Seiten für die Praxis am Graf-von-Galen-Ring: Dort habe man vorbildlich reagiert.
Aber sind auch alle anderen Hagener Mediziner so gut informiert? Die Hagener Krankenhäuser sind vom Gesundheitsamt in Sachen Ebola noch einmal speziell unterrichtet worden. Die niedergelassenen Ärzte, so die Stadt, seien ohnehin verpflichte, sich ständig bei meldepflichtigen Krankheiten auf dem neusten Stand zu halten. Etwa mit Hilfe des Robert-Koch-Instituts. Und Ebola sei solch eine meldepflichtige Krankheit.
Keine höhere Gefährdungslage
Gesicherte Erkenntnisse, ob Hagen wegen seines hohen Migrantenanteils stärker gefährdet ist als andere Städte, gibt es nicht. Allerdings stammen viele der Migranten aus Afrika, entsprechend gibt es auch Reisebewegungen. Die kann auch das städtische Gesundheitsamt nicht kontrollieren, denn es gibt keine Meldepflicht. Gleichwohl, so Stadtsprecher Thomas Bleicher, beschäftige sich das Gesundheitsamt sehr intensiv mit dem Thema. Anzeichen für eine höhere Gefährdungslage gebe es nicht.