Hagen-Boele. . Die Besetzung der höchsten Ämter im Hagener Karneval gestaltet sich immer mehr zum Problem. Bei den Boeler Loßröcken findet sich niemand für das höchste Amt: das des Oberloßrocks.

Die Besetzung der höchsten Ämter im Hagener Karneval gestaltet sich immer mehr zum Problem. Nachdem schon das Festkomitee mangels Bewerbern große Mühe hatte, einen Prinzen zu küren, ist bei den Boeler Loßröcken nun der Super-Gau eingetreten: Bei der Sessionseröffnung am 11. November fand sich niemand, der ins Kostüm des Oberloßrocks schlüpfen wollte. „Wir hängen in der Luft“, zeigte sich Vorstandsmitglied Jürgen Hentges nach dem Stelldichein in der Loßrock-Halle am Dienstagabend einigermaßen ratlos.

Bereits im Vorfeld der Sitzung hatte sich abgezeichnet, dass es nicht einfach sein würde, einen Nachfolger für Patrick Engelbert (20) zu finden. Der Vorstand habe mehrere Mitglieder angesprochen und sogar Zusagen erhalten, so Hentges: „Aber alle Kandidaten haben sich kurzfristig zurückgezogen.“ Als Grund seien berufliche Überlastung oder fehlende Zeit genannt worden. Dennoch hoffte das Führungsgremium bis zuletzt, dass sich pünktlich zum Sessionsbeginn am 11.11. um 23.11 Uhr ein Boeler zur Wahl stellen würde. Pustekuchen. „Die Stimmung war gedrückt, so etwas hat es bei uns noch nicht gegeben“, so Vorsitzender Hans Stücker.“

Vier Alternativen

Am Donnerstag wird der Vorstand zusammentreten, um zu beraten, wie eine Session ohne den höchsten Würdenträger des Boeler Karnevals gefeiert werden kann. Eine schwierige Frage, denn zahlreiche närrische Aktivitäten sind auf das Oberloßrockpaar zugeschnitten. Vier Alternativen stehen im Raum:

1) der Elferrat übernimmt die Aufgaben des Oberloßrockpaares und tritt als Repräsentant auf;

2) das in der vergangenen Session amtierende Oberloßrockpaar Patrick Engelbert und Lisa Isabell Preiß (18) hängt ein Jahr dran (Engelbert hat aber schon verneint – siehe Interview);

3) ein anderes ehemaliges Paar übernimmt zum zweiten Mal die Oberloßrockwürde;

4) ein Boeler, der nicht Mitglied der Loßröcke ist, wird ernannt.

Immer ein anderes Mitglied

Welchen Ausweg die Loßröcke auch finden, er wäre ein Novum in der langen Geschichte der Boeler Narren. Seit 1949, als Hans Schmidt zum ersten Oberloßrock gewählt wurde, wurde das wichtige Amt Jahr für Jahr von einem anderen Vereinsmitglied besetzt. Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Kandidaten gab es erstmals 2013, als der Vorstand erst im letzten Moment Patrick Engelbert präsentieren konnte. Bei seiner Wahl hallten Freudenschreie durch die Loßrock-Halle.

Diese Aufgabe übernimmt man einmal im Leben

1 Wie haben Sie die Session als Oberloßrock erlebt?

Das war eine supergeile Zeit. Ich habe soviel Zusammenhalt erlebt und bin super unterstützt worden. Ich glaube, die Auftritte und alles andere, was zu diesem Amt dazugehört, haben mich ein Stück erwachsener gemacht. Ich verstehe nicht, wieso sich kein Nachfolger findet.

2 Vielleicht schreckt das Geld etwaige Kandidaten ab?

Ach, ich war ja im letzten Jahr noch Auszubildender, habe also nicht viel verdient. Ich bin durch Sponsoren unterstützt worden, und dann gibt es ja noch die Bonbon-Briefe, in denen für den Oberloßrock gesammelt wird. Letztendlich hat mich der Spaß 1500 Euro gekostet.

3 Kommt es für Sie in Frage, Ihre Amtszeit zu verlängern?

Ganz klar: Nein. Oberloßrock ist man einmal im Leben. Jetzt sind andere an der Reihe, ihren Hintern hochzubringen.

Zwar führt der Vorstand bereits eine Liste mit Kandidaten, die das Amt übernehmen wollen, aber erst ab 2015 oder 2016. Wenn nicht noch ein Bewerber aus dem Hut gezaubert wird, muss die traditionelle Proklamation des Oberloßrockpaares, die am kommenden Samstag im Café Boelerbü an der Gesamtschule Helfe stattfinden sollte, diesmal ausfallen.