Fröndenberg. Letzte Station Haus Hubertia? Denkste! Gerlinde Happke zieht mit 83 Jahren aus Fröndenberger Pflegeheim wieder in ihre eigene Wohnung zurück.

Weihnachten zuhause sein, bei den Liebsten: In zahllosen Liedern besungen, für viele Menschen ein inniger Wunsch. Für Gerlinde Happke wird er wahr. Die ungewöhnliche Geschichte der 83-Jährigen: sie zieht aus der Pflegeeinrichtung Haus Hubertia wieder aus.

„Ich habe mich im Haus Hubertia sehr wohl gefühlt. Das war wie ein Fünf-Sterne-Hotel für mich“, sagt Gerlinde Happke. Pflegekräfte oder auch manche Mitbewohner sind ihr ans Herz gewachsen. Aber ihr Zuhause ist die Hohenheide, und da wartet nun eine Wohnung auf die 83-Jährige.

Abgesehen von der Tages- oder Kurzzeitpflege (zum Beispiel zur Erholung nach Krankenhausaufenthalten oder wenn pflegende Angehörige für einen gewissen Zeitraum nicht zur Verfügung stehen) ist es eher ungewöhnlich, aber auch nicht ausgeschlossen: Menschen ziehen aus einer Pflegeeinrichtung für Senioren wieder aus. Weil die körperliche Verfassung sich so gut entwickelt hat, dass ein selbstständiges Leben wieder möglich ist.

Weihnachten in gemeinschaftlicher Runde

Helga Velmer betont, dass im Falle eines Wunsches nach Auszug aus dem Seniorenheim das Haus immer für einen engen Austausch und Unterstützung zur Verfügung steht.

Mietverträge laufen unbefristet (also in den meisten Fällen bis zum Lebensende), allerdings kann man sie, wie in Gerlinde Happkes Fall, auch kündigen.

Weihnachten gefeiert wird in den Einrichtungen natürlich auch in gemeinschaftlicher Runde.

Gerade für die Menschen, die an Weihnachten keinen Besuch von Angehörigen bekommen, ist das sehr wichtig. So gibt es Weihnachts- und Krippenfeiern oder festliche Weihnachtsgottesdienste im Schmallenbach-Haus wie im Haus Hubertia.

Helga Velmer, im Schmallenbach-Haus und dem dazugehörigen Haus Hubertia für die Heimaufnahme zuständig, bestätigt, dass es im Jahr durchaus eine Handvoll ehemaliger Bewohner gibt, die wieder ins eigene Zuhause ziehen. „Wir freuen uns jedes Mal, wenn so etwas möglich ist“, sagt Velmer. So wie jetzt bei Gerlinde Happke.

Ersten Koffer schon gepackt

Die ersten großen Koffer aus ihrem Zimmer sind bereits weg. Die Familie kümmert sich um die Logistik des Umzugs. „Coming home for Christmas“, so wie es Chris Rea besingt, wird bei ihr Realität. „Ich wollte unbedingt an Weihnachten wieder Zuhause sein“, erzählt die 83-Jährige.

Seit Mai hat sie im Haus Hubertia gelebt. Geboren in Wickede/Ruhr, lebte sie später mit ihrem Mann (der mittlerweile verstorben ist) in Hameln und Altenkirchen (im Westerwald), bevor dann die Hohenheide und das eigene Haus dort das Zuhause wurde.

Happke ist gelernte Verkäuferin. Anfang 2019 stellte ein Bandscheibenvorfall ihr Leben auf den Kopf. Diagnose und Behandlung zogen sich hin. Mehrere, längere Klinikaufenthalte und Operationen waren die Folge. Dann infizierte sich Gerlinde Happke auch noch mit einem Keim und die Familie konnte nur im Schutzanzug an ihr Bett kommen.

Nach langer Suche ins Haus Hubertia

„Das war eine ganz schäbige Zeit“, erinnert sich Happke. In der ihr auch schmerzlich klar wurde: „Ich kann nicht mehr alleine leben.“ Sie konnte nur liegen in dieser Zeit.

„Schon bevor ich ins Krankenhaus kam, hatte die permanent große Schmerzen.“ Die gesundheitliche Verfassung ließ ihr keine andere Wahl. Nach langer Suche fand sich im Mai der Platz im Haus Hubertia, mitten in Fröndenbergs Innenstadt.

Dank Behandlungen und Therapie besserte sich ihr Zustand dann aber deutlich. Über den Rollstuhl sagt Gerlinde Happke heute: „Er ist mir in manchen Situationen ganz nützlich.“ Aber meistens ist nun der Rollator als Helfer im Alltag ausreichend.

Wunsch, nach Hause zu ziehen

Die Überlegungen und der Wunsch, wieder nach Hause zu ziehen, reiften schon länger im Kopf. Im Austausch mit den Pflegekräften im Haus Hubertie und der Hausleitung fiel die Entscheidung.

Aber natürlich mussten auch während der Zeit ihrer schweren gesundheitlichen Probleme wichtige Entscheidungen getroffen werden. Das Haus auf der Hohenheide gehört nun ihrem Neffen, (Happke selbst und ihr Mann haben keine Kinder bekommen). Aber eine Wohnung in dem Haus für die 83-Jährige blieb frei.

Im Oktober war sie zum ersten Mal wieder dort, und jetzt im Advent wohnte Gerlinde Happke schon mal drei Tage alleine dort „zur Probe“. Um zu sehen, ob es auch wirklich wieder selbstständig geht. Ihr Bruder wohnt im Haus direkt daneben, sodass die Familie als Unterstützung in der Nähe ist. Auch wird jeden Tag ein mobiler Pflegedienst vorbeischauen.

„Ich freue mich, wieder Zuhause zu sein“, sagt Happke. Kurz vor dem Weihnachtsfest ist der Umzug nun über die Bühne gegangen. Sogar die Matratze aus dem Haus Hubertia hat sie mitgenommen. Das sei ja ihre, Happkes eigene, speziell angepasst für ihren Rücken. An die hatte die 83-Jährige gar nicht bedacht, aber auch deren Transport auf die Hohenheide lässt sich noch organisieren.

Wieder Blumen im Garten pflanzen

Sie freut sich auf die nächste warme Jahreszeit. Dann ein bisschen im Garten sein, das ein oder andere Blümchen pflanzen und pflegen, das möchte Gerlinde Happke dann nach Möglichkeit auch wieder machen. „Der Garten war immer meine Herzensangelegenheit.“

Ihre neue, alte Wohnung im großen Stil weihnachtlich zu schmücken, einen Tannenbaum aufzustellen, das hat sie dieses Jahr nicht mehr geschafft. Sie feiert im Kreise der Familie. Gerlinde Happke grinst. „Was die mit mir geplant haben, weiß ich aber nicht.“