Hagen. Am Ende wurde doch noch alles gut. Bis dahin schwitzten die Boeler Loßröcke aber gewaltig. Denn: Fast hätte der Brauchtumverein in dieser Session keinen neuen Oberloßrock nebst Herdame gefunden. Bis doch noch ein erlösender Anruf in Boele einging.

Gibt es einen oder gibt es keinen? Der Buschfunk in Boele lief in den letzten Tagen heiß und die wildesten Spekulationen über die Zukunft der Loßröcke wurden laut. Doch sie haben es letztlich doch wieder geschafft. Nachdem sich bei der Sessionseröffnung am 11.11. noch niemand gefunden hatte, der die Nachfolge von Patrick Engelbert als Oberloßrock antritt, konnte am Samstag bei der traditionellen Proklamation im „Wohnzimmer der Karnevalisten des Hagener Nordens“, dem Café Boelerbü an der Gesamtschule Helfe, stolz verkündet werden, dass Marcel I. und Lorena I. die Boeler Narren in die kommende Session leiten werden.

Die Erleichterung stand den Loßröcken in die Gesichter geschrieben. „Die letzten Tage waren sehr unruhig und es gab viel Gerede im Dorf“, so Hans Dratius aus dem Vorstand der Loßröcke und ergänzte, dass auch die Mitglieder aus befreundeten Vereinen sehr erleichtert gewesen seien.

Alternative Pläne wurden diskutiert

Dabei hörte es sich erst gar nicht gut an, als Bezirksbürgermeister Heinz-Dieter Kohaupt mit mahnenden Worten die „kleine Prunksitzung“ eröffnete, zu der auch die Heidefreunde Boelerheide, Grün- Weiß Vorhalle und das Hagener Prinzenpaar geladen waren. „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir dieses Ehrenamt und diese Tradition erhalten können“, so Kohaupt und verwies damit auf die wachsenden Schwierigkeiten, denen sich der Hagener Karneval in der Zukunft stellen muss.

Umso wichtiger, dass die höchsten Ämter mit passenden Kandidaten besetzt sind. Die Suche danach stellte sich in diesem Jahr bei den Loßröcken jedoch als äußerst schwierig und nervenaufreibend heraus. „Gestern Abend hatte ich einen Kopf wie ein Rathaus“, erklärte Vorsitzender Hans Stücker. Nachdem sich die Stimmung am 11.11. noch auf dem Tiefpunkt befand, wurden im Vorstand alternative Pläne diskutiert.

"Das ist einmalig in der Geschichte der Loßröcke"

Der zeitliche Aufwand, der mit dem Amt des höchsten Würdeträgers des Boeler Karnevals verbunden ist, schreckt viele ab. Dabei macht der ehemalige Oberloßrock Patrick Engelbert Mut: „Richtig stressig ist es nur zum Rosenmontag hin, und auch dieser Stress versinkt in der Freude“.

Am Donnerstagabend kam dann der rettende Anruf von Marcel Schaefer, der inzwischen als Zeitsoldat in Münster stationiert ist und deshalb an der Sessionseröffnung nicht teilnehmen konnte. Er habe im Internet erfahren, dass sich kein Oberloßrock gefunden hat und sofort reagiert: „Nachdem ich die Nachricht gelesen hatte, habe ich beim Vorstand angerufen und mich angeboten“, so der 23-Jährige. Es zog sich noch, bis in den späten Stunden des Freitagnachmittags dann auch Herzdame Lorena Schlink (20) die Zusage gab, die eigentlich als Pagin mitlaufen wollte, aber noch keine Antwort bekommen hatte.

So konnte bei der Proklamation am Samstag neben dem Loßrock-Nachwuchspaar Bastian I. und Lina II. mit etwas Verspätung auch das 66. Oberloßrockpaar präsentiert werden. Obwohl es wohl auch in den kommenden Jahren nicht einfach wird, diese Ämter zu besetzen, zeigte sich der Vorsitzende optimistisch:„Das ist einmalig in der Geschichte der Loßröcke und ich hoffe, dass es auch einmalig bleibt“.