Fröndenberg. Im Ruhrcafé in Fröndenberg entsteht ein Witwentreff 60 plus. In der Selbsthilfegruppe soll es um Austausch und gegenseitige Unterstützung gehen.

Sie sind ein eingespieltes Team, über Jahrzehnte ein Wir. Doch dann baut der Geliebte merklich ab. Er ist krank – sie pflegt ihn, ist immer an seiner Seite. Zeit für Freunde, Bekannte und Hobbys ist plötzlich rar. Das Leben wird immer einsamer. Und dann das: Er stirbt. Witwe mit 66. Das gemeinsame Leben sollte doch jetzt eigentlich noch einmal richtig schön werden. Die Kinder haben eigene Familien, Rente, endlich mehr Zeit füreinander. Wie soll es jetzt weitergehen?

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Silke Habekost ist Pflegedienstleitung im ambulanten Bereich beim Schmallenbach-Haus Hubertia. Ihrer Mama ist es ähnlich ergangen: Sie pflegte ihren kranken Ehemann zwei Jahre lang bis zu dessen Tod. Eine anstrengende, zeitintensive Aufgabe. Und auf einmal war da diese Leere. Von null auf hundert. Es fehlte an sozialen Kontakten und überall musste sich die Frau rechtfertigen, warum sie jetzt Witwe ist. Kein schönes Gefühl.

Gutschein-Aktion im Ruhrcafé: Keine Sorgen ums Geld machen

Der erste Termin für den Witwentreff steht fest: Am Freitag, 14. Februar, 15 Uhr, geht es im Ruhrcafé im Schmallenbach-Haus Hubertia los. Die Adresse lautet Karl-Wildschütz-Straße 5.

Wer noch mehr Informationen oder sich anmelden möchte, kann sich bei der Informationsstelle für Selbsthilfegruppen im Kreis Unna melden. Ansprechpartnerin ist Susanne Götz unter oder 02304/240722.

Das Angebot ist kostenfrei. Das Ruhrcafé beteiligt sich an der Aktion „Suspended Coffee Germany“. Es gibt im Thekenbereich ein Glas mit Gutscheinen über ein beliebiges Produkt oder einen Geldbetrag. „Eine Person kauft zum Beispiel einen Gutschein über einen Kaffee und spendet ihn“, sagt Silke Habekost. Ein anderer Mensch, der sich vielleicht den Kaffee und das Stück Kuchen nicht leisten kann, kann sich den Gutschein diskret aus der Dose nehmen und damit an der Kasse zahlen. „Manchmal fällt einfach jede Tasse Kaffee schwer.“

Doch damit ist sie nicht die Einzige, merkt Silke Habekost. Im Umfeld geht es vielen Frauen über 60 so, wird bei Gesprächen mit Freunden klar. Silke Habekost will helfen und überlegt gemeinsam mit ihrer Mutter, wie das am besten gelingen kann. Ein maßgeschneidertes Angebot für diese Gruppe gibt es noch nicht in Fröndenberg. Doch das ändert sich jetzt. Mitte Februar geht der „Witwentreff 60+“ im Ruhrcafé an den Start, eine Selbsthilfegruppe für Frauen. „Es geht um ein fröhliches Zusammensein“, erklärt Silke Habekost.

Niemand wird verurteilt

„Witwen wollen nicht therapiert werden“, sagt Habekost, die in ihrem Arbeitsalltag mit vielen Betroffenen in Kontakt kommt. Das neue Angebot findet zwar im Schmallenbach-Haus Hubertia statt, doch ist ausdrücklich nach außen geöffnet. Silke Habekost arbeitet mit der Informationsstelle für Selbsthilfegruppen im Kreis Unna zusammen und mit dem Bündnis für Familien. Einige Anmeldungen gibt es bereits. Wenn die Gruppe gut anläuft, dann denkt Silke Habekost über eine zweite Gruppe nach – vielleicht auch eine speziell für Männer.

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Die Betroffenen wollen ihren Familien meist nicht zur Last fallen und ziehen sich zurück. Beim Treff gehe es darum, neue Kontakte zu finden – auch, wenn man nicht in einen speziellen Verein gehen möchte. Im Idealfall tauschen sich die Teilnehmerinnen aus, finden neue Freunde und unternehmen auch außerhalb der Gruppe etwas miteinander. Zumindest ist das der Wunsch der 48-jährigen Initiatorin.

Auch Vorträge vermitteln

„Vielleicht werden wir auch mal Vorträge vermitteln“, sagt Silke Habekost, die auch über andere Seniorentreffs, Gruppen und Anlaufpunkte informieren kann – wie das Repaircafé oder die Taschengeldbörse. Bei den ersten Treffen möchte sie anwesend sein und die Erwartungen der Teilnehmer abfragen. Später soll sich die Gruppe möglichst verselbstständigen. Wie genau und in welche Richtung sich der Witwentreff entwickle, sei flexibel. Der Spaß steht im Vordergrund. „In der Gruppe guckt einen keiner komisch an, wenn man mal nicht in Stimmung ist“, sagt Silke Habermann. Denn jede Anwesende ist Witwe, jede in einem anderem Trauerstadium.

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Silke Habekost hatte sich immer eine soziale Ader und freut sich auf die neue Gruppe. „Ich bin optimistisch, dass das gut wird.“ Das Ruhecafé sei ein guter Treffpunkt, da er barrierefrei ist und – mit Blick auf die Rente – die Preise für Speisen und Getränke nicht zu hoch sind. „Wir wollen für jeden etwas Passendes finden.“